Updated Sunday 15 May, 2011 12:18 PM

   Headlines  |  Alternate Histories  |  International Edition


Home Page

Announcements 

Alternate Histories

International Edition

List of Updates

Want to join?

Join Writer Development Section

Writer Development Member Section

Join Club ChangerS

Editorial

Chris Comments

Book Reviews

Blog

Letters To The Editor

FAQ

Links Page

Terms and Conditions

Resources

Donations

Alternate Histories

International Edition

Alison Brooks

Fiction

Essays

Other Stuff

Authors

If Baseball Integrated Early

Counter-Factual.Net

Today in Alternate History

This Day in Alternate History Blog



 

 

 

 

 

 

 

Vereinigtes Armenien

Miatsyal Hayastan

 

von Michael Preis

                       

Was wäre gewesen … wenn der Armeniergenozid nicht das gewesen wäre, was er in der Realgeschichte war: ein türkischer Erfolg? Die Türken und ihre kurdischen Komplizen bluteten Armenien durch ihn nahezu aus und konnten es schließlich auf ein Gebiet um Jerewan verstümmeln – auf ein Zehntel des historischen Armeniens.

Dieses realgeschichtliche Szenarium war, wie so viele andere, nicht bestimmt. Als die Türken Armenien Ende 1920 angriffen taten die Armenier (beziehungsweise die herrschenden Daschnaken) ihnen den Gefallen, sich an die Hoffnung auf alliierte Hilfe zu klammern und eine Unabhängigkeit verzweifelt zu verteidigen – nach 543 Jahren ohne armenischen Staat – die sie gegen überlegene feindliche Kräfte nicht behaupten konnten. Wenn sie gewußt hätten, daß westliche Hilfe eine Illusion war, wenn sie die angemessene Schlußfolgerung aus der Tatsache gezogen hätten, daß die Unabhängigkeit ohnehin nicht bewahrt werden konnte und wenn sie so viel Glück gehabt hätten wie die Türken in der Realgeschichte hatten, hätte das Ergebnis ein anderes sei können mit der Rettung eines vereinigten, wenn auch nicht unabhängigen Armeniens. Wenn zum anderen die Türken daran gescheitert wären, das Projekt eines vereinigten Armeniens zu zerschmettern wären die damit einhergehenden Auswirkungen nicht nur auf Armenien, sondern auch die Geschichte Griechenlands, Pontus´ und Zyperns, Syriens und des Libanon und die britisch – türkischen Beziehungen nicht so angenehm für sie gewesen.

Die folgende Alternativgeschichte berichtet von diesem Szenarium in der Skizze einer Zeitleiste.

p.s. Einleitende Kurzversion im Fettdruck.

 

 

 

 

 

      DER UNTERGANG DES OSMANISCHEN REICHES

30.10.18 Waffenstillstand von Mudros.

13.11.18 Alliierte besetzen Konstantinopel.

Dezember 18 Krieg zwischen Armenien und Georgien wegen Grenzstreits.

15.5.19 Griechen besetzen Smyrna.

19.5.19 Kemal Pascha landet in Samsun.

10.2.20 Französischer Rückzug aus Marasch: Fanal für den Untergang Kilikiens.

16.3.20 Briten verhängen Kriegrecht in Konstantinopel.

27./28.4.20 Rote Armee besetzt Baku.

Mai 20 Bolschewistischer Putsch in Alexandropol, Ostarmenien.

Mai 20 Rote Armee besetzt Karabagh, dann Sangesur und Nachitschewan (Juli/Aug.).

22.6.20 Griechen beginnen Feldzug gegen türkische Nationalisten in Kleinasien.

Aug./Sept. 20 Baku: „Kongreß der Völker des Orients"

10.8.20 Friedensvertrag von Sèvres.

24.8.20 Moskau: Freundschaftsvertrag Bolschewiki - Kemalisten.

24.9.20 Türkischer Angriff (General Karabekir Pascha) auf Armenien.

12.10.20 Simon Vratsyan wird Ministerpräsident Armeniens.

19./20.10.20 „Armenische Oktoberrevolution" in Jerewan (oder „Eriwan"). Machtergreifung durch RevKom (Bolschewiki/Daschnaken).

20.10.20 RevKom proklamiert Sowjetrepublik Armenien. Vorsitzender: Alexander Martuni. Hilfsappell an Sowjetrußland.

30.10.20 Rote Armee besetzt Jerewan. Türken schließen Kars ein.

12.11.20 Kampf um Kars: Sowjetrussen und Armenier heben Türkenbelagerung auf.

19.11.20 Baku: Proklamation türkischer Republik unter Enver Pascha.

22.11.20 „Wilson – Linie" zwischen Türkei und Armenien bekanntgegeben.

19.12.20 Triumphaler Einzug König Konstantins in Athen nach Plebiszit.

1.1.21 Vertrag von Jalta: Sowjetarmenien tritt Vertrag von Moskau bei. Zudem Grenzfixierung.

20.1.21 Rote Armee erobert Baku zurück. Enver Pascha entkommt nach Turkmenistan.

21.2.21 Abtrennung Karabaghs und Nachitschewans von Armenien.

15.3.21 L´Opération Némésis: Soghomon Thelirian erledigt in Berlin Talaat Pascha.

18.4.21 Rote Armee landet bei Trapezunt, befreit Pontus, besetzt Lasistan.

25.4.21 (Zweite) Schlacht bei Sarikamish: Beginn der Befreiung Westarmeniens durch Volksarmee (General Dro) und Rote Armee (Budjonny). 1 Million Türken und Kurden fliehen.

12.3.22 Transkaukasische Sozialistische Föderale Sowjetrepublik (TSFS) gegründet.

26.4.22 Bolschewistischer Putsch in Jerewan.

30.8.22 Zusammenbruch der griechischen Kleinasienfront.

13.9.22 Brand von Smyrna.

15.9.22 Britische Kabinettsitzung: harte Linie gegen Türken.

27.9.22 König Konstantin dankt ab.

28.9.22 Zusammenstoß vor Çanakkale zwischen Briten und Türken.

28.9.22 Revolutionstruppen besetzen Athen.

30.9.22 Großbritannien erklärt der Türkei den Krieg und verhängt Seeblockade über Kleinasien.

10.10.22 Griechische Truppen rücken auf drei Meilen auf die Wälle Konstantinopels vor.

11./12.10.22 Battle of Chanak: Royal Navy zerstört Çanakkale und durchstößt die Dardanellen.

13.10.22 „Hippodrom – Massaker" in Konstantinopel.

9.11.22 Waffenstillstand von Imrali: Britische Truppen besetzen Meerengenzonen.

19.11.22 Rücktritt Lloyd Georges.

1.12.22 Türkische Nationalversammlung hebt das Sultanat auf.

20.12.22 Eröffnung der Orientkonferenz in Venedig durch Mussolini.

30.12.22 TSFS tritt neugegründeter Sowjetunion bei.

7.7.23 Tataren kreїren die Enklave Nagorny Karabagh.

24.8.23 Friedensvertrag von Venedig: Bevölkerungsaustausch (Konstantinopel und Westthrakien ausgenommen) und Gebietsaustausch (Ostthrakien für Ionien) Griechenland – Türkei.

30.9.23 Türkische Nationalversammlung nimmt Vertrag von Venedig an: 151 zu 99. Kemal Pascha unterdrückt Massenproteste und Meutereien mit eiserner Faust.

1.10.23 Mehmet VI. wird aus Konstantinopel evakuiert.

Oktober 23 Türken besetzen Ostthrakien, Griechen Ionien.

10.11.23 Triumphaler Einzug Kemal Paschas in Konstantinopel.

10.11.23 Grundsteinlegung von Nea Smyrni.

11.11.23 Türkei verhängt totale Sperre gegen Ionien.

17.11.23 Proklamation der Türkischen Republik.

 

DIE ZWISCHENKRIEGSZEIT

 

Februar 24 Erzurum wird in Leninakan umbenannt.

3.3.24 Aufhebung des Kalifats.

Februar 25 Aufstand in Kurdistan: Übergreifen nach Westarmenien und Vernichtung (April/Mai).

April 26 Mussolini erhebt Anspruch auf Einflußzone in Kleinasien.

Mai 26 Aushebung der „Verschwörung von Bursa".

1930er Bau gewaltiger Staudämme und Talsperren am westlichen und östlichen Euphrat.

1930 – 36 Chandschyan „Der Erbauer" Erster Sekretär der KP Armeniens.

1932/33 Kurdischer Guerillakrieg in der Region Van gegen Kollektivierung wird aufgerieben.

Juli/Aug. 33 Aramäeraufstand in Provinz Mossul.

November 33 Istanbul: Unruhen gegen Internationale Meerengenverwaltung.

Dezember 35 Griechenland beginnt Bau der „Papagos – Linie" in Kleinasien.

20.7.36 Montreux: Aufhebung internationaler Verwaltung an den Meerengen und diplomatische Beziehungen Türkei - Großbritannien.

5.12.36 „Stalinverfassung": Republikstatus für Armenien und Autonomiestatus für Pontus.

24.8.37 Ermordung des britischen Generalkonsuls in Istanbul.

10.11.38 Tod Kemal Paschas in Istanbul 15 Jahre nach seinem Einzug.

13.4.39 Britische Garantieerklärung für Unabhängigkeit und territoriale Integrität Griechenlands.

18.5.39 Frankreich lehnt durch Völkerbund Projekt einer Republik „Hatay" ab.

 

DER ZWEITE WELTKRIEG

 

26.12.39 Erdbeben zerstört Erzindschan, Westarmenien.

27.10.40 Marschall Pétain lehnt „Türkenrepublik in Antiochia" ab.

28.10.40 Italienischer Angriff auf Griechenland.

1941/42 „Game For Turkey": britisch – deutscher Geheimdienstkrieg.

22.1.41 Berlin: Treffen Hitler – Türkenregierungschef Saydam. Drohungen der USA und der SU.

9.3.41 Primavera – Offensive in Albanien.

28.3.41 Schlacht am Kap Matapan – britischer Seesieg auch zugunsten türkischer Neutralität.

21.4.41 Sprengung der griechisch – britischen Stellungen an den Thermopylen.

27.4.41 Triumphaler Einzug Mussolinis in Athen.

5.5.41 Italienische Truppen besetzen Smyrna und anschließend ganz Ionien.

28./29.5.41 Militärrevolte in Istanbul.

Juli 41 Freifranzösische Truppen besetzen Sandschak.

September 41 Volksbewaffnung und Alarmzustand in Armenien. NKWD evakuiert Nachitschewan.

25.9.41 Italienisch – türkisches Feuergefecht an der ionischen Grenze.

4./5.7.42 Freudenfeiern und Interventionsunruhen in Türkei nach Fall Sewastopols.

21.7.42 Besuch des Duce in Smyrna.

25.7.43 Sturz Mussolinis: Sturz des Quadrumvirn De Vecchi in Ionien i.A.

14.10.43 Badoglioitalienisch – exilgriechisches Kondominium in Ionien.

5.12.43 Kairo: Treffen Churchill - Ismet Pascha.

November 44 Deportation von „Transkaukasustürken" und Lasen. Aufhebung der Lasischen AR.

10.12.44 Kommunistischer Aufstand in Smyrna.

Januar 45 Diplomatische Beziehungen USA – Türkei.

21.3.45 Transfer Nachitschewans in Oberhoheit Armeniens. - Stalin verlangt von Türkei die gemeinsame Verwaltung der Dardanellen.

2.5.45 Türkei bricht Beziehungen zum Deutschen Reich ab und erklärt ihm den Krieg.

 

DER KALTE KRIEG

 

1946 – 48 Repatriierung von 100 000 Armeniern aus der Diaspora.

17.4.46 „Tag der Evakuierung" in Syrien – im Anschluß schwere Spannungen mit der Türkei.

Mai/Aug. 46 Stalin lenkt im Iran und an den Dardanellen ein.

Juli 46 Britische Besetzung Smyrnas (bis April 47).

September 46 Pontus: Freiwilligenverbände für Griechischen Bürgerkrieg.

10.2.47 Friedensvertrag von Paris: „Zwölfinseln" an Griechenland.

Juni 47 Armenisches Patriarchat in Konstantinopel vakant. Frankreich Schutzmacht.

April 48 Vertrag von Lausanne: Bevölkerungsaustausch Türkei – Syrien (ethnische Kriterien).

Nov./Dez. 48 Syrien siedelt Aramäer aus Tur Abdin im Sandschak an.

1949/51 Kampagnen gegen „Titoismus" und „Kosmopolitismus" in Armenien (bis 1953).

1950/51 Überfahrt der 100 000 „Roten Argonauten" nach Pontus.

September 51 Unruhen gegen US – Militärmission in Diyarbakir, Kurdistan.

29.5.53 Istanbul: großartige Feiern zum 500. Jahrestag der Eroberung.

1.4.55 Zypern: Beginn des EOKA - Widerstands gegen britisches Kolonialregime.

10./11.8.55 Türkei: Unruhen gegen Bagdad – Pakt.

6./7.9.55 Griechenpogrom in Istanbul.

9.9.55 Daily Mail - Leitartikel und Agitation Londoner Massenblätter gegen „Nazitürken". Pressekrieg.

30.10.57 Großbritannien kündigt Übergabe Zyperns an UN an.

1.2.58 „Aschdod – Affäre": Briten bringen israelischen Frachter für Zyperntürken auf.

15./16.2.58 Zypern: Briten verhängen Ausnahmezustand, schlagen Türkenunruhen nieder. Schüsse auf britisches Generalkonsulat in Istanbul: Großbritannien setzt Beziehungen zur Türkei aus (bis Nov. 71).

30.4.58 UN übernehmen Treuhandverwaltung auf Zypern (minus britischer Stützpunkte).

17.5.58 UN – Generalversammlung empfiehlt 75 zu 4 Statusreferendum auf Zypern. Onassis: „Ich habe Zypern gekauft!"

18.5.58 Türkei kündigt Bagdadpakt und Mitgliedschaft in militärischen Strukturen der NATO.

Juli 58 Ausschreitungen in Ardahan, Ostarmenien gegen „Transkaukasustürken".

August 58 Vandalismus in Gallipoli. Australien und Neuseeland brechen Beziehungen zur Türkei ab.

1.1.59 Enosis – Tag: Vereinigung Zyperns mit Griechenland.

Juni 59 Londoner Vertrag über britische Stützpunkte auf Zypern.

April/Mai 60 Türkische Militärprovokationen im Dodekanes. Scharfer Verweis durch de Gaulle.

April 63 USA ziehen Atomraketen von westarmenischer Grenze zurück.

Dezember 63 Seminar auf Prinzeninsel geschlossen: Verdrängung der Griechen aus Konstantinopel.

24.4.65 Unruhen in Jerewan gegen offizielles Genozidgedenken. Katholikos Vasgen I. beruhigt Massen.

November 67 Einweihung des Genoziddenkmals Zizernakaberd in Jerewan.

1.6.73 Militärjunta proklamiert Republik: Smyrna Sitz von Regierung und Parlament.

17.7.74 Proklamation der Griechischen Republik Nordepirus EDVI. Anerkennung durch Junta.

24.7.74 Karamanlis nach Sturz der Junta in Athen: Restauration der Demokratie.

8.12.74 Plebiszit auch über Regierungs- und Parlamentssitz: Smyrna unterliegt Athen.

30.8.75 „Türkeş - Affäre“ zwischen Griechenland und Türkei.

1.1.81 Griechenland wird Mitglied der EG, die mit Ionien ein Gebiet in Kleinasien umfaßt.

18.10.81 Wahlsieg der PASOK. Ionien und Zypern gehören zu ihren Hochburgen.

28.1.82 Los Angeles: ARA – Kommando erledigt türkischen Generalkonsul. Krawalle in Türkei.

März 82 Großbritannien bricht Beziehungen zur Türkei ab (bis Dez. 83).

August 82 USA: Ausweisung türkischer Diplomaten. Frankreich verbietet „Graue Wölfe".

November 82 Bombenanschlag der wiedergegründeten IMRO in Griechenland.

1987 Ende des Kriegszustandes Griechenland - Albanien und diplomatische Beziehungen.

März 87 „Sismik – Affäre": Spannungen in der Ägäis am Rand militärischer Auseinandersetzung.

20.2.88 Nagorny Karabagh verlangt Anschluß an Armenien: „Miazum" - Bewegung in Armenien.

27. - 29.2.88 Armenierpogrom in Sumgait bei Baku.

Mai 88 Nationalisten überfallen Obersten Sowjet Armeniens: u.a. KP – Chef Demirchyan getötet.

7.12.88 Erdbeben verwüstet Nordostarmenien.

31.5.89 Freilassung des Karabagh – Komitees aus Arrest in Moskau. Triumphale Rückkehr.

 

DER KAMPF DER KULTUREN

 

20.1.90 Rote Armee besetzt Baku. Abschluß der Flucht und Vertreibung der Armenier aus Aserbaidshan, der Aseritürken aus Armenien.

20.5.90 Erstmals freie Wahlen zum Obersten Sowjet in Armenien.

23.8.90 Souveränitätserklärung und Karabagh – Deklaration des Obersten Sowjets Armeniens.

29.8.91 Verbot der KP - aber kein antisowjetischer Bildersturm in Armenien.

8.9.91 Mazedonien unabhängig: Auseinandersetzung mit Athen um Namen, Wappen, Banknoten.

21.9.91 Plebiszit über Unabhängigkeit Armeniens.

23.9.91 Unabhängigkeitserklärung Armeniens. Pontus wird seine Autonome Republik.

16.10.91 Parlamentspräsident Ter - Petrosyan zum Staatspräsidenten Armeniens gewählt.

Dezember 91 Armenisches Wehrgesetz mit Militärdienst für Männer und Frauen.

6.1.92 Proklamation der Nagorny Karabagh Republik. Verteidigungsbündnis mit Armenien.

Februar 92 3. armenisch – tatarischer Krieg/Karabagh – Krieg. Türkische Blockade gegen Armenien. Mobilisierung der Diaspora. Beirut: Gründung der exilarmenischen ASADA.

26.4.92 Plebiszit: Präsidialverfassung in Armenien.

9.5.92 Armenischer Sieg: Befreiung Karabaghs und Aufsprengung seiner Zernierung.

Juli 92 Rußlands Veto verhindert UN – Sanktionen gegen Armenien im „Nahen Ausland".

28.5.93 Armenischer Nationalfeiertag: Aufhebung der AR Nachitschewan.

25.7.93 Moskau: Waffenstillstand Armenien und Nagorny Karabagh - Aserbaidshan.

3. – 5.9.93 „Çiller´s Combat": türkisch – armenisches Gefecht. Russische Grenztruppen greifen ein. Rußland droht mit „Drittem Weltkrieg". USA ermahnen Türkei. Antirussische Unruhen in Istanbul.

29.10.93 Friedensvertrag von Lausanne: Armenien und Nagorny Karabagh - Aserbaidshan.

Dezember 93 „Ypsilantis – Affäre" an den Dardanellen.

Januar 94 Implementierungskrise an der armenisch – aseritürkischen Waffenstillstandslinie.

Februar 94 Griechenland schließt die Grenze zu Mazedonien. Ausnahmezustand in Grenzpräfekturen.

April/Mai 94 Miliz und Frontverbände Armeniens unternehmen systematische Kurdenrazzien in Westarmenien.

April 94 Nagorny Karabagh: Schießereien zwischen verfeindeten Milizen.

8.5.94 2750 – Jahrfeier in Trapezunt. Freundschaftsvertrag Griechenland - Armenien.

13.5.94 Brüssel: armenische Sicherheitskräfte erschießen 7 (pro)kurdische Angreifer auf Botschaft.

19./20.5.94 ASADA nimmt türkische Botschaft in Buenos Aires ein. Türkenmob tobt. Mitterrand bestellt türkischen Botschafter ein.

29.5.94 Türkei erklärt Ausdehnung griechischer Hoheitsgewässer zum casus belli.

20.9.94 Baku – Erdölkonsortium AIOC schließt Rußland und Iran aus.

21.9.94 Der armenische Boschafter in Bonn wird von „Grauen Wölfen" ermordet.

Oktober 94 Besuch Ter - Petrosyans im Iran. Freundschaftsvertrag Armenien – Iran.

November 94 Armenisches Generalkonsulat in Jerusalem.

1.1.95 Öffnung der armenisch – türkischen Grenzen (Aserbaidshan und Türkei) und der Meerengen für armenische Flagge.

6.1.95 Staatsvertrag Armenien – Nagorny Karabagh.

4.4.95 Karekin I. (schon Katholikos in Antelias) zum alleinigen Katholikos der Armenier gewählt.

April 95 Abkommen in Washington: Beilegung des Ägäis – Konflikts Griechenland - Türkei.

2.7.95 HKK verfehlt Kontrolle der Nationalversammlung. Kommunistische Krawalle in Jerewan.

November 95 Miliz unterdrückt Bergarbeiterstreik am Van – See. Beziehungen Rußland – Armenien auf Tiefpunkt. Bürgerkrieg in Armenien vermieden.

1.1.96 Erstmals seit 60 Jahren Anlegen eines Schiffes aus Ionien in Istanbul.

23.9.96 Armenisch wird alleinige offizielle Sprache in Armenien.

6.10.96 Staatspräsident Ter - Petrosyan wird in Stichwahl gegen HKK wiedergewählt.

November 96 Umbenennung Leninakans in Arzen.

Dezember 96 Freundschaftsvertrag Armenien – Georgien.

Mai 97 Empfang Ter – Petrosyans im Weißen Haus.

Oktober 98 Türkei droht Libanon bei Nichtausweisung PKK – Führers Öcalan mit Krieg.

27.10.99 Karekin II. zum 132. Katholikos der Armenier gewählt.

18.11.99 Istanbul: Vertrag über BYC – Pipeline beim 7. OSZE – Gipfel. Ter – Petrosyan und Kotscharjan besuchen Armenisches Patriarchat.

Januar 00 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in Jerusalem (und Gaza).

April 00 Freundschaftsvertrag Armenien – Rußland.

April 00 Pergamonaltar wieder in Pergamon in Ionien aufgestellt.

Mai 00 In Ionien Feiern zum 3000jährigen Bestehen des kleinasiatischen Griechentums.

Juni 00 Abschuß türkischer Maschinen über Westarmenien.

Dezember 00 Abschaffung der Todesstrafe in Armenien.

Dezember 00 Verbot ausländischer Sektenmission in Armenien.

29.1.01 Frankreich erkennt durch Präsidialdekret Genozid an.

15.4.01 Katholikos Karekin II. weiht neuerbaute Kathedrale „Gregor der Erleuchter" am Ararat.

Mai 01 Empfang Ter - Petrosyans im Kreml.

Mai 01 Historischer Besuch des Papstes im europäischen Griechenland und in Antiochia.

August 01 Türkei setzt wegen Rede Premierminister Howards in Trapezunt Beziehungen zu Australien aus.

21.9.01 Grundsteinlegung der neuen armenischen Hauptstadt Araratia an der Arax.

26.9.01 Papst Johannes Paul II. besucht Zizernakaberd.

7.10.01 Robert Kotscharjan, ex – Staatspräsident Nagorny Karabaghs, zum Staatspräsidenten Armeniens gewählt.

25.5.03 Plebiszitäre Billigung parlamentarischer Verfassung in Armenien.

19./20.6.03 Smyrna: Krawalle beim EU – Gipfel gegen Beitrittsverfahren mit der Türkei.

20.11.03 Istanbul: Anschlag türkischer Islamisten auf britisches Generalkonsulat und US – Bank.

7.3.04 Nea Dimokratia überflügelt in Ionien erstmals PASOK.

Mai 04 Lasische Krise: Teilmobilmachung und Grenzschließung durch Armenien.

1.5.04 Assoziierungsvertrag EU – Armenien in Kraft.

Okt./Nov. 04 Verfassungszusatz in Griechenland: Plebiszit über EU - Beitritt der Türkei.

Mai 05 Staatsbesuch US – Präsident G.W. Bushs in Armenien.

Mai 06 BYC – Pipeline in Betrieb genommen (fertiggestellt Januar 05 nach 28 Monaten).

2.12.06 Griechenland stoppt Beitrittsverhandlungen EU – Türkei durch sein Veto (Streit um Öffnung ionischer Grenze).

           

           

DER UNTERGANG DES OSMANISCHEN REICHES

 

30.10.18 Waffenstillstand von Mudros (auf Limnos).

2.11.18 Das Genozidale Jungtürkische Triumvirat der „Drei Paschas" (seit Januar 13) – Enver, Talaat, Cemal – flieht nach Berlin.

4.11.18 Regierungsumbildung in Armenien: die Ramkavaren treten in die Regierung ein und übernehmen 4 von 8 Ministerien.

13.11.18 Alliierte Streitkräfte besetzen Konstantinopel.

24.12.18 Britische Streitkräfte besetzen Batumi (bis 7.7.20).

Die Alliierten erzwingen den Abzug der Türken: dabei systematische Verwüstungen und mörderische Ausschreitungen.

Dezember 18 Im Konflikt um armenisch besiedeltes Grenzgebiet nach dem Abzug der Türken Krieg zwischen Armenien und Georgien. Briten erzwingen Demarkation und Waffenstillstand: Grenzprovinz Lori wird neutrales Kondominium (31.12).

1919/20 2. armenisch – tatarischer Krieg: Kämpfe zwischen Armeniern und Tataren um Karabagh, Nachitschewan und Sangesur.

Winter 18/19 Der schlimmste Winter seit Menschengedenken in Armenien: Hunger und Kälte - begleitet und gefolgt von Typhus und Cholera - wüten fürchterlich unter der durch Flüchtlingsmassen auf 1,25 Millionen Einwohner angestiegenen Bevölkerung der Araratrepublik, die um ein Sechstel dezimiert wird.

1919 Auf dem Territorium der Republik Armenien 500 000 Genozidflüchtlinge, davon 300 000 aus Westarmenien: 4 von 10 Einwohnern Flüchtlinge.

1919 Die Opferbilanz des Pontiergenozids (seit 1916): 350 000 von über 600 000 Pontusgriechen sind ermordet worden.

Frühjahr 19 Getreideschiffe aus den USA erreichen Batumi, ihre Ladung wird von britischem Militär nach Jerewan transportiert. Ausgesprochen großzügige Hilfe für „Starving Armenia" aus den USA, insbesondere durch das Hoover – Komitee.

Januar 19 Briten beordern Andranik vor der Besetzung Karabaghs zurück und ernennen den türkischen Feudalherren Sultanov zum provisorischen Generalgouverneur Karabaghs und Sangesurs. Der Despot errichtet eine blutige Herrschaft über die Karabagh – Armenier, erlangt aber keine Kontrolle über Sangesur.

18.1.19 Eröffnung der Pariser Vorortkonferenzen, an der die Armenische Delegation (seit 1912 in Paris) unter Nubar Pascha (*1851 in Alexandria +1930 in Paris) als Vertretung Westarmeniens teilnimmt.

Februar 19 Delegation der Republik Armenien unter Leitung des Schriftstellers Avetis Aharonyan (*1866 bei Igdir +1948 in Marseille) trifft in Paris ein und vereinigt sich trotz Spannungen mit der Armenischen Delegation. Vorlage des phantastischen Plans über ein Armenien vom Mittelmeer bis zum Kaspischen Meer.

Die Mächte erkennen Armenien - vor Entscheidung des Bürgerkrieges in Rußland - noch nicht an.

8.2.1919 General Franchet d ´Espéret reitet auf einem Schimmel in Konstantinopel ein, um das Ende türkisch - osmanischer Herrschaft über die Stadt anzuzeigen.

März 19 Türkische Aufregung in Konstantinopel um das Gerücht, die Griechen seien dabei, die Hagia Sophia zu rekonsekrieren. Osmanische Gardesoldaten schreiten ein.

28.3.19 Italiener besetzen Antalya und umgebenden Küstenstreifen (bis 1.6.21).

April/Mai 19 Der erste Ministerpräsident Armeniens, Hovhannes Kachaznuni (1868 – 1938, Opfer Stalins) bereist Europa und die USA, um Hilfe für Armenien zu erwirken.

Er wird von Außenminister Alexander Khatisyan vertreten (der ihn im August ablöst).

April 19 Die Briten heben die türkische Autonomie in der Provinz Kars auf und übergeben sie an Armenien.

Mai 19 Die Briten übergeben Nachitschewan aus ihrer Militärverwaltung (seit Dezember) an Armenien. Armenische Truppen zerschlagen türkische Autonomiebestrebung.

2.5.19 Chrysanthos, Metropolit von Trapezunt, legt in Paris Plan zur Errichtung einer pontisch – griechischen Republik in der Provinz Trapezunt vor.

15.5.19 Unter britischer und amerikanischer Protektion – im Zusammenhang mit den Angriffen türkischer Milizen auf griechische Gemeinden in Kleinasien - Landung der Griechen in Smyrna. Besetzung von Stadt und Provinz: Menemeni (17.), Ephesos und Phokaia (23.), Magnesia (25.), Kydonies (29.), Pergamos (19.6), Thyateira (22.6.20).

Große Verärgerung der Italiener, die Smyrna ebenfalls beanspruchen.

16.5.19 Gründung der Universität Jerewan.

19.5.19 Kemal Pascha landet in Samsun. Wenige Stunden zuvor will der britische Militärattaché seine Abreise verhindern. Der Großwesir: „Zu spät Exzellenz. Der Vogel ist ausgeflogen."

28.5.19 Am Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung proklamiert die armenische Regierung die Wiedervereinigung Ost- und Westarmeniens.

Die Ramkavaren verlassen darauf die Regierung: Alleinregierung der Daschnaken.

28.5.19 Briten deportieren nach Freilassung Dutzender Genoziduntersuchungshäftlinge 12 nach Limnos und 55 nach Malta: Freipressung durch Geiselnahme britischer Zivilisten und Offiziere.

21. - 23.6.19 Parlamentswahlen in Armenien: HHD 72, Sozialrevolutionäre 4, Tataren 3, Unabhängige Bauernunion 1. Boykott der Wahlen durch die Bolschewiki und die Ramkavaren der SRK (Konstitutionell Demokratische Partei). Regierung wird faktisch zum Vollzugsorgan des Zentralkomitees der HHD.

Mitte 19 Der sowjetische Reitergeneral Budjonnyj sagt Kemal Pascha bei Geheimtreffen Unterstützung gegen armenischen, pontisch - griechischen oder kurdischen Staat in Kleinasien zu.

Juli/Aug. 19 Türkischer Nationalistenkongreß in Erzurum (arm.: Karin) unter Vorsitz Kemal Paschas verwirft kategorisch armenischen Staat in den „Sechs Vilayets" (Westarmenien/"Türkisch – Armenien": Van, Bitlis, Diyarbekir, Kharput, Sivas, Erzurum) oder Teilen davon. Genozidflüchtlingen wird die Rückkehr verweigert.

Juli 19 Wardrop wird britischer Chefkommissar für den Transkaukasus in Tiflis. Entwirft nach ihm benannte Linie zur Grenzziehung zwischen Armeniern und Tataren: Nachitschewan armenisch, Karabagh und Sangesur tatarisch.

18.7.19 Beginn eines Tatarenaufstandes - in Verbindung mit Tatareninvasion - in Nachitschewan, begleitet von den üblichen Gemetzeln. Armenien verliert die Kontrolle über Nachitschewan. Die armenische Regierung beginnt mit der scharfen Repression der Tataren in Armenien.

August 19 Abzug britischen Militärs aus dem Transkaukasus (ausgenommen Batumi, bis 7.7.20).

5.8.19 Aharonyan wird armenischer Parlamentspräsident – und damit Staatsoberhaupt Armeniens (wie schon Mai – August 1918).

September 19 Die Araratrepublik gerät durch die – oft von türkischen Offizieren kommandierten – Tatarenangriffe, die bis in die Umgebung Jerewans vorstoßen, in existentielle Gefahr: vorübergehende Räumung von Kars.

25.9.19 Harbord - Kommission trifft in Armenien ein, um Möglichkeit eines US – Mandats für Armenien zu untersuchen (Bericht an Wilson im November) und wird freudig begrüßt.

Oktober 19 IX. Daschnaken – Kongreß in Jerewan beschließt L´Opération Némésis an Hauptverantwortlichen des Genozids.

Cheforganisator des Unternehmens ist Shahan Natali (Hakob Ter – Hakobian *1884 in Husseinik, Kurdistan +19.4.1983 in Boston, Massachusetts).

Oktober 19 Armenien verliert durch die vernichtende Niederlage der Weißen im Russischen Bürgerkrieg in General Anton I. Denikin einen potentiellen Protektor gegen die Türken.

23.11.19 US – Vermittler Haskell erzielt - nach nochmaliger Intensivierung der Kämpfe - brüchigen Waffenstillstand zwischen Armenien und den Tataren.

Dezember 19 Nach erneuten Tatarenangriffen auf Armenier in Nachitschewan befiehlt die Regierung in Jerewan drakonische Vergeltung durch Zerstörung von Tatarendörfern in Sangesur.

1.12.19 Sir Eyre Crowe aus Paris nach London: ‘To consider and decide the Armenian question purely on the basis of present numbers would surely amount to countenancing and encouraging the past Turkish method of dealing with the problem of their subject nationalities!’

1920 - 23 Die Briten teilen Irland in ein katholisches und protestantisches und Kleinasien in ein turkmuslimisches und griechischorthodoxes Territorium (und zukünftig Indien in ein muslimisches und hinduistisches Gebiet).

Frühjahr 20 In Konstantinopel verdichten sich die Gerüchte über einen bevorstehenden türkischen Angriff auf Armenien. Die Briten beharren unterdessen auf ihrer generellen verächtlichen Unterschätzung der Türken und sehen in Kemal Pascha nicht viel mehr als einen Straßenräuber.

Januar 20 Fortsetzung der armenisch – tatarischen Auseinandersetzung um Nachitschewan, Sangesur und Karabagh als intensivierter Kleinkrieg, insbesondere durch militante Daschnaken.

28.1.20 Das osmanisches Parlament in Konstantinopel nimmt nach vorhergehenden Türkenkongressen in Anatolien in geheimer Sitzung den ultranationalistischen „Nationalpakt" an, der ganz Kleinasien zum türkischen Territorium erklärt: damit auch Anspruch auf ganz Westarmenien und die Hälfte Ostarmeniens mit Kars und Ardahan.

10.2.20 Französischer Abzug aus Marasch nach tagelangen Kämpfen wird - nach der Vernichtung Kleinarmeniens (Armenien westlich des Euphrats) im Genozid - zum Fanal für den Untergang Kilikiens. Die zurückgekehrten Armenier, die die Franzosen - Fremdenlegion, Algerier und Senegalesen - freudig begrüßten, schließen sich ihnen durch Flucht an oder verbleiben in der Stadt, wo sie durch ein „Weißes Massaker" – Ausgangssperre nach Entwaffnung – ermordet werden: 10 000 Opfer. - Abzug der Franzosen aus Urfa (11.4.) – die von den Türken hinterhältig und verräterisch massakriert werden.

Nachdem der Vorstoß nach Kilikien gescheitert ist, konzentrieren die Franzosen sich auf die Stabilisierung ihrer Position in Syrien.

März 20 Konstantinopel: Soghomon Thelirian und Archavir Chirargian erledigen armenische Verräter.

16.3.20 Britischer Militärstreich in Konstantinopel: Auflösung des nationalistischen osmanischen Parlaments und Verhängung des Kriegsrechts.

21./22.3.20 Karabagh – Armenier nutzen die Nacht des Newroz – Festes zum Aufstand gegen Tatarenbesatzung und ihren Entwaffnungsbefehl. Nach Anfangserfolg Niederlage durch Gegenangriff: Tataren brennen Schuscha nieder (23.).

April 20 Armenier nutzen den Druck der Roten Armee auf die Tataren und gewinnen in Gegenoffensive die Kontrolle über die umkämpften Gebiete - Karabagh, Sangesur, Nachitschewan – zurück.

22.4.20 USA erkennen Republik Armenien offiziell an.

25.4.20 San Remo: Konferenz (seit 19.) der Alliierten und Völkerbundratsmitglieder - Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan - bestätigt, daß Armenien Van und Bitlis (Erzurum umstritten) einschließen und mit Trapezunt einen Zugang zum Meer erhalten soll und bittet US – Präsident Wilson, ein Protektorat der USA für Armenien einzurichten oder die armenisch – türkische Grenze festzulegen.

26.4.20 San Remo – Konferenz der Alliierten vergibt die nah- und mittelöstlichen Völkerbundmandate: für den Libanon und Syrien an Frankreich (militärisch durchgesetzt gegen den Haschemitenprinzen Feisal, Juli 20).

27./28.4.20 Die Rote Armee unter Sergej M. Kirov (1886 – 1934) besetzt Baku – während das Gros tatarischer Kräfte in Karabagh gebunden ist. Proklamation einer Sowjetrepublik.

1.5.20 Bolschewistischer Putsch in Alexandropol. Ministerpräsident Alexander Khatisyan (*1876 in Tiflis +1945 in Paris) verliert sein Amt an Außenminister Hamazasp Ohanchanyan (*1873 in Aschkalkalak +1947 in Kairo), der die „Parteibüro – Regierung" der Daschnaken bildet und die Erhebung niederschlagen läßt: Regierungstruppen besetzen Alexandropol (14.5). Unterdrückung der Bolschewiki durch die Daschnaken.

Mai 20 Die Rote Armee vertreibt armenische Truppen wieder aus Karabagh - das zum „Umstrittenen Gebiet" erklärt wird – und steht am Nordufer des Sewan – Sees.

11.5.20 Alliierte stellen den Türken Text des Friedensvertrages zu.

27.5.20 US – Senat lehnt Protektorat der USA für Armenien ab. Damit wird die Alternative wirksam: Festlegung der armenisch – türkischen Grenze durch US – Kommission unter Präsident Wilson.

Juni 20 Armenische Truppen besetzen nach Grenzkämpfen mit türkischen Warlords das autonome Oltu – Gebiet am Rand der Provinz Kars.

Juni 20 Armenische Mission unter Levon Shant nach Moskau. Volkskommissar Tschitscherin verlangt Trennung von der Entente als Voraussetzung eines Freundschaftsvertrages. Er verspricht Armenien Gebiete im Westen (ohne Erzurum), einen Zugang zum Meer und Nachitschewan (zunächst auch Sangesur).

Juni 20 L´Opération Némésis: Aram Yerganian erledigt in Tiflis den ehemaligen Ministerpräsidenten der Tataren, einen Hauptverantwortlichen für das Gemetzel in Baku.

15.6.20 17 führend am Maiputsch beteiligte Bolschewisten werden in Jerewan hingerichtet.

22.6.20 Kronrat in Konstantinopel akzeptiert die Friedenbedingungen der Alliierten - bei einer Gegenstimme.

22.6.20 Aufnahme des Feldzugs der Griechen gegen die türkischen Nationalisten in Kleinasien.

5.7.20 Invasion der 11. Roten Armee und tatarischer Verbände in Sangesur – Entwicklung des armenisch – tatarischen zum armenisch – sowjetischen Krieg. Zunächst erfolgreicher Gegenangriff armenischer Truppen unter General Dro, die dann aber vollständig geschlagen werden.

8.7.20 Griechen besetzen Bursa. - Rednerpult der türkischen Nationalversammlung wird für die Dauer der Besatzung mit schwarzem Tuch verhüllt.

25.7.20 Griechen besetzen Adrianopel, Ostthrakien.

Aug./Sept. 20 Das Unabhängigkeitsdogma der Daschnaken erodiert angesichts des doppelten und intensivierten Drucks, dem Armenien durch die in ein gefährliches Einvernehmen tretenden Kemalisten und Bolschewiki ausgesetzt ist – und gegen den alliierte Hilfe immer zweifelhafter erscheint.

Es verbleibt damit das Ziel – Priorität nationaler Zielsetzung vor staatlichen und bürgerlichen Freiheitsrechten und ideologischen Erwägungen - die Aufteilung Armeniens zwischen Kemalisten und Bolschewiki zu verhindern, ihr Arrangement und den massenmörderischen Triumph der Türken zu unterlaufen. Dazu Entwicklung des „Vardan – Projekts" im Parteibüro der Daschnaken zur autonomen Gründung einer Sowjetrepublik. Grundsatz: nach der Verweigerung eines amerikanischen Protektorats bleibt Armenien nur das Streben nach einem russischen Protektorat.

Aug./Sept. 20 „Kongreß der Völker des Orients" in Baku mit alarmierender Teilnahme türkischer Todfeinde Armeniens, wie Enver Pascha. Propagierung der Befreiung der kolonialisierten Völker vom westlichen Imperialismus unter Leitung der Bolschewiki.

5.8.20 Mihran Damadyan (*1863 in Konstantinopel + 1945 in Kairo) proklamiert sich zum Gouverneur Kilikiens unter französischem Protektorat und wird am gleichen Tag zum Rücktritt gezwungen.

10.8.20 Waffenstillstandsvertrag Armeniens mit Sowjetrußland: die Rote Armee besetzt nach Karabagh (im Mai) auch die anderen mit den Tataren umstrittenen Provinzen Nachitschewan und Sangesur.

10.8.20 Friedensvertrag von Sèvres.

Armenien (Unterschrift durch Aharonyan) erhält zum Territorium der Araratrepublik zusätzlich Van und Erzurum und mit Trapezunt einen Zugang zum Schwarzen Meer. Den Armeniern wird damit (fast ganz) Westarmenien zugestanden. Lasistan wird zum Bestandteil Georgiens erklärt.

Mit der exakten Fixierung der türkisch – armenischen Grenze ist eine US – amerikanische Kommission unter dem nominellen Vorsitz Präsident Wilsons beauftragt. In den proarmenischen Konzessionen wird das theoretische Bemühen einer Kompensation für ein schrecklich mißhandeltes Volk offensichtlich.

Griechenland erhält ganz Thrakien mit den Ägäisinseln Imbros und Tenedos und das Smyrna – Gebiet bzw. Ionien (ca. 20 000 Qkm, Bevölkerung: 550 000 Griechen, 299 000 Türken, 92 000 Armenier, Juden u.a.) - wo in 5 Jahren Referendum über die Zugehörigkeit zu Griechenland oder zur Türkei stattzufinden hat. – Eine Internationale Zone um die Meerengen und an den Küsten des Marmarameeres wird entmilitarisiert und zum Teil unter alliierte Verwaltung gestellt.

24.8.20 Vertrag von Moskau zwischen Bolschewiki und Kemalisten: Beilegung strittiger Fragen, Aufnahme diplomatischer Beziehungen, Abkommen über Handel und Waffenlieferungen. Beschluß, keinen Vertrag anzuerkennen, den der Vertragspartner nicht anerkennt (Sèvres) und den ungehinderten Transport von Gütern und Personen zwischen den Vertragspartnern sicherzustellen (Vasallierung Armeniens).

Jedoch noch keine Ratifizierung, weil Moskau und Ankara sich über die Abgrenzung ihrer Interessensphären, die Fixierung der türkisch – armenischen Grenze nicht verständigen können und diese Frage noch offen lassen. Die nationalistische Türkei besteht auf territorialen Maximalforderungen – gegen das sowjetische Rußland, das Gebietskonzession an Armenien verlangt.

Sept. 20 Vertreibung armenischer Truppen durch Türken aus dem Oltu - Gebiet. – die wiederum armenische Gegenoffensive auslöst.

Kemal Pascha gibt unterdessen dem seit Monaten darauf drängenden General Karabekir Pascha Angriff auf Armenien frei.

24.9.20 Beginn der Türkeninvasion der nationalistischen Ostarmee - 30 000 köpfige Soldateska auf 700 km Breite unter Karabekir Pascha - in Armenien aus der Gegend um Erzurum mit Hauptstoß auf Kars.

Die Araratrepublik kann der Invasion, zusätzlich unter dem Druck der Roten Armee, die Dörfer an der Nordostgrenze besetzt und durch Bandenunwesen im Inneren gebunden, keinen Einhalt gebieten. Armenien ist durch den Genozid zu sehr geschwächt, eine ausgeblutete Nation. Nach dem Untergang Kleinarmeniens und Kilikiens perfekter Erfolg des genozidalen Vorgehens der Türken?

29.9.20 Sarikamish fällt.

29.9.20 Armenien bittet Großbritannien über den Chef der britischen Militärmission um Intervention gegen die Türkeninvasion - ohne Reaktion und damit entsprechende Annahmen bestätigend.

29.9.20 Kriegsminister Ruben Ter – Minasian (*1882 in Aschkalkalak +1950 in Paris) reist in Sondermission nach Tiflis, um Militärbündnis zwischen Armenien und Georgien gegen die Türken zu erzielen. Die Georgier lehnen ab, ihr Vertrag mit Sowjetrußland biete ihnen Schutz. Ter – Minasian zum Abschied: als Konsequenz ihrer Entscheidung würden beide ihre Freiheit verlieren, erst Armenien, dann Georgien.

Ende Sept. 20 Nach scharfen Auseinandersetzungen im HHD – Parteibüro Aufnahme seiner Verhandlungen mit den führenden armenischen Bolschewiki in Gefängnis und Untergrund um Regierungsbeteiligung.

Simon Vratsyan (oder Grusyan, *1882 in Nor Nachitschewan +1930 in Paris, ermordet), ZK - Vorsitzender der HHD, intern: Armenien befinde sich zwischen „Hammer und Amboß", könne seine Unabhängigkeit gegen den türkischen Angriff nicht verteidigen und drohe auf ein Restgebiet um Jerewan und Etschmiadsin verstümmelt zu werden, das dann sowjetisiert werde. Es müsse daher versucht werden - durch Gründung einer Sowjetrepublik – den Osten und historische Kerngebiete in Westarmenien zu retten und ein Maximum an Autonomie zu wahren.

9.10.20 Lenin: Ziel des türkischen Angriffs sei Baku.

11.10.20 Der sowjetische bevollmächtigte Sondergesandte Legrand trifft in Jerewan ein. Verlangt von Armenien für Abschluß mit Sowjetrußland die Kündigung von Sèvres, den freien Transit seines Territoriums und das Mandat zur Beilegung aller Grenzstreitigkeiten. Gibt die vermutete hinhaltende Taktik zu erkennen, die nach türkischem Vernichtungsfeldzug auf die Sowjetisierung „Rest – Armeniens" abzielt. Eine vergebliche Liebesmüh´.

12.10.20 Ministerpräsident Ohanchanyan tritt zurück. Vratsyan wird Ministerpräsident Armeniens für eine Woche und bereitet durch Abschluß der Verhandlungen mit den Bolschewiki einen dramatischen Kurswechsel vor.

12.10.20 Der neue Verteidigungsminister Armeniens, Nationalheld General Dro, ordnet umgehend den Rückzug auf Kars an, ernennt seinen Festungsbefehlshaber, General Movses Silikian (*1862 +1937, Opfer Stalins), zum Kommandanten aller Truppen der Region und gibt ihm alle Maßnahmen der militärischen Disziplinierung frei: Wiedereinführung der Todesstrafe im Militärstrafrecht (Mai 17 aufgehoben).

Direktive: Kars müsse gehalten werden, „sonst ist der Westen für immer verloren."

Mitte Okt. 20 Die überlebenden Armenier des halbjährigen Kampfes gegen die türkische Belagerung Hadjins (Nordkilikien) geben ihre Stadt auf – die von der Landkarte verschwindet – und fliehen nach Syrien.

17.10.20 Türkische Nationalversammlung lehnt den Vertrag von Moskau wegen Verletzung des „Nationalpakts" ab.

18.10.20 Waffenstillstand zwischen Polen und Rußland in Kraft. Damit erhebliche Stärkung der russischen Position im Transkaukasus.

19./20.10.20 Die „Armenische Oktoberrevolution" - Ergebnis der Türkeninvasion und des Genozids: alles ist besser als ein Türkenregime und ein türkischer Völkermorderfolg.

19.10.20 Nach Demonstrationen und Krawallen durch Arbeiter und Soldaten in Jerewan tritt die Regierung Aharonyan/Vratsyan zugunsten eines Revolutionskomitees (RevKom) aus 3 Bolschewiki und 3 Daschnaken zurück. Verteidigungsminister General Dro und Terteryan, beide linke Daschnaken, gehören dem RevKom an. Die bolschewistischen Komiteemitglieder: Musayelyan (1882 – 1937), Führer des Maiaufstandes, an dem auf Intervention Vratsyans das Todesurteil nicht vollstreckt wurde, wird aus dem Gefängnis geholt, Ter – Gasparian „Kasian" (1876 – 1937) taucht aus dem Untergrund auf und Anastas Mikoyan (1895 – 1978) wird aus Baku berufen.

Das RevKom verkündet umgehend ebenso die rückwirkende Generalamnestie für politische Delikte wie die Straffreiheit behördlicher Maßnahmen.

20.10.20 Die Nationalversammlung Armeniens erkennt das RevKom in dramatischer Nachtsitzung an und löst sich auf (47 zu 30). Damit Abschluß der I. Republik, der Demokratischen Armenischen Republik (DHH).

20.10.20 Das RevKom proklamiert die Sowjetrepublik Armenien, richtet einen Appell an die russische Sowjetrepublik um Hilfe im „revolutionären Krieg" zur Befreiung des „international anerkannten" sowjetarmenischen Territoriums von „feudalistisch - neoimperialistischen Banden" und wählt Alexander Mjasnikyan „Martuni" (*1886 in Nor Nachitschewan – gest. 1925 bei Tiflis, Flugzeugunfall) zu seinem Vorsitzenden - den diese Nachricht als Funkspruch in Moskau bei Lenin überrascht. Der moderate Bolschewik Martuni wird damit erster und einziger Regierungschef der (formal) unabhängigen Sowjetrepublik Armenien. Das Schlüsselministerium des Äußeren (in Volkskommissariat umbenannt) verbleibt in der Hand der HHD, das des Inneren fällt an die Bolschewiki.

Der Grund zur Nichtintervention des Kremls gegen den türkischen Feldzug, der Rest – Armenien reif zur Sowjetisierung machen soll, ist entfallen. Die düpierten Sowjets sind unter Zugzwang gesetzt, können aus Gründen des Prestiges der Revolution den Appell einer anderen und neuen Sowjetrepublik nicht ignorieren, gar ihren Ruin hinnehmen. Zudem kann in Armenien der Präzedenzfall einer erfolgreichen Sowjetrepublik durch die Hilfe Moskaus geschaffen werden - was dessen internationales und revolutionäres Prestige erheblich steigert. In Armenien historischer Sonderfall einer Republik, die sowjetische Expansion herbeiruft.

Im Foreign Office Schockstarre über den Umsturz in Jerewan. Der Grad der Verzweiflung der Armenier sei sträflich unterschätzt worden. Die alternative Reaktion: Empörung über den „Verrat" der Armenier, denen man noch vor einem Vierteljahr Militärgut, darunter 25 000 kanadische Ross – Gewehre geliefert habe, die jetzt in bolschewistische Hände fielen. - Die Briten vergessen hierbei, daß sie Armenien niemals offen bekannt haben gegen eine Türkeninvasion nicht zu intervenieren, um zu verhindern, was nun doch eingetreten ist: sein Streben nach einem russischen Protektorat.

20.10.20 Spaltung der HHD/Daschnaken in linke Anhänger und rechte Gegner des Sowjetregimes - die sich als AHHD/Nationaldaschnaken konstituieren. Beginn der blutigen Fehde zwischen Nationaldaschnaken und (Links)Daschnaken.

Der Nimbus General Dros verhindert Meuterei und größere Unruhen in der Armee.

23.10.20 Die 11. Rote Armee unter Ordchonikidse (1886 – 1937) rückt in Armenien ein.

Die russische Sowjetregierung fordert das Ankara – Regime in inoffiziellem Funkspruch aus Moskau zum Rückzug seiner Verbände auf die Waffenstillstandslinie der 1914er Grenze auf und setzt die Waffen- und Munitionslieferungen zu ihm aus. Abbruch der antiimperialistischen Allianz zwischen Bolschewiki und Kemalisten.

Moskau ernennt seinen Sondergesandten Legrand zum Botschafter in Jerewan, signalisiert der Sowjetrepublik Armenien die Übergabe Sangesurs und Nachitschewans, die Unterstützung seines Anspruchs auf einen Zugang zum Meer und Konzessionen in „Türkisch – Armenien" – wiederholt aber auch die Forderung der Kündigung des „imperialistischen" Friedensvertrages von Sèvres. Armenien verlangt einen trilateralen Vertrag zur Ablösung Sèvres´ und ignoriert die Forderung nach seiner Kündigung - durch die es seine Ansprüche im Westen aufgäbe und der US – Grenzkommission das Mandat entzöge.

Damit zumindest Sicherung des Gebiets der Araratrepublik, Ostarmeniens – zu mehr bedarf es einer günstigen weiteren Entwicklung im Sinne des armenischen Kalküls: des Bruchs zwischen Bolschewiki und Kemalisten durch türkische Beute- und Landgier – ohne daß es darüber zur Allianz der Westmächte mit den Kemalisten oder zur Auflösung der „Wilson – Kommission" kommt.

Die Regierung in Tiflis legt Pläne zur Annexion der neutralen Provinz Lori ad acta.

25.10.20 Plötzlicher Tod des jungen Königs Alexander von Griechenland nach Biß eines Äffchens, der, so Churchill memorierend, Hunderttausende das Leben gekostet habe. - Ministerpräsident Venizelos tritt nach Wahlniederlage zurück (November).

30.10.20 Die 11. Rote Armee besetzt Jerewan. Die Türken schließen Kars ein. Beginn eines erbitterten Abwehrkampfes, gestützt auf die Zitadelle, bei dem die Armenier erstmals ihre drei französischen Flugzeuge einsetzen.

Der Türkengeneral Karabekir Pascha: er verwandele die armenischen Provinzen in ein „Totenreich". Den Gemetzeln türkischer Invasionstruppen – dicht gefolgt von türkischen und kurdischen Siedlern – sind 100 000 Armenier zum Opfer gefallen. Etwa 10 000 armenische Kriegsgefangene werden nach Erzurum getrieben, wo sie alle verhungern oder ermordet werden.

30.10.20 Inoffizielle Initiative des britischen und französischen Botschafters in Washington (Präsident Wilson faktisch amtsunfähig), das Mandat zur Festlegung der armenisch – türkischen Grenze niederzulegen: die Gefahr der Ausdehnung russischen Einflusses auf Westarmenien soll abgewendet werden.

November 20 Die Türken besetzen Lasistan: Pontus gerät damit in türkische Gefangenschaft.

November 20 Kemal Pascha erklärt den Russen seine Bereitschaft zu Verhandlungen über die russisch – türkische Grenze von 1914, schließt darüber hinausgehende, von ihnen geforderte Konzessionen in „Türkisch – Armenien" und einen Zugang zum Meer für Armenien aber kategorisch aus und droht mit dem definitiven Ende der antiimperialistischen Allianz und der Entfesselung des Panturkismus bis nach Sibirien.

Die Russen drohen im Gegenzug damit, Armenien die Sèvres – Gebiete zuzugestehen.

Gleichzeitig eröffnet Kemal durch Unterhändler in Konstantinopel eine riskante Intrige und bietet den Westmächten ein Kriegsbündnis gegen Sowjetrußland an - bei Anerkennung uneingeschränkter und ungeteilter nationalistischer Souveränität in Kleinasien und Konstantinopel (eventuell Bestätigung des Ionien – Referendums, aber unter türkischer Besatzung). Ein fataler Fehler.

Lloyd George, der sich nicht zuletzt auch den Griechen verpflichtet fühlt, lehnt kategorisch ab. Großbritannien und Frankreich brechen zwar die diplomatischen Beziehungen zum armenischen „Oktoberregime" ab, intervenieren aber - vom Genozid geschockt und unter öffentlichem Druck - nicht gegen Armenien zugunsten der Türken. Lloyd George, der Kemal Pascha haßt, läßt die türkische Intrige an Moskau verraten, um Bolschewiki und Kemalisten zu spalten: ein Geschenk des Himmels für die Armenier. Das alte türkische Spiel, Ost und West gegeneinander auszuspielen, scheitert einmalig in einmaliger historischer Situation.

Die Briten gelangen angesichts der Entwicklung auch zu der Neuinterpretation und dem Kalkül, daß Sowjetarmenien zwar russischen Druck auf Mossul erhöht, die strategische Schlüsselposition aber (weitgehend) gegen unmittelbareren türkischen Druck sichert. Die drohende geostrategische Expansion Rußlands bis an den Antitaurus wird zudem durch den Ausbau der britischen Machtposition im Nahen und Mittleren Osten ausbalanciert.

Nicht nur Großbritannien (Mesopotamien und Palästina) und Frankreich (Syrien und Libanon) stoßen infolge des Zusammenbruchs des Osmanischen Reiches im Orient vor sondern auch das neue sowjetische Rußland (Westarmenien).

November 20 Die völlig absurde Interpretation der Kemalisten durch die Bolschewiki erodiert. Moskau erfährt von der Intrige Kemals mit der Entente in Konstantinopel und kommt außerdem – aufgrund türkischer Drohungen und des Aufstandes im Transkaukasus, von der armenischen Sowjetführung darin bestärkt – zu dem Schluß, daß nur ein „Vereinigtes Armenien" einen wirksamen Sperriegel gegen den forcierten Panturkismus bildet und Voraussetzung der Stabilisierung der Position des Kreml in ganz Zentralasien ist. Es bietet sich damit außerdem die historische Chance – die Türken sind nicht mit den Westmächten verbündet sondern stehen sogar unter deren Druck – zum Griff bis an die Schwelle Mesopotamiens, wohin die Zaren nie gelangt sind. Den von den Bolschewiki im Grunde verachteten Türken läßt sich eine empfindliche Niederlage beibringen, die günstig zu prognostizieren ist: die Gefahr durch Pilsudski - Polen ist gebannt und die Krim wird eingenommen, während die westlichen Imperialisten ohnehin kriegs- und interventionsmüde sind und die Türken einlenken müssen, weil sie andernfalls von den Griechen niedergeworfen werden.

Gerade auf Betreiben des Nationalitätenkommissars Stalin werden aus progressiven antiimperialistischen türkischen Nationalisten - als Führer nationaler Befreiungsbewegungen und der Umma entscheidende Agenten der Weltrevolution - im Schnelldurchlauf reaktionäre Neoimperialisten, die von anderen muslimischen Völkern gehaßt werden.

November 20 Die armenische Botschaft in Washington und die Diaspora in den USA (insbesondere das ACIA American Committee for the Independence of Armenia) – die trotz Gegnerschaft zum Regimewechsel in der Heimat nicht als Verräter an ihr gelten will – wirken massiv und erfolgreich auf die Beibehaltung des Mandats der US – amerikanischen Kommission zur Fixierung der armenisch – türkischen Grenze und damit auf die Bestätigung der territorialen Konzessionen aus Sèvres hin.

Die Amerikaner sind zwar über den „roten Umsturz" in Jerewan schockiert und verärgert, bleiben aber Sympathisanten der Armenier, deren Regime nicht gar so rot erscheint wie das der Russen – und Gegner der Türken. Ein Kommissionsmitglied intern: „The Turks must be punished for their atrocities". Zudem haben die USA keine strategischen Interessen in Westarmenien und wollen durch die Beibehaltung des Mandats die eventuelle und bereits angedeutete neoimperialistische britisch – französische Politik im Bund mit den schrecklichen Türken konterkarieren. Daneben hoffen einige protestantische Lobbies in den USA auf die Rückgewinnung vernichteter Missionsgebiete.

12.11.20 Kampf um Kars. Rote Armee und armenische Truppen brechen in koordiniertem Angriff mit der Garnison die Belagerung von Kars auf. Einsatz des Panzerzugs „Azatamart" (Freiheitskämpfer). Abzug der Türken unter Karabekir Pascha nach Sarikamish. - Kemal Pascha hat den Rückzug zur Verhinderung eines Zusammenstoßes nicht angeordnet, um keine Rebellion Karabekir Paschas auszulösen und weil bei einer Niederlage seine persönliche, bei einem Abwehrsieg die türkische Position gestärkt würde.

An der anderen Türkenfront an der Araratebene frieren die wochenlangen entscheidungslosen Kämpfe um Igdir im hereinbrechenden Winter ein.

15.11.20 Sewastopol fällt, die Krim ist in der Hand der Roten Armee. Damit Stärkung der sowjetrussischen Position gegenüber den nationalistischen Türken.

19.11.20 Baku: Nach Unruhen und Streiks gegen die proarmenische Parteinahme des Kreml Aufstand, der durch die Meuterei von Aseri – Einheiten die Sowjetmacht niederwirft. Enver Pascha, von erfolglosen Verhandlungen mit Lenin aus Moskau zurück und einige Wochen zuvor noch Delegierter des Völkerkongresses - der den Russen seine Vermittlungsdienste versprochen hatte – setzt die Proklamation der „Türkischen Republik Tataristan" durch. Enver Pascha und Kemal Pascha: zweimal Verrat und Meuterei.

In Gandscha kann sich die Sowjetmacht strategisch entscheidend mit Hilfe der Armenier gegen aufständische und meuternde Tataren behaupten. Beginn der Verlegung von Einheiten der 11. Roten Armee nach Karabagh und an die Kura. Der Kreml droht den Tataren in Karabagh mit der Übergabe des Landes an die Armenier.

20.11.20 Fixierung der türkisch – armenischen Grenze durch US – Kommission.

22./23.11.20 Die Kreation des Vereingten Armeniens ist ein Vorgriff auf die Dyarchie des Kalten Krieges – bei Abdrängung britischer und französischer Ansprüche - als Koproduktion der Ideologen der bipolaren Ordnung: Wilson und Lenin.

Armenien ist - wie das Judentum - Opfer der Moderne und ihr Profiteur zugleich: durch den Untergang der Autokratien des Sultans und des Zaren und die siegreichen Prinzipien einer zukünftigen bipolaren globalen Ordnung. Spruch in Armenien: „Wer sind die Retter Armeniens? – Wilson und Lenin."

22.11.20 Die US – amerikanische Kommission gibt exakten Verlauf der türkisch – armenischen Grenze, die sog. „Wilson – Linie", bekannt.

Signal für die Russen zur freien Hand - für den schockierten Kemal Pascha, der auf die Auflösung der Grenzkommission spekulierte, zum Einlenken. Die gräßliche Ironie der Geschichte: der Genozid war nicht nur ein monströses Verbrechen, sondern auch ein schwerer Fehler der Türken und ermöglicht die Befreiung der historischen Kerngebiete Armeniens von ihrem jahrhundertelangen Joch und dem kurdischer Banden. - Kemal Pascha gesteht intern den schweren taktischen Fehler der „Episode" ein, die die „ostanatolischen" Provinzen gekostet habe: die Wirkung der „Bestrafung der Armenier" in Europa und Amerika und auf sie selbst sei katastrophal unterschätzt worden.

23.11.20 Die russische Sowjetregierung erklärt einen Monat nach der ersten noch inoffiziellen Forderung an das Ankara – Regime und nach dem Zerwürfnis mit ihm offiziell ihre Anerkennung der „Wilson – Linie" und ihre Unterstützung der „territorialen Integrität der Sowjetrepublik Armenien": Freudenfeste inmitten von Not und Elend in Kars und Jerewan.

Die antiimperialistischen Allianz zwischen Bolschewiki und Kemalisten ist gesprengt: Armenischer Oktober - Panturkismusdrohung und Envers Aufstand in Baku - Kemals riskante Intrige … und ihr Verrat durch Lloyd George - Historische Gelegenheit für den Kreml. Als entscheidende Grundlage für den Bruch zwischen Moskau und Ankara hat sich ihr Streit um Territorialkonzessionen in Westarmenien erwiesen. Das armenische Kalkül ist durch den Fortbestand der US – Grenzkommission und das Zerwürfnis zwischen Russen und Türken – in intimer Kenntnis letzterer - voll aufgegangen.

Begünstigt wurde der Kurswechsel des Kreml auch dadurch, daß ihm die Amerikaner und Wilson, verglichen mit dem klassischen britischen und französischen Imperialismus und seinen Protagonisten, als das geringere imperialistische Übel gelten. Die quasi schiedsgerichtliche Fixierung der sowjetisch – türkischen Grenze auf Grundlage eines internationalen Mandats erhöht zudem ihre Sicherheit und Legitimation.

Dezember 20 Türkische Gegenoffensive vor Kars – nach Abzug der meisten Einheiten der 11. Roten Armee – wird in erbittertem Widerstand der Armenier unter hohen türkischen Verlusten abgewehrt. Die Kämpfe müssen im hereinbrechenden Winter eingestellt werden. Die Türken ziehen sich wieder nach Sarikamish zurück.

Paralleler Vorstoß der aufständischen Tataren aus Baku an die Kura wird von zurückverlegten Einheiten der 11. Roten Armee abgewehrt. Enver Pascha erklärt Baku zur „Hauptstadt von Turan", kann sein Regime, das alle Nichttürken terrorisiert, jedoch nicht über die Baku – Region ausdehnen und den Anschluß zentralasiatischer Turkvölker nicht gewinnen.

Dezember 20 Das RevKom Armeniens dekretiert das Verbot konterrevolutionärer und antisowjetischer Aktivitäten, Organisationen und Presse. Das bolschewistische Innenministerium beginnt mit Verbot und Unterdrückung der bürgerlichen Ramkavaren: Exilbewegung nach Georgien.

Dezember 20 Alexandropol verliert seinen zaristischen Namen und wird wieder in Kumairi zurückbenannt.

Dezember 20 In Sangesur Aufstand unter dem ehemaligen Kommandanten der Provinz Garegin Ter – Harutjunyan „Ndschdeh" (*1886 in Nachitschewan +1957 in Los Angeles) gegen den Terror tatarischer Besatzungstruppen der Roten Armee: Vertreibung der Okkupanten und Proklamation (im Januar) der Republik Lernahayastan (Bergarmenien).

Dezember 20 Kemal Pascha beordert den Oberbefehlshaber der nationalistischen Ostarmee Karabekir Pascha mit seinen höchsten Offizieren in sein Hauptquartier - wo die „Karabekir Pascha – Verschwörung" aufgedeckt wird. Dem Armenierschlächter wird Meuterei und die Schuld am gescheiterten Feldzug gegen Armenien zur Last gelegt. Er wird zusammen mit seinen Offizieren hingerichtet. - Die türkische Ostarmee zerfällt in die Privatarmeen von Warlords, die aus Ankara unterwandert und von jeglichem Nachschub abgeschnitten werden.

Kemal Pascha nutzt die Zerschlagung der angeblichen Verschwörung auch zur Säuberung der Nationalversammlung von seinen herausragenden Kritikern und Opponenten. Zeugen und Akten seiner Mitverantwortung für den Ostfeldzug läßt er systematisch beseitigen.

Dezember 20 Türken eröffnen in Anatolien systematische terroristische Fahndungskampagne nach Kryptoarmeniern, die insbesondere in den letzten Jahren zum Islam Abgefallene mit gräßlichen Folterungen und Morden trifft.

19.12.20 Triumphaler Einzug König Konstantins in Athen nach Rückruf durch Plebiszit. „Konstantin, Konstantinopel, mit dir, oh Konstantin, ziehen wir in die Hagia Sophia ein!" Thronwechsel steigert das nationalistische Fieber.

1.1.21 Vertrag von Jalta (auf der Krim, im Livadia - Palast) 40 Tage nach der Fixierung der „Wilson border". Trilaterales Abkommen Sowjetrußland – Armenien – Türkei: offiziell zur Novellierung und abschließenden Ergänzung der Bestimmungen des Vertrags von Moskau (24.8.20), dem Armenien beitritt.

Außerdem auf „Vermittlung" Sowjetrußlands gegenseitige Anerkennung der „international fixierten und anerkannten" armenisch – türkischen Grenze in Übereinstimmung mit der „Wilson – Linie" (ohne Bezugnahme) zwischen dem sowjetischen Armenien und der nationalistischen Türkei. - Diese soll in der Räson des Kreml als Puffer gegen den westlichen Imperialismus erhalten bleiben. Die Türken sind – wie die Deutschen 1918 in Brest Litowsk – die besseren Imperialisten, der Entente vorzuziehen. Ankara und Jerewan nehmen keine diplomatischen Beziehungen auf.

Kemal Pascha muß sich zähneknirschend mit den Bolschewiki arrangieren: „Lieber würde ich mich erdrosseln lassen, aber wir müssen uns mit den Russen vergleichen, um die Griechen schlagen zu können." Führenden türkischen Nationalisten und Kurdenhäuptlingen versichert er, daß es sich um einen „katzenfreundlichen" Waffenstillstand handele, um zunächst die Griechen im Westen zu schlagen. Die gerade auf Linie gebrachte Nationalversammlung ratifiziert den Vertrag von Jalta umgehend (vgl. 17.10.20). – Der sowjetrussische Volkskommissar für Auswärtiges, Tschitscherin: „Die Türken wollten alle ihre armenischen Provinzen behalten, deshalb haben sie jetzt keine mehr."

Das Rußland der roten Zaren erleidet Verluste, wo die Westmächte intervenieren: an der westlichen Peripherie. Andernorts bleibt es beim status quo ante und im Transkaukasus kann die Grenze (wie die Front im Weltkrieg) sogar vorgeschoben werden. Die Sowjetgrenzen in Vorder- und Zentralasien liegen auf gleicher Höhe der Breitengrade und Persien, der Iran, ragt wie eine Keilspitze in den Transkaukasus. Nicht nur Großbritannien (Mesopotamien und Palästina) und Frankreich (Syrien und Libanon) stoßen im Orient infolge des Zusammenbruchs des Osmanischen Reiches vor, sondern auch das neue sowjetische Rußland: nach Westarmenien. Die Türken verlieren nicht nur Arabien sondern auch Armenien – keine asiatische Grenze des Sultanreiches und keine europäische Grenze des Zarenreiches bleibt bestehen.

1921/23 Symmetrie von Ionien und Westarmenien. Ohne griechische Besatzung in Ionien keine Befreiung Westarmeniens - ohne Befreiung Westarmeniens aber auch keine Rettung Ioniens.

1921 Hunger, Kälte, Seuchen, türkischen Massakern und Deportationen sind seit 1917 insgesamt etwa 400 000 Armenier zum Opfer gefallen.

1921 Die letzten Armenier Anatoliens fliehen vor mörderischen Angriffen von Türken und Kurden aus der unzugänglichen Grenzregion Dersim nach Westarmenien oder werden – zurückgekehrte Deportierte und Genozidflüchtlinge - nach Syrien zurückgetrieben.

1921 Tiflis: SRK (gegr. 1908) fusioniert mit anderen bürgerlichen Parteien zur Liberal – Demokratischen Partei (RAK).

Januar 21 In Pontus Errichtung eines offenen türkischen Terrorregimes durch den berüchtigten Topal Osman, der von seinem Herrn Kemal Pascha abfällt. Mörderische und räuberische Angriffe türkischer Soldateska auf die verbliebene griechische Bevölkerung, die aus Trapezunt und allen anderen Küstenorten vertrieben wird.

Flucht der Pontusgriechen unter Führung des Metropoliten Chrysanthos ins winterliche Gebirge, wo, zusätzlich zu den Opfern türkischer Angriffe und Verfolgungen, Zehntausende erfrieren oder verhungern.

4.1.21 Sultan Mehmet VI. weist den Botschafter Armeniens aus Konstantinopel aus. Ende mehrmonatiger offizieller türkisch – armenischer Beziehungen.

4.1.21 Großbritannien erkennt nach dem trilateralen Vertrag Armeniens mit Sowjetrußland und der Ankara – Türkei (am 1. in Jalta) auf seinen Bruch des Vertrages von Sèvres und erkennt die türkisch – armenische Grenze nicht an (25.6.41 revidiert).

20.1.21 Budjonnys Verbände, von der Krim nach Ciskaukasien verlegt, nehmen in brillantem Vorstoß Baku ein – bei paralleler Bindung aufständischer Tataren durch die 11. Rote Armee vor Baku. Eilige Abreise Enver Paschas, dem es gelingt, über das Kaspische Meer nach Turkmenistan zu entkommen. Rotarmisten und Tschekisten unter Sergej M. Kirov – von Lenin zum Sekretär der tatarischen KP ernannt - beginnen blutiges Aufräumen unter türkischen Nationalisten, von deren Niederwerfung der Kreml armenische Verbände ausgeschlossen hat.

28./29.1.21 Führer der türkischen KP werden bei Überfahrt in die Türkei von Kemalisten ermordet.

Feb./April 21 In einer groß angelegten Operation gelingt es sowjetrussischen und armenischen Kräften, das Republikterritorium weitestgehend unter die Kontrolle der Sowjetmacht zu bringen: Tatarenbanden und autonome Daschnaken – Milizen, die „Mauseristen" – beide mit Zulauf und intensivierten Aktivitäten im letzten halben Jahr – werden entscheidend getroffen und fast gänzlich aufgerieben.

21.2.21 Das Kaukasische Büro der KP der RSFSR in Moskau verfügt die Abtrennung Nachitschewans und Karabaghs als Autonomiegebiete unter die Oberhoheit der Tataren und fixiert die armenisch – tatarische Grenze leicht zu ihren Gunsten. Entgegen Signalen im Oktober verbleibt nur Sangesur als Korridor zwischen den tatarischen Autonomiegebieten.

Der Kreml macht den Tataren trotz ihres Aufstandes Konzessionen unter Autonomieauflagen um nicht als zu proarmenisch zu erscheinen, die Wut der Tataren, die Wut der Turkmuslime allgemein, zu dämpfen und imperial über einen andauernden Konflikt zwischen Armeniern und Tataren wachen zu können.

21.2.21 Aus Armenien rückt die Rote Armee in Georgien ein – auch um die potentielle Gefahr eines alliierten Brückenkopfes im Transkaukasus aufzuheben - und nimmt schon am 25. Tiflis.

März 21 Die armenische Sowjetregierung inhaftiert den Führer des Dezemberaufstandes in Sangesur, Ndschdeh, den „Retter Sangesurs", in Jerewan - auch auf Verlangen Moskaus.

März 21 Frankreich und Italien, die „Lateiner", vergleichen sich, Rußland und Armenien (am 1.1.) folgend, mit der nationalistischen Türkei - resultierend im Abkommen von Ankara zwischen Frankreich und der Türkei (20.10.).

März 21 Konferenz in Kairo: Unter Federführung Kolonialminister Churchills, T.E. Lawrence und Gertrude Bells Einrichtung haschemitischer Klientelstaaten - Iraq und Transjordanien – die zu unteilbaren Einheiten erklärt werden. Zusage einer assyrischen Heimstatt im „Assyrian Triangle" der Provinz Mossul wird damit zurückgezogen: Reaktion auch auf den „Armenischen Oktober" und den daraus abzusehenden sowjetrussischen Vorstoß an die Schwelle Mesopotamiens. Die Autonomie Assyriens könnte Basis sowjetischer Einflußnahme werden und die britische Position im Orient entscheidend destabilisieren

Nach der Niederschlagung einer Meuterei aramäischer Hilfstruppen der Briten in Baquba nördlich von Bagdad (Mai 21) Gründung der ersten KP des Orients im Iraq, die von Aramäern dominiert wird, unter dem Eindruck des Präzedenzfalls Armenien unter ihnen große Anhängerschaft gewinnt – und vom royalistischen britischen Klientelregime umgehend verboten und in den Untergrund gedrängt wird.

4.3.21 Die USA brechen unter dem neuen republikanischen Präsidenten Harding die diplomatischen Beziehungen zur Sowjetrepublik Armenien umgehend ab.

Für 71 Jahre keine armenische Botschaft in Washington.

15.3.21 L´Opération Némésis: Soghomon Thelirian (*1897 in Westarmenien +1960 in San Francisco) erledigt in Berlin Talaat Pascha, wird festgenommen – und freigesprochen (3.6).

18.3.21 Georgien: Nach Waffenstillstand und Ende des offenen Widerstandes gegen die Rote Armee Exil der republikanischen Regierung.

April/Mai 21 Beendigung des „Siebenjährigen Transkaukasischen Krieges" mit seinem letzten Kapitel des nie erklärten sowjetisch – türkischen Krieges: Einnahme Westarmeniens durch die Rote Armee und die armenische Volksarmee.

April/Mai 21 In Westarmenien Beginn der systematischen Zerstörung architektonischer und schriftlicher Zeugnisse der Türkenherrschaft – bei paralleler Aufnahme der Ausgrabung und Freilegung urartäischer, also ur- bzw. präarmenischer Festungen in ganz Armenien zur Unterstreichung des legitimen Anspruchs auf das Territorium der Republik.

April 21 Die Rote Armee besetzt Lasistan, das antike Kolchis. Damit Kappung der jahrhundertelangen assimilatorischen Beziehung der Lasen zum Türkentum. Das Gros der Lasen kann in der entstehenden Lasenrepublik seine kaukasische nichttürkische Identität bewahren.

18.4.21 Das Kaukasische Büro der KP der RSFSR in Moskau proklamiert die mit Georgien assoziierte Lasische Sozialistische Sowjetrepublik und fixiert die Grenze zwischen Armenien und Georgien: die armenisch besiedelte Provinz Javakhk verbleibt bei Georgien, doch werden Armenien die ebenfalls umstrittenen Provinzen Lori (zuvor neutral) und Ardahan (wo es nennenswerte armenische Siedlung gab – aber keine nennenswerte georgische Siedlung gibt) zugesprochen – auch um seine freiwillige Sowjetisierung zu belohnen.

18.4.21 Landung der Roten Armee bei Trapezunt – auf den Tag fünf Jahre nach der Einnahme der Stadt durch die zaristische Armee General Nikolaj Judenitschs (1862 - 1933). Die Rote Armee schlägt die Militärbanden des türkischen Warlords Topal Osman, der auf der Flucht von seiner Soldateska ermordet wird und befreit Pontus vom türkischen Terrorregime.

25.4.21 Eröffnung des Feldzuges zur Befreiung Westarmeniens durch die armenische Volksarmee unter dem Kommando des Verteidigungsministers General Dro (1883 – 1956) - der als Befreier Westarmeniens seinen Ruhm als Nationalheld noch mehren kann - und die verstärkte, aus Georgien zurückverlegte 11. Roten Armee unter dem Kommando des legendären Reitergenerals Budjonny (1883 – 1973).

(Zweite) Schlacht bei Sarikamish: Armenier und Russen durchbrechen die Front türkischer Militärverbände im ersten konzentrierten Angriff an ihrer neuralgischen Stelle, nehmen ihre Verfolgung auf und reiben sie – sofern sie nicht entkommen – auf. 1 Million Kurden und Türken schließen sich ihrer Flucht in den nationalistischen Machtbereich vor systematischer und vernichtender Vergeltung armenischer Truppen an, die Flüchtlingskolonnen erbarmungslos attackieren.

Sarikamish, wo sechs Jahre zuvor ein ganzes Türkenheer bei Offensive in entgegengesetzter Richtung unterging, wird zum Fluch der Türken.

25.4.21 Tagesbefehl General Dro´s: Die Türken und die Kurden befänden sich im Irrtum, wenn sie glaubten, daß auch nur einer von ihnen nach dem, was geschehen sei, in Armenien bleiben könne.

Das revolutionäre Szenarium aus äußerem Anlaß nach dem Modell Ungarn/Bèla Kun ist in Armenien erfolgreich, weil Moskau dort – anders als in Budapest – intervenieren kann.

Mai 21 Das RevKom verfügt die Rücksiedlung aller 200 000 überlebenden Westarmenier im Osten (100 000 sind dort Hunger und Seuchen zum Opfer gefallen) und beschließt ein Siedlungsprogramm für Westarmenien unter strategischen, infrastrukturellen und demographischen Direktiven - insbesondere gegen die Gefahr der Slawensiedlung in dem verwüsteten und entvölkerten Land.

Kommunisten und Daschnaken betreiben zudem eine systematische, fast zur Staatsdoktrin entwickelte Propaganda um die 1917 publik gewordenen Slawensiedlungspläne des zaristischen Regimes, um analoge Gedankenspiele in Moskau als „zaristisch" und „weißgardistisch" zu diskreditieren.

Mai 21 Beginn des Exodus Zehntausender Pontusgriechen aus Georgien, von der Krim und aus Südrußland zurück nach Pontus und Abstieg der Überlebenden aus dem Gebirge unter Metropolit Chrysanthos – während die in Pontus verbreiteten Kryptochristen in aller Form von Islam und Türkentum abfallen (einschließlich vieler Pseudokryptochristen).

Die Pontusgriechen eröffnen in Reaktion auf den Genozid an ihnen eine „antifeudalistische" Kulturrevolution zur systematischen Reinigung ihrer Form des Griechischen und ihrer Kultur von den in Jahrhunderten eingeflossenen türkischen Elementen und stellen die Verwendung „türkischer" (arabischer) Buchstaben total ein - ergänzt durch die Zerstörung der architektonischen und schriftlichen Zeugnisse der Türkenherrschaft.

Parallele Betonung des Hellenismus in Pontus durch vereinzelte Antikisierung lokaler, geographischer und topographischer Bezeichnungen sowie archäologische Unternehmungen und Freilegungen.

6.5.21 Einnahme von Erzurum durch russisch – armenischen Verband.

16.5.21 Angriffe türkischen Mobs auf armenische Viertel in Konstantinopel, die von britischen und französischen Einheiten mit Waffengewalt rigoros unterbunden werden.

Das Faszinosum des verhinderten Armenierpogroms am 16. Mai – oder: einmal wird dem mörderischen Türkenmob energisch in das Gemetzel gefahren.

17.5.21 Armenischer Verband nimmt Van ein und legt die verlassenen türkischen und kurdischen Viertel in Schutt und Asche.

Kurdischer Flüchtlingsstrom aus Südwestarmenien ergießt sich bis in die mesopotamischen und persischen Kurdengebiete und erreicht Mossul und Kirkuk, wo er in blutigen Zusammenstößen mit den eingeborenen Aramäern, Arabern, Turkmenen – und Kurden - eingedämmt wird (August 21).

21.5.21 Russisch – armenische Streitkräfte schließen durch die Einnahme Erzindschans – und den anschließenden Vorstoß an die Türkengrenze - die Befreiung Westarmeniens, 407 Jahre nach seiner Eroberung durch Sultan Selim I., ab.

3.6.21 Niederbrennung des verlassenen Türkenviertels von Trapezunt durch gerade eingetroffene armenische Truppen und zurückgekehrte Griechen. Pontische Milizen und armenische Truppen vertreiben alle Muslime – neben Türken auch die mit ihnen kollaborierenden Lasen – aus Pontus.

Zwischen Armeniern und Pontusgriechen Stahlband des Antigenozids.

3.6.21 Die armenische Sowjetregierung beschließt Autonomiestatut für Pontus, erkennt die Sowjets in Pontus – wo es nur eine Partei, die Bolschewiki, gibt – an und fixiert die Grenze zwischen Armenien und Pontus.

In der Autonomierepublik Pontus am Schwarzen Meer (etwa so groß wie der Libanon), existiert das Schwarzmeergriechentum fort - konzentriert in Trapezunt, der „Stadt der Griechen" (aus Milet, 756 v. Chr.) mit nichtgriechischem Hinterland wie Alexandria in der Antike, die nach 460 Jahren befreit wird. Dort, wo sich der letzte vorneuzeitliche griechische Staat, das letzte griechische Kaisertum befand, existiert die größte griechische Diaspora.

21.6.21 König Konstantin übernimmt in Smyrna den Oberbefehl über die griechische Armee in Kleinasien. An Armenien richtet er die Forderung eines Referendums in Pontus.

Kemal Pascha übernimmt offiziell den Oberbefehl über das Türkenheer in Kleinasien.

Juli 21 Das türkische Autonomiegebiet in der Provinz Ardahan (von Georgien im Februar abgespalten) unterwirft sich auf Ultimatum der Sowjetmacht.

Juli 21 Lasenbanden vertreiben die verbliebenen Pontusgriechen aus Lasistan, dem antiken Kolchis. Nach der Vertreibung der Lasen aus Pontus damit faktischer „Bevölkerungsaustausch" zwischen Pontusgriechen und Lasen.

10.7.21 Beginn des griechischen Feldzugs zur Niederwerfung der türkischen Nationalisten. König Konstantin: „Auf nach Ankara!" (15.8.).

28.7.21 L´Opération Némésis: Missak Torlokian erledigt in Konstantinopel den ehemaligen Innenminister der Tataren, hauptverantwortlich für den Pogrom in Baku (Sept. 18).

23.8. – 11.9.21 Bei der Offensive der Griechen auf Ankara Schlacht am Sakarya ohne Entscheidung.

Kemal Pascha erhält den Ehrentitel „Ghazi" (Glaubenskämpfer).

20.10.21 Am Jahrestag der Proklamation der Sowjetrepublik Armenien Wahl des Republiksowjets: Bolschewiki unterliegen Daschnaken und rangieren lediglich vor Nationaldaschnaken und Hundschaken.

Seit Mitte des Jahres - zu den Wahlen intensiviert und nach Ausschaltung bürgerlicher Kräfte - systematische Übergriffe der bolschewistisch dominierten Polizei auf rechte Daschnaken und Hundschaken unter Anwendung des Dekrets zum Schutz der Sowjetmacht und der Revolution.

20.10.21 Vertrag von Ankara zwischen Frankreich und der nationalistischen Türkei.

Fixierung der Grenze zwischen der Türkei und Syrien, die im Vergleich zu Sèvres zugunsten der Türken korrigiert wird: den Türken wird auch formal der Besitz von Urfa (Edessa) und Marasch bestätigt, der Sandschak Alexandrette - mit dem gleichnamigen Hafen, der Stadt Antakya (arab., Antiochia), dem Mündungsgebiet des Orontes (arab. Nahr el – Asi) und dem Mosesberg - verbleibt aber, mit Sonderverwaltungsstatus, bei Syrien.

Dezember 21 Der kilikische Katholikos Sahak II. (*1849, 1902 – 1939) verläßt Adana und damit Kilikien: Franzosen räumen die kilikische Ebene und ziehen sich aus Tarsus zurück.

5.12.21 L´Opération Némésis: Archavir Chirargian erledigt in Rom den aus der Internierung auf Malta entlassenen Großwesir Said Halim Pascha.

Winter 21/22 Kurdische Nomaden in Westarmenien, die erneut das traditionelle Winterquartier (kischlak) erzwingen wollen, werden von Siedlermilizen und Regierungsverbänden gehetzt und niedergemetzelt.

Winter 21/22 König Konstantin, zurück in Athen, verkriecht sich in seinem Palast. Schwere Krise der notleidenden und überstrapazierten Armee in Kleinasien. Antikriegsproteste in Griechenland.

1922/24 Sowjetische Rechtschreibreform in Armenien. Die Diaspora hält dagegen an der alten Rechtschreibung nach Mesrop fest. – Parallel wird das Ostarmenische zur Amtssprache Armeniens erklärt – auch im befreiten Westen.

1922 Genozidbilanz: ein Drittel der armenischen Nation – die die Hälfte ihrer historischen Heimat verloren hat – ist ermordet worden.

12.3.22 Armenien - mit Georgien und Transkaukasisch Tataristan - Mitglied der Transkaukasischen Sozialistischen Föderalen Sowjetrepublik. Beitritt unter massivem Druck des Kreml, der mit Aufrollung der Grenzziehung zur Türkei und zu Georgien droht.

17.4.22 L´Opération Némésis: Archavir Chirargian und Aram Yerganian erledigen in Berlin den Türkengouverneur Trapezunts während des Genozids und einen anderen türkischen Verbrecher.

26.4.22 Bolschewistischer Putsch in Jerewan gegen „reaktionäre Verschwörung" zur Bildung eines RevKom ohne Bolschewiki. Devise der Bolschewiki: „Kein zweites Baku!" (1918 Verdrängung aus dem dortigen Sowjet). Dagegen Widerstand durch Teil der Garnison und Daschnak – Aktivisten, deren Führung der nach 1 Jahr aus dem Gefängnis befreite Kommandant Ndschdeh übernimmt. Das bolschewistische RevKom setzt sich erst nach dem Eingreifen der Roten Armee in dreitägigen Kämpfen durch. Anschließend Auflösung des „antiproletarischen" Sowjetkongresses und Verbot der verbliebenen nichtsozialistischen Parteien. Verfolgungswelle gegen Daschnaken unter der Ägide des Volkskommissars Nurijanyan (1896 – 1937): Bolschewiki begleichen offene zweijährige Rechnungen. - Schärferes Vorgehen gegen die vielen Sabotageakte an Munitions- und Waffentransporten in die Türkei (auf Anordnung Moskaus).

Daschnakenexodus – mit offensichtlicher Duldung des bolschewistischen Regimes – nach Persien, u.a.: ex - Ministerpräsident Vratsyan, ex – Parlamentspräsident Aharonyan, Ndschdeh.

7.6.22 Griechen beschießen Samsun unter anderen mit ihrem Flaggschiff Georgios Averof.

21.7.22 L´Opération Némésis: Stepan Dzaghigian, Petros Ter – Porossyan und Artasches Geworgyan erledigen in Tiflis den osmanischen Marineminister Cemal Pascha.

30.7.22 Smyrna: Hochkommissar Aristidis Stergiadis proklamiert den Freistaat Ionia zur Stabilisierung der immer mehr bedrohten griechischen Ansprüche in Kleinasien.

4.8.22 Enver Pascha wird im Gefecht gegen armenische Brigade aus Karabagh unter dem Rotgardisten Hakob Melkumjan (1885 – 1962) in Zentralasien erledigt.

Die rächende Bestrafung des jungtürkischen Triumvirats Enver – Cemal – Talaat ist damit vollstreckt.

30.8.22 Vier Tage nach Beginn türkischer Großoffensive Zusammenbruch der griechischen Kleinasienfront. Türkische Kavallerie wütet im Hinterland.

Die Stellvertreterfeldzüge Großbritanniens – durch die Weißen gegen die Bolschewiki in Rußland, durch die Griechen gegen die Kemalisten in Kleinasien – sind damit beide vernichtend geschlagen worden.

5.9.22 Griechische Truppen stecken die türkische Kleinstadt Kasaba in Ionien, die von der Landkarte verschwindet, in Brand.

9.9.22 Türken fallen in Smyrna („Giaur Izmir") ein. Beginn von Plünderungen und Metzeleien an der griechischen und armenischen Bevölkerung: über 50 000 Opfer. Der Metropolit Chrysostomos wird vom Türkenmob bestialisch ermordet.

11.9.22 Türken nehmen Bursa ein.

13.9.22 Brand von Smyrna – der fünf Tage anhält und in dem binnen 24 h 50 000 Häuser und 24 Kirchen vernichtet werden. Statt des Wiedereinzugs in die Hagia Sophia und der Wiedererrichtung des Byzantinischen Reiches geht in der totalen militärischen Niederlage in Anatolien und dem Inferno des Brandes und Untergangs des alten Smyrnas auch die megali idea unter.

„Kemal celebrated his triumph by transforming Smyrna into ashes and by slaughtering the whole of the indigenous Christian population." Churchill

15.9.22 Sitzung des britischen Kabinetts, das insbesondere auf Drängen Kolonialminister Churchills beschließt:

Ein Abzug aus Konstantinopel ohne türkische Gegenleistung kommt, auch aus Gründen des Prestiges des Britischen Weltreiches – gerade vor dem Hintergrund des Einsatzes der Russen für ihre Klienten, die Armenier - nicht in Frage (es besteht bereits eine Systemkonkurrenz zu Sowjetrußland). Dem türkischen Zugriff auf die Schlüsselposition Çanakkale ist Widerstand zu leisten, es handelt sich dabei um den casus belli für das Empire. Verhandlungen mit den Türken sind ausgeschlossen, solange sich türkische Verbände in der Internationalen Zone aufhalten.

Die britische Entschlossenheit wird durch den Verlust Armeniens gegen die Türken gestärkt, der sie erheblich geschwächt und beträchtlichem russischem Druck ausgesetzt hat, zudem ihr faktisches Bündnis mit den Russen, trotz andauernder materieller Unterstützung durch sie, ruinierte.

19.9.22 Abzug des französischen Verbandes aus Çanakkale auf Weisung Ministerpräsident Poincarés in Reaktion auf britische Kriegsdrohung.

Kanada kritisiert die Kriegsdrohung des Londoner Kabinetts ohne Konsultation der Dominions und weist automatische Gültigkeit britischer Kriegserklärung zurück.

20.9.22 Lord Curzon in Paris. Zerwürfnis in der Orientpolitik zwischen Großbritannien und Frankreich.

24.9.22 Nationalistische türkische Verbände rücken in die Internationale Zone ein, stoßen auf Çanakkale an den Dardanellen und lagern unweit der Ruinen von Troja vor der seiner kleinen britischen Besatzung: Triumphalismus zum einen - Taktik zur Verdrängung der Briten und zur Revision Sèvres zum anderen.

Empörung in Großbritannien über die Unverfrorenheit der ´Neuen Türken´. Ausbruch der Chanak Crisis.

27.9.22 König Konstantin dankt auf Druck der Armee - die auf Chios ein „Revolutionskomitee" gebildet hat - zugunsten seines Sohnes Georg II. ab und begibt sich ins Exil nach Sizilien.

27.9.22 General Harington, britischer Oberbefehlshaber in Konstantinopel – der vom Londoner Kabinett beauftragt wird, den Türken ein Abzugsultimatum zu stellen - meldet den Vollzug einer Vorsichtsmaßnahme: Abzug griechischer Flotte vom Bosporus.

28.9.22 Revolutionstruppen ziehen in Athen ein und fordern die Bestrafung der Schuldigen an der „Kleinasiatischen Katastrophe". Die Militärjunta auf Chios erklärt sich zur Regierung. - Venizelos lehnt ihre Leitung ab, übernimmt aber die äußere Vertretung Griechenlands.

28.9.22 Zusammenstoß zwischen Briten und Türken - Ursache und Urheber umstritten - vor Çanakkale. Ein Zweites Navarino nach 95 Jahren.

Der seidene Faden des Nichtkrieges zwischen Briten und Türken ist doch noch gerissen und das riskante Manöver Kemal Paschas, mit dem das Einlenken Großbritanniens provoziert werden sollte – Konstantinopel zu gewinnen ohne substantielle Gegenleistung – gescheitert.

29.9.22 Die Briten müssen sich vor der türkischen Übermacht aus Çanakkale auf Schlachtschiffe zurückziehen. Die Türken besetzen die Stadt und nehmen mehrere Husaren und Infanteristen gefangen.

30.9.22 Großbritannien erklärt der Türkei – offiziell der Nationalversammlung in Ankara - den Krieg und verhängt eine Seeblockade über Kleinasien. Damit faktische Intervention der Briten in den Krieg zwischen Griechen und Türken.

Die englischen Massenblätter überschlagen sich vor Empörung - „Revenge for Chanak!" – und beschäftigen sich ausführlich mit dem Wüten der Türken in Smyrna. Agitation mit Vendettazügen gegen den „Schlächter" Kemal mit dem es – wie 7 Jahre zuvor – zum bewaffneten Zusammenstoß an den Dardanellen kommt. Scharfmacher der Kriegspartei ist Kolonialminister Churchill.

Okt./Nov. 22 Intensive Aktivität der französischen Diplomatie, um große direkte Kampfhandlungen zwischen Türken und Briten - wegen der Gefahr eines resultierenden offenen Bruchs zwischen Großbritannien und Frankreich - zu verhindern. Die direkte Parteinahme der Briten gegen die französische Kontinentalpolitik würde nicht aufgewogen durch die Konzentration britischen Engagements im Orient.

Im Londoner Kabinett und der britischen Öffentlichkeit herrscht bereits eine antifranzösische Stimmung: man gibt den Franzosen, die aus Çanakkale abgezogen sind, die Schuld an der Ermutigung der Türken, am Krieg mit ihnen, man bezichtigt sie sogar der Komplizenschaft.

Okt./Nov. 22 Hemingway wird durch Reportagen aus Konstantinopel für The Toronto Daily Star erstmals bekannt.

Oktober 22 Kemal Pascha verzichtet auf das Vorrücken auf Konstantinopel und die Landung auf Gallipoli und erteilt seinen Agenten in der Stadt strikte Weisung „Zwischenfälle" – oder gar einen Aufstand – mit allen Mitteln zu verhindern, um nicht in eventuell fataler Weise kompromittiert zu werden.

1.10.22 Die Briten beginnen unter Oberst Colin Ballard, dem Polizeichef von Konstantinopel, mit der Aufstellung von Verbänden aus Wrangels Weißer Armee (etwa 40 000 Mann). Die Royal Navy konzentriert Artillerie am Bosporus und nimmt den Transport der geschlagenen griechischen Kleinasienarmee auf die Halbinsel Gallipoli (europäische Seite der Dardanellen) auf. Damit de facto britisch – griechisches Kriegsbündnis gegen die Gefahr der Vertreibung aus Konstantinopel.

Frankreich und Italien verlassen das Alliierte Kommissariat.

2.10.22 Admiral Calthorpe (1864 – 1937), aus Portsmouth zurückberufen, wird Alliierter Hochkommissar (wie bis Juli 19, Diplomat Rumbold nur noch geschäftsführend) – sine collega: Signal der Entschlossenheit an die türkischen Nationalisten.

Auf Churchills Vermittlung nimmt T.E. Lawrence Posten im Kriegsministerium an. Er schreibt in der Sunday Times: „Die Franzosen haben sich nach dem ersten Zusammenstoß mit den Türken (in Kilikien) zurückgezogen. Wir haben ihnen den Krieg erklärt."

3.10.22 Australien und Neuseeland rufen aufgrund der britischen Kriegserklärung Freiwillige zur Aufstellung einer Expeditionsstreitmacht auf.

Im Gegensatz dazu lediglich formale Hilfe für das Vereinigte Königreich und parlamentarische Bestätigung seiner Kriegerklärung durch die anderen Dominions Südafrika (5.) und Kanada (7.) – durch das Unterhaus in Ottawa erst, nachdem Premierminister Mackenzie King versichert hat, daß sie lediglich symbolisch zu verstehen sei.

9.10.22 Sultan Mehmets VI. Leibgarde wird von den Briten im Handstreich entwaffnet, der Sultan vor einer Kriegserklärung – die ihn jeden Schutzes gegen die Nationalisten beraube - inoffiziell gewarnt. Bei Kriegserklärung scheint die Gefahr einer Reaktivierung der Khilafat – Bewegung in Indien für das Kalifat und gegen die Aufteilung des Osmanischen Reiches, die Gefahr eines muslimischen Aufstandes, eines „Heiligen Krieges" gegen die Briten auf dem Subkontinent zu bestehen.

Unter indischen Muslimen britische Propaganda vom „Krieg gegen die Feinde des Kalifen", die türkischen Nationalisten.

10.10.22 Griechische Truppen unter General Theodoros Pangalos rücken auf britische Aufforderung hin bis auf drei Meilen unter die Wälle Konstantinopels vor.

Großbritannien erklärt die Operation zur Schutzmaßnahme gegen nationalistischen Überfall auf die Stadt und warnt ihre türkischen Bewohner (Hinweis auch auf geltendes Kriegsrecht vom 16.3.20) und Kemal Pascha offiziell vor Aufstand bzw. Angriff. - Das Risiko eines Aufstands in Konstantinopel gegen das Vorrücken der Griechen nehmen die Briten – ohne effektive Alternative gegen einen Handstreich Kemals, dem sie nicht trauen – in Kauf.

10.10.22 Royal Navy stoppt vor Marmaris an der südwestkleinasiatischen Küste italienischen Frachter „Gabbiano" durch Schuß vor den Bug und interniert ihn auf Zypern. Scharfer Notenwechsel zwischen London und Rom – relativ geringe Beachtung des Vorfalls wegen innenpolitischen Dramas in Italien. Aufhebung der Internierung (10.11).

11./12.10.22 Royal Navy kämpft in Artillerieduell, unterstützt von griechischer Artillerie auf Gallipoli, die türkischen Küstenbatterien von Çanakkale nieder und legt das Städtchen in Schutt und Asche, um anschließend die Dardanellen zu durchstoßen und am Bosporus zu ankern – im Unterschied zu 1915 kontrollieren die Briten die Halbinsel Gallipoli und die Fahrrinne ist frei von Seeminen.

Von den Briten wird der Kampf zur siegreichen und vergeltenden „Battle of Chanak" erklärt – Triumphgeheul englischer Massenblätter. Die Türken hingegen erklären Çanakkale zur Heldenstadt, die einer britisch – griechischen Landung in Anatolien widerstanden habe.

13.10.22 „Hippodrom – Massaker": Nach dem Freitagsgebet in der Hagia Sophia aufrührerische Versammlung tausender fanatischer Türken am Hippodrom, unweit des Topkapi – Palastes. Zerstreuung durch britische Gardesoldaten und Gurkhas, die in sie hineinfeuern: 300 Tote. Admiral Calthorpe (seit drei Tagen in der Stadt): „The Turks put us to the test."

14.10.22 Konstantinopel: Nach dem Beginn von Feuerüberfällen und einem Bombenanschlag auf britische Soldaten droht Admiral Calthorpe den Türken ultimativ damit, Griechen und Armenier zu bewaffnen und die griechische Armee in die Stadt zu lassen, sollten sie nicht wieder Ruhe geben. Der Admiral läßt die russischen Söldner von der Leine, die in einer dreitägigen Vergeltungsaktion Hunderte Türken töten und Tausende aus der Stadt vertreiben. - Die britische Militärverwaltung in Konstantinopel kann ihre Krise überwinden und die Kontrolle ohne weitere „Zwischenfälle" aufrechterhalten.

Die Türken haben in der Nachkriegszeit unter den Russen zu leiden: unter den Roten in Pontus und Armenien, unter den Weißen in der Polis.

November 22 Erstmals Thematisierung des britisch – weißrussischen Militärregimes in Konstantinopel als Beispiel für den häßlichen britischen Imperialismus: in der Propaganda der Sowjets – gefolgt von Nazis, Faschisten und Zionisten und der Zitierung durch Gandhi, Peron und Nasser.

6.11.22 Britische Admiralität setzt per Funkspruch an Geschwader der Royal Navy, das mit abgedeckten Geschützen vor Samsun ankert, die Beschießung und Zerstörung der Stadt aus.

9.11.22 Waffenstillstand von Imrali (im Marmarameer) nach 40tägigem Krieg – auf französischen Einfluß hin.

Britische Truppen besetzen die Meerengenzonen der Dardanellen und des Bosporus: Abzug der unwilligen Griechen vor Konstantinopel. Die Türken übergeben umgehend ihre britischen Gefangenen. Seeblockade Kleinasiens vom Waffenstillstand unberührt. Vereinbarung eines Friedenskongresses in Venedig.

Die Briten wollen keinen Krieg in Anatolien führen und Kemal Pascha will Konstantinopel nicht angreifen, das er gegen das Britische Weltreich entweder nicht nehmen oder nicht halten kann.

12.11.22 Besetzung Çanakkales durch britisches Garderegiment, das in seinen Ruinen den Union Jack hißt. Filmbericht für britische Kinowochenschau. Churchill (erster öffentlicher Auftritt nach fast vierwöchiger Erholung von Blinddarmoperation): „Dieser anatolische Räuberhauptmann wollte uns hinausbluffen. Ist ihm nicht gelungen."

Kemal Pascha läßt einige Mitwisser seines gescheiterten „Çanakkale – Bluffs" beseitigen. Der Vorstoß wird von der kemalistischen Propaganda als erfolgreicher Präventivzug gegen einen britischen Feldzug in Anatolien dargestellt. Der parallele Abzug der Griechen vor Konstantinopel wird von den Türken zu ihrem Waffenstillstandserfolg erklärt.

Mitte Nov. 22 Empörung in Großbritannien nach Berichten freigelassener britischer Kriegsgefangener über schwere Mißhandlungen und Morde in türkischer Gefangenschaft.

19.11.22 Rücktritt Lloyd Georges nach Abstimmung im Carlton Club. Bonar Law bildet Kabinett, in dem Lord Curzon Außenminister bleibt.

Im Dezember Unterhauswahlen: politische Epochenwende.

28.11.22 Der Oberbefehlshaber der Smyrna – Armee und fünf royalistische Minister – „Die Sechs" - werden nach militärgerichtlichen Todesurteilen wegen Schuld an der „Kleinasiatischen Katastrophe" auf den Rat Venizelos und die Intervention des britischen Botschafters hin in allerletzter Minute zu lebenslanger Haft begnadigt.

1.12.22 Die türkische Nationalversammlung hebt das Sultanat – Anlaß ist die Einladung einer Delegation des Sultans zum Friedenskongreß nach Venedig - auf.

Mehmet VI. bittet darauf um die Evakuierung aus Konstantinopel. Die Briten decken ihn zwar gegen die Nationalisten, behalten ihn aber vorerst als eventuelles Druckmittel und Trumpfkarte gegen das Ankara – Regime in der Stadt.

20.12.22 Eröffnung der Orientkonferenz in Venedig durch den neuen italienischen Ministerpräsidenten Mussolini. Teilnehmer: Italien, Großbritannien, Australien, Neuseeland, Südafrika, Kanada, Griechenland, Türkei, Frankreich, Bulgarien, SHS – Staat, Japan, eingeschränkt: Sowjetrußland.

Direktive Kemal Paschas an die türkische Delegation: Einzug in Konstantinopel, seine Wiedergewinnung, ist oberstes Ziel aufgrund der geostrategisch und historisch - machtsymbolisch überragenden Bedeutung der Stadt. Venizelos vertritt Griechenland.

21.12.22 Beginn der Verhandlungen der Orientkonferenz in Venedig.

Diametraler Gegensatz: die Griechen wollen ihre territorialen Gewinne aus Sèvres vollständig bestätigt, die Türken sie vollständig revidiert sehen.

Großbritannien legt den „Curzon – Plan" vor: Tausch Ioniens (Streichung des für 1925 geplanten Referendums) gegen Ostthrakien, Beschränkung internationaler Verwaltung auf die Passage der entmilitarisierten Meerengen, Minderheitenrechte für Griechen, Armenier und Juden in Konstantinopel – Muslime in Westthrakien. Das Projekt einer autonomen Kurdenrepublik innerhalb der Türkei östlich des Euphrats wird, wie schon das eines aramäischen Staates in der Provinz Mossul (Rote Armee am Van – See) ad acta gelegt.

Ionien für Ostthrakien: angesichts des neuen Machtfaktors Sowjetrußland ist die türkische Kontrolle über das Vorfeld der Meerengen und Konstantinopels einer griechischen vorzuziehen, während Ionien im Besitz der verbündeten Griechen ein Gegengewicht und ein Brückenkopf zu Westarmenien im Besitz russischer und armenischer Bolschewisten ist – die britische Geostrategie. Das britische Prestige, das Prestige eines Weltreiches, erfordert es zudem, analog des Kabinettsbeschlusses vom 15. September und zumal nach dem Gemetzel in Smyrna, dem „Chanak Incident" und der Kriegserklärung an die Türkei, für einen Abzug (aus Konstantinopel) einen Gegenabzug (aus Smyrna) zu erzielen, die verbündeten Griechen – gerade vor dem Hintergrund des Einsatzes der Russen für die Armenier – nicht leer ausgehen zu lassen und die Türken zu bestrafen, was eher durch den Abzug aus Ionien als durch Verweigerung Ostthrakiens zu vollziehen ist. Großbritannien gefällt sich außerdem in der Rolle des imperialen Schiedsrichters zwischen Türken und Griechen und die britische Regierung und ihre Delegation stehen unter dem Druck der Massenblätter.

Die revisionistische Feindschaft der Türken ist damit zwar garantiert, sie verfügt aber über keinen effektiven Verbündeten und ist nach dem Verlust Armeniens und Ioniens substantiell geschwächt und nicht beeindruckend virulent. Den Griechen, in Kleinasien vernichtend geschlagen, bleibt trotzt des endgültigen Verlusts Konstantinopels nichts, als sich den britischen Direktiven zu fügen.

30.12.22 Armenien tritt in Fusion mit Pontus als Mitglied der TSFS der Sowjetunion bei.

Die armenische KP gewinnt durch die Abwehr der Türkeninvasion und die Befreiung Westarmeniens die Unterstützung der Nation, integriert sie in ihr Regime und versteht es, die Sowjetmacht und ihre Kampagnen – Konsequenz aus dem Genozid – für das nationale Ziel einer geschlossenen wehrhaften Heimstatt zu instrumentalisieren und gegen die verbliebenen Kurden und Türken zu richten. Armenier sind logisch freiwillige Kollektivbauern und überproportional und eifrig im Militär und den Sicherheitskräften des sowjetischen Staates engagiert und übernehmen den Gewaltenapparat der Teilrepublik. Losung: „Wir bauen das Neue Sozialistische Armenien!" als Gegenentwurf zum Alten zerstreuter und isolierter Siedlung, der Wehrlosigkeit und des Krämertums.

Spezifikum eines nichtrussischen Sowjetpatriotismus im Dienste der Nation.

1923 Auflösung der armenischen Gemeinde in Konstantinopel, der Polis – der letzten in der Türkei verbliebenen, vor dem Einzug nationalistischer Verbände. - Auf Druck seiner Mitbrüder verbleibt Patriarch Zaven mit ihnen in der Stadt, die den Türken zum Trotz nicht jegliche armenische Präsenz verlieren soll.

Im Zeichen des im 20. Jahrhundert triumphierenden Nationalismus vollzieht sich zwischen Armeniern und Türken eine ethnisch - territoriale Abgrenzung analog derjenigen zwischen Griechen und Türken; wenn auch differierend in Methode, Abfolge und Umfang. Die entsprechende Entflechtung und Abgrenzung zwischen Armeniern und Tataren wird durch die Pax Sovietica um 70 Jahre aufgeschoben.

11.1.23 König Konstantin stirbt im Exil in Palermo.

März 23 Die türkische Delegation reist aus Venedig ab, weil Großbritannien auf der Räumung Ioniens besteht und ihre Konzessionsforderung der Beibehaltung eines Referendums ablehnt. Lord Curzon in Venedig zum türkischen Delegationsleiter und Außenminister Ismet Pascha („Inönü"): „Sie glauben doch wohl nicht, daß wir ohne jede Gegenleistung Konstantinopel freigeben, zumal sie auf uns geschossen haben?" In 10 Downing Street zu Premierminister Bonar Law: „Die können Smy oder Stan bekommen, aber verdammt noch mal nicht beides."

Die Türken verlangen keinen Verzicht auf Gebietsaustausch, weil Ostthrakien die wiedergewonnene Position in Konstantinopel absichert, die europäische Identität der zukünftigen Türkei unterstreichen soll und, so Kemal, in der Zukunft eher Ionien als Ostthrakien zurückzuerobern sei. Gewalt sei vorerst keine Option: bei einem Angriff auf Konstantinopel ließen die Briten die Griechen in die Stadt, bei einem Angriff auf Mossul agitierten sie die Kurden, die Royal Navy könne die Türkei bis ins 18. Jahrhundert zurückblockieren und jeden ihrer Häfen in Schutt und Asche legen. Die vasallierende Anlehnung an den moskowitischen Erbfeind verbiete sich.

Die Griechen ziehen den Besitz Ioniens dem Ostthrakiens vor: Rettung der Reste des kleinasiatischen Griechentums, des klassischen Bodens Ioniens und der Ägäis als Binnenmeer.

Mai 23 Rückkehr der türkischen Delegation nach Venedig. London hat sich vom Auszug der Türken unbeeindruckt gezeigt während Frankreich sie, an der Ruhr gebunden, in Venedig nicht wirksam unterstützen kann und Italien sie nicht unterstützen will (Briten garantieren Mussolini die griechischen „Zwölfinseln"). Die Abreise diente vornehmlich der Vorbereitung des türkischen Volkes auf den Verlust Smyrnas und der Ablenkung seines Zorns auf die Briten, - während Kemal Pascha als Vorsichtsmaßnahme gleichzeitig seine Truppen von der Waffenstillstandslinie und auch weitgehend aus Ionien abzieht, das gegen den weiteren Zustrom türkischer Siedler gesperrt wird.

Mai 23 Die Athener Regierung demobilisiert die Thrakienarmee weitgehend und beruft ihren Oberbefehlshaber Pangalos ab, um einer Meuterei vorzubeugen.

22.5.23 Stanley Baldwin wird Premierminister nach dem Rücktritt Andrew Bonar Laws.

7.7.23 Tataren verstümmeln das Autonomiegebiet Karabagh (12 000 Qkm) auf ein Drittel seiner Größe zu der Enklave Nagorny Karabagh (4 400 Qkm).

Dazu auch Gründung einer autonomen Kurdenrepublik im Korridor zwischen Armenien und Karabagh („Rotkurdistan", Kurdistan Sor – 1929 aufgelöst).

August 23 Paris: Die Armenische Nationaldelegation propagiert die Repatriierung von Genozidflüchtlingen aus dem Nahen Osten nach Armenien.

Die Mandatsmacht Frankreich verbietet trotzt massiver Proteste den annähernd 100 000 vor dem Genozid nach Syrien entkommenen Armeniern die Remigration ins sowjetische Westarmenien: Paris will nicht Sowjetarmenien, sondern das Gegengewicht zu Muslimen und Drusen in Syrien stärken.

10.8.23 Türkische Nationalisten nehmen am Jahrestag des Friedensvertrages von Sèvres die Tradition auf, Puppen, die ihr satanische Duo - Wilson und Lloyd George – darstellen, zu verbrennen.

24.8.23 Friedensvertrag von Venedig - Britanniens letzte imperiale Tat.

Orientierung am „Curzon – Plan": Neben dem Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei (Konstantinopel mit Minderheitenrechten für Griechen, Armenier und Juden - Westthrakien mit Minderheitenrechten für Muslime ausgenommen), nach Streichung des Ionienreferendums von Sèvres, auch Gebietsaustausch: Ostthrakien für Ionien. Fixierung der griechisch – türkischen Grenze in Europa am Evros (Maritza). - Fixierung der türkisch – arabischen Grenze zu Syrien (analog Ankara – Vertrag, 20.10.21) und zum Iraq, die arabisches und kurdisches Siedlungsgebiet durchschneidet. Den Türken wird der Korridor zwischen Armenien und Mesopotamien nach Persien bestätigt – der angloiraqische Besitz Mossuls fixiert. Die Türkei erhält Unabhängigkeit und Souveränität – die internationale Verwaltung der Passage der entmilitarisierten Meerengen ausgenommen. Keine Erwähnung armenischer, aramäischer und kurdischer Angelegenheiten, die Minderheitenrechte von Venedig gelten nicht für Syriani. - Die „Zwölfinseln" (Dodekanes) werden in italienischem Besitz bestätigt.

In der Exklave Ionien – eine Peloponnes in Übersee – überlebt das 3000jährige kleinasiatische Griechentum. Griechenland ist damit, wie die Türkei, ein bikontinentaler Staat und liegt auf zwei Kontinenten - wenn auch nicht an fünf Meeren - mit einem Territorium in Kleinasien, das etwa so groß wie das der Türkei in Europa und die Ägäis fast ganz umschließt, die quasi zu einem griechischen Binnenmeer wird: Lesbos, Chios und Samos sind griechischen Küsten vorgelagert. Der Hermos in Kleinasien ist quasi ein griechischer Fluß. Die Ruinen von Pergamon, Ephesus mit dem Artemistempel sowie dem nahegelegenen Marienhaus, an der Türkengrenze Sardis, zudem Scalanova mit der Vogel- oder Burginsel, liegen auf griechischem Territorium. Wie 100 Jahre zuvor die Griechen bleiben auch die Türken im Unabhängigkeitskrieg – Status und Territorium betreffend – unbefriedigt. Die Griechen müssen an der megali idea, die Türken am Nationalpakt zurückstecken. - Venizelos: „Wir haben einfach Glück gehabt, daß Türken und Engländer aufeinander geschossen haben. Nur dadurch ist Smyrna doch noch gerettet worden." Verbitterung im griechischen Volk darüber, doch nicht wieder in die Hagia Sophia einziehen zu können.

Die Türkei muß die territorialen Bestimmungen aus den Pariser Vororten im Wesentlichen anerkennen und wird vorwiegend auf türkisches Siedlungsgebiet begrenzt. Der türkische Nationalismus verfehlt den „Nationalpakt", weil er die Armenier und Griechen in Kleinasien nicht aufreiben kann und die territorialen Bestimmungen von Sèvres im Wesentlichen bestehen bleiben. Die Christen, zu Beginn des Weltkrieges etwa ein Fünftel der Bevölkerung Kleinasiens, erhalten einen ungefähr analogen territorialen Anteil des Subkontinents. - Territoriale Einbußen nach dem Weltkrieg bleiben den Türken so wenig erspart wie Deutschland, Österreich, Ungarn, Bulgarien - den anderen Verlierern des Weltkrieges. Die Briten haben die Griechen gegen die Türken vor einer Katastrophe bewahrt, wie die Franzosen die Polen gegen die Russen. Wie die Polen gegen die Russen, so konnten die Griechen gegen die Türken ein Maximalprojekt nicht realisieren. Türken und Russen erleiden Interventionsverluste an der westlichen Peripherie.

Kemal: „Die Schüsse von Çanakkale haben uns Izmir gekostet." Außenminister Ismet Pascha, der sich schon hängen sieht, überlebt als allzu offensichtlicher Sündenbock und ebenso fähiger und ergebener wie abhängiger Paladin und wird Ministerpräsident. Er „vererzbergert" nicht, weil das Regime seine Interpretation des Friedensvertrages kanonisiert und abweichende Deutungen unterdrückt.

Um nicht in Ost wie West unbefriedigt geblieben zu sein nimmt der Kemalismus verfälschende Neuinterpretationen vor: die armenischen ebenso wie die arabischen Provinzen seien vom Nationalpakt ausgenommen, der erste Nationalistenkongreß im armenischen Erzurum (Juli 19) sei von minimaler Bedeutung gewesen - seine Resolutionen werden unterschlagen oder verkürzt. Bei den Kämpfen im Osten habe es sich um einen Privatkrieg des verfluchten Karabekir Pascha gehandelt.

31.8.23 Italienische Flotte beschießt und besetzt Korfu nach einem Ultimatum wegen der Ermordung italienischer Offiziere im griechisch – albanischen Grenzegebiet drei Tage zuvor.

Sept./Okt. 23 Türkei: Große Unzufriedenheit und Verbitterung in der Armee und im Volk über den Friedensvertrag von Venedig, das „Verfluchte Venedig", den „Raub Izmirs". Kemal Pascha, Exponent der nationalistischen Eliten, unterdrückt Widerstand – Aufstand in Bursa, Meuterei in Eskişehir - mit eiserner Faust und setzt den Friedensvertrag in der Erkenntnis durch, seine revolutionären innenpolitischen Projekte andernfalls nicht aufnehmen zu können. - Die Propaganda betont den Sieg über die Griechen, die Erkämpfung der Unabhängigkeit und die Befreiung Konstantinopels. Der Friedensvertrag wird für den populären Hausgebrauch als leider notwendiger Zwischenschritt auf dem Weg zum Nationalpakt dargestellt, der einstweilen gegen das Empire, das perfide Albion, nicht durchzusetzen sei.

27.9.23 Italiener räumen Korfu auf britischen Druck. Offenbar geplante Annexion bleibt aus. Hintergrund der Aktion auch Unzufriedenheit Italiens über Friedensvertrag von Venedig – der Versuch, eine Kompensation für Smyrna zu erbeuten?

30.9.23 Türkische Nationalversammlung nimmt den Vertrag von Venedig mit 151 zu 99 Stimmen an, nachdem sich die geringe Hoffnung auf einen Krieg zwischen Großbritannien und Italien – Spannungen um Korfu - aufgelöst hat.

1.10.23 Die Türken brennen ganz Smyrna – auch ihre Viertel – nieder.

1.10.23 Die griechische Regierung verbietet die nichtprivate Schreibung des Griechischen in „türkischen (arabischen) Buchstaben" – Westthrakien ausgenommen – die unter kleinasiatischen Griechen noch verbreitet ist (aufgehoben Juni 28).

1.10.23 Mehmet VI. wird auf britischem Kriegsschiff aus Konstantinopel evakuiert. Nationalversammlung wählt darauf einen Vetter als Abdülmecit II. zum Kalifen. Amtseinführung ohne Zeremoniell.

Die Briten heben die Seeblockade Kleinasiens gemeinsam mit den Griechen auf und räumen die besetzten Meerengenzonen der Dardanellen und am Bosporus.

Oktober 23 Die Türken besetzen, nach Überfahrt des Marmarameeres, Ostthrakien, das von den Griechen geräumt wird – während die Griechen, nach Landung aus der Ägäis, Ionien besetzen, das von den Türken geräumt wird. Der Völkerbund führt die Aufsicht über die Räumungen, um Zerstörungen und Brände einzudämmen.

Oktober 23 Die im westlichen Pontus, dem Hinterland von Sinope, Amisos (Samsun) und Kerasounta (Giresun), verbliebene, nicht von Deportationen erfaßte griechische Bevölkerung stellt ihren jahrelangen Guerillawiderstand gegen die Türken ein und wird durch britisch – französisch – italienisch - griechische Flotte aus den Häfen nach Konstantinopel evakuiert.

Ende der dreitausendjährigen griechischen Zivilisation im westlichen Pontus.

13.10.23 In der Türkei erstmals „Märtyrertag" (nicht arbeitsfrei) zum Gedenken an das „Massaker von Istanbul". Der Kemalismus institutionalisiert die Misoanglie als Integrationsmittel und zur Ablenkung von der Verfehlung des Nationalpakts.

30.10.23 Türken besetzen Imbros - wie das Eiland Tenedos zu Ostthrakien gehörend.

Der Friedensvertrag von Venedig hat für beide Ägäisinseln neben den in ihm enthaltenen Minderheitenrechten zusätzlich den Autonomiestatus verfügt.

31.10.23 Türken besetzen Adrianopel, das die Griechen in Brand gesetzt haben.

9.11.23 Nach Parade der Coldstream Guards Abzug der Briten aus Konstantinopel nach 5 Jahren (am Tag des Hitler – Putsches in München).

Die Briten beginnen den britisch – türkischen Krieg von 1922 (nicht ganz korrekt) „Forty Days War" zu nennen – über den die verbreitete Ansicht herrscht, daß er das Verhandlungsergebnis hervorgebracht habe, das auch ein unblutiges Szenarium ohne „Chanak Incident" hervorgebracht hätte.

10.11.23 Triumphalistischer Einzug Kemal Paschas in Konstantinopel. Inszenierung als Befreier der Stadt. Dreitägige „Siegesfeiern" in Konstantinopel und der Türkei.

Krawalle in Athen – auch antibritisch – aus Verbitterung über den Einzug der Türken in Konstantinopel und den endgültigen Verlust der Hagia Sophia.

10.11.23 Grundsteinlegung von Nea Smyrni an der Stelle der alten zerstörten Stadt, die, bei sorgfältiger Restauration profaner und nichtprofaner öffentlicher Gebäude, wiederaufgebaut wird. - Die Türken verlieren Smyrna nach 499 Jahren.

Smyrna, die „Perle der Ägäis" mit intensivem Fährverkehr zwischen ihren Stadtvierteln, entwickelt sich wieder rasch zur zweiten Metropole der Nation neben Athen - mit dem moderneren Erscheinungsbild nach der Katastrophe von 1922. Der Siedlungsschwerpunkt des Griechentums bleibt damit im zentralägäischen Kraftfeld seiner beiden Metropolen liegen, während der Norden dünn besiedelt bleibt. Außerdem in Ionien von Bedeutung: Magnesia, Pergamos, Thyateira im Nordosten an der Türkengrenze - sowie an der Küste Phokaia, Kydonies vor Lesbos und Scalanova im Süden direkt an der Türkengrenze. Ionien wird rasch wieder zum Zentrum der Tabak- und Textilindustrie (Teppiche) Griechenlands. In der Hochburg des griechischen Republikanismus, der griechischen Linken, gewinnt Eleftherios Venizelos, Chefunterhändler in Venedig, Kultstatus als „Retter Ioniens".

11.11.23 Die Türkei verhängt totale Sperre gegen Ionien: schließt die Grenze zu Ionien, sperrt ihre Häfen gegen Schiffe aus ionischen Häfen und ihre Lufthäfen gegen Flugzeuge aus Ionien, verbietet Schiffen und Flugzeugen unter ihrer Flagge das Anlaufen ionischer Häfen/die Landung auf ionischen Lufthäfen, außerdem ihren Staatsbürgern den Aufenthalt auf ionischem Territorium. Offizielle Landkarten zeichnen Ionien als weiße oder schwarze Fläche mit der Inschrift „zur Zeit unter griechischer Besatzung" aus.

Im Interesse des Ökumenischen Patriarchats, der griechischen Gemeinde in Konstantinopel und der griechischen Schiffahrt verzichtet Griechenland auf die Schließung der Grenze zur Türkei in Europa (die über Bulgarien immer noch offen wäre), eine Gegenblockade Türkisch – Thrakiens und/oder die Verweigerung diplomatischer Beziehungen.

17.11.23 Die Nationalversammlung bestimmt Ankara zur Hauptstadt, proklamiert die Türkische Republik und wählt Kemal Pascha zu ihrem ersten Präsidenten.

Am Tag darauf wird das Rednerpult der Nationalversammlung in Trauer um das „Verlorene Izmir" – andauernd - in ein schwarzes Tuch gehüllt.

 

DIE ZWISCHENKRIEGSZEIT

 

Dezember 23 Türkisches Gesetz verbietet Armeniern die Rückkehr nach Konstantinopel und Kilikien.

Dezember 23 Die Türkische Republik nimmt diplomatische Beziehungen zu Griechenland, aber demonstrativ nicht zu Großbritannien und den USA auf.

Die Türkei schließt Großbritannien und die USA zudem konsequent von allen Aufträgen und Konzessionen aus: intensive und privilegierte ökonomische Kooperation der Türkei mit Frankreich und Deutschland.

Februar 24 Erzurum wird nach dem Tod Lenins in Leninakan umbenannt.

Die „Revolutionsstadt" Jerewan behält ihren herkömmlichen Namen und bleibt auf Insistieren des Kreml, um Armenien in größerer Abhängigkeit zu halten - statt Erzurum/Leninakan – Hauptstadt.

3.3.24 Aufhebung des Kalifats und Ausweisung der Mitglieder der osmanischen Dynastie, die in den Orientexpreß gesteckt und nach Europa abgeschoben werden.

Februar 25 Aufstand in Kurdistan - umgehende Angriffe kurdischer Freischärler in Westarmenien, insbesondere in der Provinz Musch: Generalmobilmachung und Volksbewaffnung in Armenien. Armenischer Einheiten können, von sowjetischen Grenztruppen unterstützt, Musch und Baghesh (türk.: Bitlis) in erbittertem Widerstand halten.

Großbritannien, das irrtümlich Inszenierung Moskaus zur Sowjetisierung Kurdistans nach dem Modell Armenien annimmt, verlegt umgehend Truppen aus Indien in den Iraq, insbesondere die Provinz Mossul und nimmt (wie Frankreich) geheime Waffenlieferungen an die Türken auf, Flugzeuge und Tanks eingeschlossen.

April 25 Sowjetisch – türkisches Sicherheitsabkommen zur polizeilichen und militärischen Kooperation bei der „Bandenbekämpfung" – bei strikter Nichtverletzung des jeweiligen Territoriums.

Inoffizielles Arrangement und modus vivendi zwischen der Türkei und der Sowjetunion: die Türkei verzichtet auf Unterstützung und Propaganda für turanische Bestrebungen, die Sowjetunion auf Unterstützung und Propaganda für kurdische Autonomie- oder Unabhängigkeitsbestrebungen. - Gültigkeit auch im Kalten Krieg.

April/Mai 25 Armenische Milizen, sowjetische Grenztruppen und die Rote Armee eröffnen, auch mit Einsatz von Flugzeugen, Gegenoffensive zur Vernichtung kurdischer Freischärlerverbände im Grenzgebiet - die von armenischen Verbänden, 10 Jahre nach dem Genozid, zum Vernichtungsfeldzug gegen dort nomadisierende Kurdenstämme ausgeweitet wird. Damit weitgehender Abschluß der Befriedung Westarmeniens.

1926 – 41 Ausbau der neuen armenischen Hauptstadt Jerewan im neoklassizistischen Stil nach Plänen von A. Tamanyan: größtes Projekt der verbreiteten Stimmung einer kulturellen Renaissance (Eröffnung einer Oper in Jerewan 1933).

1926 Armenier in Nachitschewan: 15% (1919: 40% - 1914: 52%). Baku erlaubt den vor türkischen Invasionen 1918 und 1919 in die Araratebene geflohenen Armeniern die Rückkehr nach Nachitschewan nicht.

1926 Im Streit um die Kontrolle über den neuen Beiruter Vorort Bourj Hammoud Ermordung eines Daschnaken – durch Morde an zwei Hundschaken vergolten (1929/31).

April 26 Mussolini erhebt bei Aufenthalt in Libyen Anspruch auf Einflußzone in Kleinasien – und isoliert damit die türkische Revisionspolitik, nachdem Frankreich zuvor die Forderung Großbritanniens, die Türkei durch finanziellen Druck zur Mäßigung ihrer antibritischen Revisionspropaganda zu zwingen, abgelehnt hat.

Scharfer Protest Griechenlands, das italienischen Zugriff auf Smyrna befürchtet. Die Türkei beginnt mit der umfangreichen Militarisierung ihrer Grenze zu Ionien, das einer feindlichen Macht als Invasionsbrückenkopf dienen könnte.

Mai 26 Konstantinopel: Tätlichkeiten des Mobs an einer Gruppe britischer Touristen, die mit dem Orientexpreß angereist sind - polizeiliches Einschreiten. Empörung in Großbritannien und internationales Aufsehen. Das Foreign Office gibt Warnung vor Türkeireisen aus.

Mai 26 Aushebung der „Verschwörung" zur Ermordung Kemal Paschas in Bursa, die zu Massenverhaftungen ausgedehnt wird: nicht nur gegen die jungtürkische Elite, sondern auch gegen Kritiker seines Genies und Zeugen seiner Mißerfolge beim „Verlust" Ioniens und Westarmeniens. In Schauprozessen Verhängung Dutzender Todesurteile, die öffentlich vollstreckt werden – häufig unter der Anklage der Kooperation mit dem Secret Service oder der GPU.

15.5.26 Tod des letzten Sultans und Kalifen Mehmet VI. in San Remo an der Riviera.

August 26 Abschlußbericht des „Hippodrome Committee", des Untersuchungsausschusses des Unterhauses zu den „Vorfällen" in Konstantinopel (eingesetzt von Labour – Minderheitsregierung): Gewalteinsatz nötig wegen Fanatismus der Türken, jedoch Tadel mangelnder Kontrolle russischer Söldner

31.8.27 General Andranik (*1865 in Schapin – Karahissar) verstirbt in Fresno/Kalifornien und wird im Jahr darauf auf den Pariser Friedhof Père Lachaise überführt.

28.10.27 Volkszählung in der Türkei ermittelt noch 1 000 Armenier.

11.11.27 Türkenmob verwüstet nach der Freitagspredigt gegen die Umfunktionierung von Moscheen in Westarmenien das Armenische Patriarchat in Konstantinopel.

1928/30 Beginn der Kollektivierung der Landwirtschaft in Armenien (abgeschlossen 1936) – zunächst freiwillig, dann obligatorisch - die von der armenischen KP zur Anlage von Wehrsiedlungen an der Türkengrenze genutzt wird.

1928 Das armenisch – unierte Patriarchat in Kilikien nimmt seinen Sitz in Beirut.

1928 Paris: der letzte republikanische Ministerpräsident Vratsyan veröffentlicht Hayastani Hanrapetutiun (Armenische Republik) – historisches Werk und persönliche Rechtfertigung in einem.

1928 Die Bevölkerung Griechenlands besteht zu 10% aus „Umsiedlern", die von der griechischen Öffentlichkeit weitgehend mit dem Schwarzmeergriechentum identifiziert werden. Die Zahl wechselseitig umgesiedelter, vertriebener und geflohener Griechen und Türken (1923/24) ist in etwa gleich groß.

Griechenland siedelt die vom Schwarzen Meer nach Griechenland gelangten Griechen im griechischen Teil Mazedoniens gegen die massierte Präsenz von Slawomazedoniern an. - Der Auszug der Türken aus Ionien war kein solches Drama, angesichts eines in großen Teilen immer noch halbnomadischen Türkentums in Anatolien.

Januar 28 Lloyd George wird in einem Park in Antibes (Südfrankreich) von einem türkischen Attentäter angeschossen, der von Passanten überwältigt und zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt wird.

28.5.28 Kairo: Gründung des Hamazkayin – Instituts, einer Erziehungs- und Kulturgesellschaft zur globalen Unterstützung armenischer Schulen.

1929 Das Kilikische Katholikat von Sis nimmt seinen Sitz in Antelias bei Beirut.

1930er Bau gewaltiger Staudämme und Talsperren am oberen Westlichen Euphrat, dem Kara Su (Lenin - System) und am unteren Östlichen Euphrat, dem Murad Su (20. Oktober – System): Gewinnung von Elektrizität, Elektrifizierung und infrastrukturelle Erschließung des armenischen Berglandes, Erschließung zusätzlicher landwirtschaftlicher Flächen und Prävention gegen Türkeninvasion aus dem Westen.

Einsatz kurdischer und türkischer Zwangsarbeit (Vergeltung für den Einsatz anschließend ermordeter armenischer Zwangsarbeiter, u.a. beim Bau der Bagdadbahn).

1930er Die Armenier gelten (wie schon die Juden) immer mehr als Parteigänger der Sowjetmacht und sind insbesondere den turkmuslimischen Ethnien des Sowjetimperiums (angebliche Russensklaven) verhaßt.

Eine populäre staatsvölkische Basis hat das Sowjetregime allerdings nur bei Russen, Armeniern und Pontusgriechen. In Armenien Unikum eines nichtrussischen Sowjetpatriotismus.

1930 In Sangesur als einziger armenischer Provinz Aufstand und Guerilla (bis 1934) gegen die Kollektivierung. Dabei sogar Bündnis zwischen Armeniern und Tataren.

1930 Die Türkei lehnt Angebot Ministerpräsident Venizelos zur Aufnahme freundlicher Beziehungen ab und verweigert sich dem Projekt einer Balkanentente mit Beteiligung Griechenlands (1933/34).

28.3.30 Türkische auch offizielle Umbenennung Konstantinopels in „Istanbul".

Mai 30 Arassi Chandschyan (*1901 in Van) wird Erster Sekretär der armenischen KP. Erlangt große Popularität und den Beinamen „Der Erbauer".

Die KP – Teilrepublikführung verfügt „Sozialistischen Aufbaudienst" durch den sämtliche Einwohner für Bauprojekte (Staudämme, Infrastruktur) eingezogen werden können und betreibt in Westarmenien den Abzug von Arbeitskräften aus Land- und Viehwirtschaft in die „Zuwanderungsbranchen" Industrie und Bergbau – gegen die Gefahr der Slawenkolonisation des unterbevölkerten Westarmeniens durch den Kreml zur „Entwicklung des Landes" und zum „Aufbau des Sozialismus".

20.10.30 Paris: Ein radikaler Daschnake (und unfreiwilliger Sowjetagent?) ermordet den „Einwochenministerpräsidenten" Vratsyan als vermeintlichen Verräter. Er wird guillotiniert.

Vratsyan wird durch seine Ermordung, mit der die blutige Fehde zwischen den beiden verfeindeten Daschnakenfraktionen ihren Höhepunkt erreicht, zur tragischsten Figur der modernen Geschichte Armeniens.

1931 Lasistan wird (wie Abchasien) als ASSR - nach Aufhebung eines Vertrages über Sonderbeziehungen - Subjekt Georgiens. Die lasischen Hafenstädte verlieren ihre griechischen Namen auch offiziell: Ophis zu Of, Athina zu Pazar, das zur Hauptstadt erklärt wird, Rizounta zu Rize.

1932/33 Armenien nutzt durch Verbände unter dem Kavalleriekommandanten Hovhannes Bagramyan (1897 – 1982) Guerillawiderstand gegen die Kollektivierung zur Aufreibung oder Vertreibung der in der Region Van verbliebenen (halb)nomadischen Kurdenstämme, nur einige Tausend werden nach Zentralasien und Sibirien deportiert. Systematischer Giftgaseinsatz.

In einem historischen Sonderfall zahlen die Haupttäter des Genozids durch Hunderttausende Tote, Vertriebene und Flüchtlinge den höchsten Preis der Reaktion darauf. Der Kreml hat den Armeniern gegen die Kurden, die ihm als Wilde gelten, weitgehend freie Hand gelassen, Stalin insbesondere auch deshalb um sie – gegen kurdische und türkische Rache – unverbrüchlich an den Kreml zu ketten.

Der elementare Armenierhaß der Kurden verbindet sie nicht mit den Türken, von denen sie sich mißbraucht und betrogen fühlen. Das kemalistische Regime ignoriert – auf dieser Linie beharrend – die Befreiung Westarmeniens und zensiert die Berichterstattung darüber, um sich und seine Ideologie nicht zu kompromittieren.

Mai 32 Bei der Bekämpfung kurdischer Banden Grenzzwischenfall (durch Kurden?): Feuergefecht zwischen türkischen und sowjetischen Grenztruppen. – Ansonsten allmähliche Eliminierung kurdischer Räuberbanden im Grenzgebiet in Kooperation türkischer und sowjetischer Grenztruppen.

9.9.32 Am 10. Jahrestag des Martyriums des Metropoliten Chrysostomos Einweihung der ihm geweihten - und allen Opfern der türkischen Eroberung Smyrnas gewidmeten – Kirche am Ort des Zeugnisses. Damit symbolischer Abschluß des Wiederaufbaus Smyrnas.

Juli/August 33 Aramäeraufstand in der Provinz Mossul, dem „Assyrian Triangle", der durch KP - Kampfverbände getragen wird. Einnahme Mossuls und Proklamation der Autonomen Sowjetrepublik Assyrien.

Niederschlagung durch die iraqische Armee und arabische und kurdische Stämme, die von der Royal Air Force massiv unterstützt werden - auch um die Gefahr sowjetischer Intervention zu unterbinden, die allerdings ohnehin ausbleibt. Der Anführer Yusuf Salman Yusuf (*1901) wird in Mossul gehängt, annähernd 10 000 Aramäer werden massakriert, Dutzende ihrer Dörfer zerstört (7. August „Märtyrertag"). Die Hoffnung der Aramäer auf einen eigenen Staat ist damit definitiv zerschlagen. Beginn der aramäischen Diaspora.

Ausgeprägte Abneigung bis zum Haß der Aramäer gegen die Briten - insbesondere deren Protagonisten Churchill und T.E. Lawrence - wegen des „Verrats von Kairo" und der entscheidenden Teilnahme an der Niederschlagung ihres Aufstands.

November 33 Franz Werfel: Die Vierzig Tage des Musa Dagh

18./19.11.33 Istanbul: Nach den Feiern zum 10. Jahrestag der Proklamation der Republik Bombenanschläge auf die Internationale Meerengenverwaltung und Unruhen gegen sie, die niedergeschlagen werden. Großbritannien verwarnt die Türkei und verstärkt die Geschwader seiner Mittelmeerflotte, die, in Alarmbereitschaft versetzt, vor den Dardanellen demonstrieren.

1935 Umbenennungen nach Kirov: Gandscha (bis 1920 Jelisavetpol) in Aserbaidshan zu Kirovabad, Kumairi (bis 1920 Alexandropol) in Armenien zu Kirovakan, Argyroupolis in Pontus zu Kirovpolis.

1935 Hollywood: MGM produziert den monumentalen Spielfilm The Forty Days of Musa Dagh.

Verbot aller US – amerikanischer Filme in der Türkei (1945 auf MGM – Produktionen beschränkt, auch ausschließlich der MGM – Tochter United Artists).

2.2.35 Die Hagia Sophia wird in ein Museum umgewandelt.

Oktober 35 Beginn des Bellum Abessinium des faschistischen Italiens, der Griechenland angesichts der Ohnmacht des Völkerbundes um seine Sicherheit, insbesondere in Ionien, fürchten läßt.

Dezember 35 Auf Initiative von Heeresminister Papagos beginnt Griechenland mit der Befestigung, Militarisierung und Verminung seiner kleinasiatischen ionischen Grenze. Baubeginn der „Papagos – Linie". Die kleinasiatische Grenze zwischen Griechenland und der Türkei von ca. 350 km Länge wird damit auf beiden Seiten befestigt.

1936/39 ´General´ Torkom, ehemaliger fedayi – Führer, 1921/22 in Smyrna, rekrutiert und kommandiert Schar von Armeniern aus Griechenland auf Seiten der Aufständischen im Spanischen Bürgerkrieg.

1936/37 In Ionien Kreation lokaler Befreiungsfeiern – zum Tag griechischer Besetzung 1919 oder 1920 – nach türkischem Modell.

März 36 Nach dem Tod Eleftherios Venizelos (am 18. im Exil in Paris) größte Trauerfeiern in der Geschichte Ioniens für seinen „Retter", der in seiner Heimat Kreta beigesetzt wird.

Juli 36 Berija ermordet in Tiflis den Ersten Sekretär der armenischen KP Chandschyan (offiziell Suizid durch Fenstersturz).

20.7.36 Vertrag von Montreux stellt gegen sowjetischen Druck die uneingeschränkte türkische Souveränität über die Meerengen wieder her: Aufhebung ihrer Entmilitarisierung, einschließlich der auf Imbros und Tenedos, Auflösung der Internationalen Meerengenverwaltung, freie Passage durch die Meerengen „bei Tag und bei Nacht, unter jeder Flagge mit jeder Art der Ladung" in Friedenszeiten, einschließlich Kriegsschiffen (unter Auflagen), in Kriegszeiten Sperrung für kriegführende Mächte – bei türkischer Neutralität. Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Türkei und Großbritannien.

Griechenland suspendiert konsequent die Entmilitarisierung von Limnos und Samothrake. Der griechische Ministerpräsident Metaxas informiert London und Ankara inoffiziell darüber, daß sich Griechenland im Falle einer Türkeninvasion – nach armenischem Modell – bedingungslos einem Protektor unterwerfen werde (dem faschistischen Italien). Metaxas Innenpolitik – die Errichtung einer Diktatur mit faschistischen Imitationen - scheint die Anlehnung an Rom, als Konsequenz mediterraner Machtverschiebungen, vorzubereiten.

September 36 Unabhängigkeitsvertrag Frankreich – Syrien: u.a. wird der Sandschak Alexandrette als integraler Teil Syriens bestätigt. Frankreich ratifiziert das Abkommen allerdings nicht.

Nach Zusammenstößen zwischen Türken und Arabern im Sandschak im Konflikt um die Unabhängigkeit Syriens klagt das Nichtmitglied Türkei beim Völkerbund über die Mißhandlung von Türken. Kemal Pascha eröffnet Kampagne zur Errichtung einer autonomen Republik „Hatay" (Begriff der Hethiter) im Völkerbundmandatsgebiet Syrien.

Sandschak – Demographie: 82 000 Türken (39%), 23 000 Armenier (11%), über 100 000 Araber (mehr als 40%), Kurden, Tscherkessen, Aramäer, Griechen.

5.12.36 „Stalinverfassung" auch zur Neugliederung der Sowjetunion: Republikstatus für Armenien als Armenische Sozialistische Sowjetrepublik (HSSH) und Einrichtung einer griechischen Sowjetrepublik am Schwarzen Meer, der Pontischen ASSD (Autonome Sozialistische Sowjetrepublik) unter seiner Oberhoheit.

Für Türken im Transkaukasus – die vom Befreiungsfeldzug abgeschnittenen und ausgesparten in der Provinz Ardahan in Armenien und die Mescheten in Georgien – aus Sicherheitsgründen keine Einrichtung autonomer Republiken: Nähe der Türkei.

5.12.36 Nachitschewan und Karabagh werden als Autonome Sozialistische Sowjetrepubliken (ASSR) in Tatarenoberhoheit der neu eingerichteten Aserbaidshanischen SSR bestätigt - die den irredentistischen Namen der angrenzenden nordpersischen Provinz südlich der Arax erhält (wie Mussawad – Republik 1918).

Für die (kaukasischen) Tataren bzw. Aseris/Aseritürken kommt allmählich der Neologismus „Aserbaidshaner" auf.

1937 Der künftige Feldmarschall Wavell übernimmt das Kommando britischer Truppen in Palästina und läßt umgehend Vorbereitungen für den Fall einer türkischen Invasion des Nahen Ostens in Haifa – in Kooperation mit der jüdischen Haganah – und auf Zypern treffen.

Juli 37 Große - für Gläubige völlig irrelevante – sowjetische Expedition auf den Ararat, um zu beweisen, daß die Arche Noah nicht existiere.

19.7.37 5000. Tag der Grenzsperre zu Ionien.

August 37 Armenische Miliz massakriert in Ardahan türkische Aufrührer gegen die Schließung oder Umfunktionierung aller Moscheen und Koranschulen der Provinz. Von weiteren Unmutsäußerungen sehen die Türken ab.

24.8.37 Am Jahrestag des Vertrages von Venedig Ermordung des britischen Generalkonsuls in Istanbul durch türkische Nationalisten. Die Täter und ihre Mitverschwörer werden gehängt.

September 37 Malenkov, Berija und Mikoyan treffen in Jerewan ein. Damit Eröffnung intensiver „Säuberungen." Das Wüten des Großen Terrors (1936 – 39) erfaßt Armenien, hier meist als Kampf gegen das „Daschnakentum".

1938/39 Auftakt einer intensiven Russifizierungskampagne (u.a. Verdreifachung der Zahl der Russischlehrer) in Armenien.

6.4.38 Der Katholikos Choren I. wird von NKWD - Agenten in Etschmiadsin erdrosselt. Das Katholikat wird geschlossen (4.8).

Nach der verheerenden Kirchenverfolgung der 30er Jahre sind nur noch ca. 1% der ursprünglichen Zahl an Priestern aktiv und Kirchen offen.

10.11.38 Tod Kemal Paschas in Istanbul im Sultanspalast Dolmabahçe auf den Tag 15 Jahre nach seinem Einzug in die Stadt.

Türkische Nationalisten sehen im II. Weltkrieg die verpaßte Gelegenheit, in einem Bündnis mit der Achse Revanche an den Westalliierten, den Russen und ihren Schützlingen zu nehmen. „Atatürk" hätte die Gelegenheit genutzt, sei aber vermutlich vom Secret Service vergiftet worden – diabolischerweise am „Tag des Einzugs". - Die Briten fürchten tatsächlich, daß Ismet Pascha, Nachfolger seines Herrn und Meisters (bis 1950), die persönliche Rechnung seiner Niederlage als Delegationsleiter in Venedig begleichen will, zumal er aus Smyrna stammt, wie „Atatürk" nicht in der Türkei geboren wurde.

13.4.39 Britische Garantieerklärung für die Unabhängigkeit und die territoriale Integrität Griechenlands – nach der Besetzung Albaniens durch Italien.

Großbritannien stellt Griechenland unter seinen Schutz, damit es sich nicht italienischem Protektorat unterstellt, durch das Italien die Hegemonie im östlichen Mittelmeer erzielte und das britische Prestige im gesamten Mittelmeer schwer erschütterte. Mussolini muß eine Grenze aufgezeigt werden.

Zudem Signal an den forcierten türkischen Revanchismus. Gefahr, die Türkei ins Lager der Achse zu treiben? Aber die Interessen Italiens und der Türkei kollidieren, so daß nur im Falle militärischer Niederlagen Italiens an einen Ausgleich zu denken wäre. Dann hätten sich die Türken allerdings mit einem Verlierer zu verbünden.

Der Bluff mit der italienischen Karte bringt den Griechen - anders als den Türken vor 17 Jahren der Bluff vor Çanakkale – Erfolg ein: für die Türken ist der Zugriff auf Ionien mit der riskanten Allianz mit der Achse verbunden. In letzter Konsequenz rettet Metaxas´ Schachzug Ionien.

15.5.39 Am 20. Jahrestag der Landung der Griechen Freundschaftsbesuch eines britischen Geschwaders in Smyrna zur Unterstreichung der an Mussolini und die Türkei adressierten Garantieerklärung. Jubelnder Empfang und große Feierlichkeiten.

18.5.39 Genf: Der Völkerbundrat verbietet - auf Betreiben Frankreichs und Großbritanniens, im Sinne ihres Bündnisses nach der britischen Garantieerklärung für Griechenland einschließlich Ioniens – die Abtrennung von Mandatsterritorium der Klasse A (ehem. osmanische Provinzen) an andere Staaten. Verwerfung des türkischen Anschlußprojekts einer Republik „Hatay". Damit auch Rettung der armenischen Heldengemeinde am Mosesberg. Gemeinsame Freudenfeste von Arabern und Armeniern im Sandschak, Freudenfeste in ganz Syrien.

Daladier im Ministerrat: „Wenn die Türken um diesen Gebietsstreifen Krieg zu führen bereit sind, dann sind sie ohnehin zum Krieg entschlossen."

22.8.39 Hitler auf dem Obersalzberg: „Wer redet denn heute noch von der Vernichtung der Armenier?"

 

DER ZWEITE WELTKRIEG

 

September 39 Türkei sperrt die Meerengen für kriegführende Mächte (bis Mai 45).

3.9.39 Beginn des Nachfolgekrieges des Weltkrieges in Europa nach 21 Jahren – in Kleinasien brach er schon nach 4 Jahren aus.

26.12.39 Schweres Erdbeben zerstört Erzindschan in Westarmenien: 10 000 Tote. Umsiedlung der Überlebenden nach Leninakan – auch aus strategischen Gründen.

März/April 40 Gefahr eines neuen Krimkrieges durch britisch – französischen Angriff auf Baku und anschließenden türkischen Angriff auf Armenien?

10.6.40 Kriegserklärung Italiens an Großbritannien und Frankreich mildert die Türkengefahr für Ionien vorübergehend.

15.8.40 Italienischer Torpedoangriff auf griechischen Zerstörer „Elli" im Hafen von Tinos (Kykladeninsel).

Oktober 40 Türkenunruhen im Sandschak Alexandrette für Trennung von Syrien. Darauf blutige Zusammenstöße zwischen Türken und den verbündeten Arabern und Armeniern - die von herbeiströmenden Arabern aus anderen Provinzen Syriens unterstützt werden - in Alexandrette und Antakya. Die Türkei droht mit militärischer Intervention, „Schutzbesatzung". Die Vichy – Verwaltung (Mitorganisation des Volkswiderstands gegen die Türken?) verhängt den Ausnahmezustand.

27.10.40 Marschall Pétain lehnt nach wiederholten Vorstellungen des türkischen Botschafters eine „Türkenrepublik in Antiochia" offiziell und kategorisch ab - auf bischöfliche Intervention und um den Desintegrationsprozeß des französischen Kolonialreiches einzudämmen. Er verweist intern auch auf die Gefahr eines neuen Christenmassakers. Pétain gewinnt in der Bevölkerung des Sandschaks ein inoffizielles und andauerndes Renommee als Türkenbeschützer. Die türkische Regierung verzichtet auf Eskalation - zumal de Gaulle in einem Brief an sie die Besetzung des Sandschaks zum casus belli erklärt - um sich nicht innenpolitisch unter Alibiverdacht und womöglich fatalen Zugzwang bezüglich Ioniens zu setzen. Hitler wiederum setzt Vichy, mit dem er sich arrangieren will, in der Streitfrage um „diesen biblischen Fetzen" nicht unter Druck.

Die antike Kulturlandschaft auf urchristlichem Boden - wo die zweite Gemeinde nach der Urgemeinde in Antiochia gegründet, für Anhänger Jesu der Begriff ´Christen´ geprägt wurde, die älteste Kirche, eine von Petrus geweihte Grottenkirche außerhalb Antiochias, steht – überlebt.

28.10.40 Italienischer Angriff auf Griechenland nach nächtlichem Ultimatum (Metaxas: „Oxi"):

70 000 Soldaten fallen von Albanien aus in Griechenland – im strömenden Regen um 5:30 – am Jahrestag der Marcia su Roma und letztem Tag Anno Fascista XVIII ein. Damit de facto erneute Militärallianz zwischen Briten und Griechen.

28.10.40 Florenz: Treffen Hitler – Mussolini. Aufenthalt im Palazzo Vecchio.

29.10.40 Landung britischer Truppen – auf griechische Bitte – auf Kreta.

11./12.11.40 in der Nacht: Überfall der Royal Navy auf Tarent.

12./13.11.40 Molotov in Berlin: Verlangt von Hitler vergeblich die Bewilligung sowjetischer Kontrolle über die Dardanellen.

14.11.40 Nach Besiegung der italienischen Invasoren im Pindos – Gebirge griechische Gegenoffensive in Albanien. Albanische Soldaten meutern, verweigern den Kampf und desertieren in großer Zahl.

22.11.40 Griechische Truppen nehmen Koritza/Albanien. Am nächsten Tag wird der letzte italienische Soldat von griechischem Boden vertrieben.

6.12.40 Griechische Truppen erobern Marinestützpunkt Santi Quaranta, Südalbanien.

Winter 40/41 Griechische Offensive auf Valona scheitert. Winterlicher Stellungskrieg im albanischen Gebirge. Massive Verstärkung der italienischen Truppen in Albanien von 70 000 auf 550 000 Mann.

1941/42 „Game for Turkey": britisch – deutscher Geheimdienstkrieg von MI6 gegen Abwehr und SD um Neutralität bzw. Intervention der Türkei in Ankara und Istanbul.

Der Kriegseintritt der Türkei wird allerdings sowohl von Abwehrchef Canaris als auch aus Diplomatie und Geheimdienst Italiens hintertrieben.

Januar 41 Metaxas läßt Zweidrittel der griechischen Armee (200 000 Mann) und vor allem ihre besten Verbände wegen der großen Gefahr einer Türkeninvasion Ioniens aus Albanien in die dortige Papagos – Linie verlegen. Auf Kritik: „Soll Smyrna wieder brennen?" Paralleler Bau von Verteidigungsanlagen am Parnass und an den Thermopylen: Makedonien, Thrakien, Epirus und Thessalien werden gegen Frühjahrsoffensive der Achse nicht zu halten sein. Zusage der Anlandung britischer Truppen.

Das scheinbare Paradoxon der Besiegung des italienischen Angriffes ist die Steigerung der Türkengefahr für Ionien.

17.1.41 Anordnung Mussolinis zur Verfrachtung der gerarchi an die Front nach Albanien.

19.1.41 Treffen Hitler – Mussolini auf dem Obersalzberg.

Hitler verbietet Mussolini die Annexion griechischen Territoriums.

22.1.41 Treffen Hitlers mit dem türkischen Ministerpräsidenten Saydam in Berlin.

Nach dem Debakel Italiens hat sich das Gewicht der Türkei, deren Forderungen italienischen Ansprüchen nicht mehr generell unterliegen, erhöht - separater Krieg der Türkei ohne „Verachsung" ist aber nicht möglich. Hitler garantiert der Türkei in Geheimzusage für den Fall des Kriegseintritts auf Seite der Achse Ionien und Mossul.

Churchill diagnostiziert türkischen Versuchsballon, der abzuschießen sei. Massive Drohungen der USA – über den britischen Botschafter - mit einem „totalen Sèvres". Das Risiko der Auflösung der Türkischen Republik und die realistische Einschätzung des langfristigen Kräfteverhältnisses zwischen dem Dritten Reich und den Alliierten sichern den türkischen Neutralisten knappes Übergewicht über die Interventionisten.

Sowjetunion schließt sich massiven Drohungen der USA (über den britischen Botschafter) gegen die Türkei an: Bei Triumph der mit der Achse verbündeten revanchistischen Türkei im Nahen und Mittleren Osten enormer Druck auf den Transkaukasus mit Auswirkungen bis nach Zentralasien und Sibirien.

29.1.41 Tod des griechischen Diktators Metaxas.

2.3.41 Mussolini fliegt mit S 79 von Bari, eskortiert von zwölf Macchi 200 – Jägern, an die Front nach Albanien. Entgegen seiner Befürchtungen jubelnder Empfang durch die Truppe.

4.3.41 Operation Lustre: Landung britischer Truppen auf dem griechischen Festland. Schwerer strategischer Fehler Churchills, der seine Kräfte verzettelt statt auf die Vertreibung der Achsenkräfte aus Afrika zu konzentrieren.

10.3.41 Italiener sprengen der ausgedünnte griechische Front in Albanien am Klisura - Paß 1 Tag nach Beginn der Primavera – Offensive bei einem Gesamtkräfteverhältnis von 5.5 zu 1. Die Bindung griechischer Kräfte in Ionien ermöglicht Mussolini doch noch einen Sieg über die Griechen – Ausgangspunkt einer Duce – Legende im Italien der Nachkriegszeit: „Ja, wenn der Duce immer kommandiert hätte …"

15.3.41 Abzug der Griechen aus Albanien erneuert italienische Invasion Griechenlands, die Makedonien und Thrakien ausspart und Deutschen und Bulgaren überläßt.

20.3.41 Griechen geben den Zygos - Paß im Pindos frei und setzen planmäßigen Rückzug fort. Italiener besetzen Ioannina.

23.3.41 Mussolini muß nach drei Wochen an der Front in Albanien zurück nach Rom. Vereinbart mit Oberbefehlshaber Cavallero das Stichwort >Sulla< für Rückkehr zum Einzug in Athen.

27.3.41 Italienische Westarmee am Golf von Arta.

28.3.41 Die italienische Marine besetzt Korfu, dann die anderen Ionischen Inseln: Leukas und Ithaka (5.4.), Kephallonia (7.4.) und Zakynthos (10.4.).

28.3.41 Schlacht am Kap Matapan (südwestlicher Vorsprung der Peloponnes). Schwere italienische Niederlage gegen die Royal Navy unter Admiral Cunningham. 3000 italienische Matrosen fallen. Cunningham: der italienischen Flotte sei eine Lehre erteilt worden, die sie für den Rest des Jahres inaktivieren werde.

Die Schlacht überzeugt die Türken von der fortbestehenden britischen Seemacht im Mittelmeer und wirkt damit auch zugunsten andauernder türkischer Neutralität. – Die faschistische Propaganda zeichnet Admiral Cunningham als zweiten Nelson und Mussolini beklagt sein napoleonisches Geschick (sic).

4.4.41 Italienische Armeen am Golf von Korinth und an der Ägäis.

6.4.41 Alpini hissen die italienische Flagge auf dem Olymp – ergibt großartige Bilder für die Luce – Wochenschau. Am gleichen Tag fällt Addis Abeba: Ende des Imperiums.

Invasion von Deutschen und Bulgaren in Makedonien und Thrakien.

13./14.4.41 Italiener treffen zunächst im Osten auf die Thermopylen, im Westen, nach einem Vorstoß entlang des Golfs von Korinth und der Besetzung Delphis, auf den Parnass – können die dort angelegte griechisch – britische Linie aber in wiederholten Angriffen nicht aufbrechen. Der verärgerte Mussolini fragt aus Rom nach >Sulla< an.

21.4.41 Sprengung der britisch – griechischen Linie an den Thermopylen durch entscheidenden Einsatz von auf Hitlers Drängen eingesetzten deutschen Gebirgs- und Fallschirmjägern. Flucht der alliierten Verbände, die auch die Stellungen am Parnass aufgeben. - Faschistische Propaganda: Römische Tat am Geburtstag Roms.

24.4.41 Die griechische Armee kapituliert vor dem italienischen Oberbefehlshaber Cavallero und deutschen Offizieren in Levadia. - Ministerpräsident Korysis verübt Selbstmord.

27.4.41 Mussolini – der den Sieg seinem persönlichen Eingreifen und seinem Genie zuschreibt, den unerläßlichen entscheidenden deutschen Einsatz souverän ignorierend - zieht triumphierend an der Spitze seiner Truppen a la Napoleon zu Pferde in Athen ein, während die Deutschen Piräus besetzen. – Die italienische Öffentlichkeit: für die Griechen, neben Arabern und Negern, für den Einzug des Duce in Athen (anders als im folgenden Jahr in Kairo) hat´s denn wenigstens doch noch gelangt. Analogie zwischen dem „Winterkrieg" des bolschewistischen Rußlands gegen Finnland und dem Krieg des faschistischen Italiens gegen Griechenland.

RAF verfügt insbesondere wegen Truppenevakuierungen aus Griechenland nicht über die Kräfte zu Störmaßnahmen, die überdies auf massierte gegnerische Abwehr träfen - und nicht von Sportsgeist zeugten.

Churchill in Radioansprache: „This whipped jackal Mussolini …"

30.4.41 Die letzten britischen Verbände verlassen das griechische Festland. Absetzung nach Kreta und Ägypten.

4.5.41 Grandioser Empfang für den Imperator Mussolini in Rom. Ansprache vom Balkon des Palazzo Venezia: die Besetzung Smyrnas werde den durch die Plutokratien in den Pariser Vororten verstümmelten Sieg wiederherstellen.

5.5.41 Italienische Truppen besetzen Smyrna und anschließend ganz Ionien. General Ettore „Bombastico" Bastico (1876 – 1972) wird Militärgouverneur Ioniens.

28./29.5.41 Militärrevolte in der 1. Armee in Istanbul gegen Nichtinterventionismus unter Führung junger Offiziere wird niedergeschlagen. Alle meuternden Offiziere werden hingerichtet, Unteroffiziere und Mannschaften dezimiert.

Annahme einer Verwicklung deutscher Stellen erweist sich als falsch.

30./31.5.41 Entfernung der italienischen Flagge von der Akropolis durch zwei griechische Studenten.

22.6.41 Unternehmen Barbarossa.

Juli 41 Freifranzösische Truppen besetzen den Sandschak Alexandrette.

12.7.41 Der Quadrumvir De Vecchi wird zum Militärgouverneur Ioniens ernannt, dem auch die „Zwölfinseln" (wie Nov. 36 – Dez. 40) unterstellt sind: zur Unterstreichung italienischer Ansprüche auf Ionien und aus Gründen des Prestiges des Regimes.

25.8.41 Aus Armenien (neben Aserbaidshan) Einrücken der Roten Armee im Iran.

Sept./Okt. 41 Unternehmen Barbarossa: die deutschen Siege in gigantischen Kesselschlachten mit über 1 Million gefangener Rotarmisten lassen den türkische Interventionismus beträchtlich erstarken. Die türkische Intervention steht auf des Messers Schneide, doch können die Neutralisten sich knapp durchsetzen - auch wegen des nahenden Winters und weil Hitler konkrete Zusage im Hinblick auf Baku und seine Ölfelder unterläßt.

September 41 Volksbewaffnung und Alarmzustand in der Armenischen SSR angesichts der Gefahr einer Türkeninvasion und Konzentration der in der Provinz Ardahan verbliebenen etwa 100 000 Türken in Militärsonderzonen auf Eigeninitiativen der armenischen KP.

Das NKWD evakuiert die gesamte Bevölkerung aus Nachitschewan, um für den Fall einer Türkeninvasion mit potentiellem Tatarenaufstand die Aufstandsfront zu verkürzen.

Die Griechen in Pontus am Schwarzen Meer wahren unbedingte Loyalität zum Sowjetregime – das ihre Existenz gegen die Türken schützt - und setzen sich zu seiner Verteidigung voll ein.

September 41 Die Daschnaken beider Richtungen proklamieren angesichts der akuten Türkengefahr, daß der Kampf gegen die deutsche Invasion der Sowjetunion ein Kampf gegen die drohende türkische Invasion der Heimat sei und verbieten jedwede Kollaboration. – Bündnis der verfeindeten Daschnaken – Fraktionen und Beginn ihrer Wiederannäherung und Aussöhnung. Einige Daschnaken in Frankreich gehen, verbündet mit der PCF, in die Resistance.

Die Diaspora beteiligt sich am Verteidigungskampf der Nation durch Finanzierung armenischer Einheiten der Roten Armee, so des Panzerkorps Sassunzi David.

22.9.41 Ermordung des sowjetischen Botschafters in Ankara durch türkische Interventionisten. Die Täter und ihre Mitverschwörer werden gehängt.

25.9.41 „Zwischenfall" – von Griechen inszeniert - an der kleinasiatischen Grenze zwischen Griechenland und der Türkei: Feuergefecht zwischen italienischen und türkischen Truppen.

Mussolini schäumt vor Wut und droht öffentlich mit „Vergeltungsmaßnahmen." Dem deutschen Botschafter in Rom, von Mackensen, gelingt es im Auftrag Hitlers, Eskalation zu verhindern – auch dank türkischer Militärzensur (vgl. Ciano: Diario).

November 41 Einnahme der Krim (bis auf Sewastopol – Zone) durch deutsche Truppen: umgehende mörderische Angriffe von Krimtataren auf Krimarmenier. Diese werden von deutschen Truppen weder initiiert noch unterstützt, in einigen Fällen sogar unterbunden. Das Armeniermassaker auf der Krim dient der sowjetischen Kriegspropaganda in Armenien.

29.11.41 Nach 231 Tagen Aufhebung der deutsch – italienischen Zernierung Tobruks, Libyen. Bedeutung für türkische Neutralität: MI6 ist es gelungen, die Türken gezielt darüber zu desinformieren, daß Haifa ein zweites Tobruk sei.

Dezember 41 In Ionien wegen ausreichender Ernten keine Hungersnot infolge britischer Seeblockade wie im übrigen Griechenland. Die italienische Militärverwaltung plant den Kauf von Getreide in der Türkei und seinen Transport über Ionien, um Hungerhilfe auf den Inseln und dem europäischen Festland zu leisten. Zur Empörung Mussolinis verweigert die Türkei aber die Öffnung der ionischen Grenze kategorisch (vgl. Ciano: Diario).

11.12.41 Der Kriegseintritt der USA schwächt den türkischen Interventionismus entscheidend.

30.12.41 Aufstellung des Armenischen 812. Bataillons, das zum Kampf gegen die Sowjetunion aus Aktivisten und Kriegsgefangenen rekrutiert und im Nordkaukasus eingesetzt wird. General Dro lehnt das angebotene Kommando ab, das der bereits aus der HHD ausgeschlossene Ndschdeh übernimmt (zum Kriegsende von US – Army in Heidelberg gefangengenommen und nach 1 Monat freigelassen).

Kollaboration rechtfertigt sich auch (offiziell nach dem Krieg) mit der in der Diaspora verbreiteten Befürchtung, daß das NS – System andernfalls die Judenverfolgung auf Armenier ausdehne.

1942/43 Fanatischer Einsatz und große militärische Leistungen von Armeniern im Abwehrkampf gegen deutsche Offensive auf die Wolga und in den Kaukasus. Insgesamt weit überproportionaler Anteil an militärischen Auszeichnungen und horrende Verluste im Kampf gegen das III Reich: 300 000 Soldaten oder Zweidrittel der armenischen Frontkämpfer fallen.

Januar 42 Interventionistische Offiziere ermorden in Ankara Außenminister Saracoğlu (seit ´38) aus „Rache“.

1.7.42 Evakuierung der Roten Armee aus Sewastopol: Botschafter von Papen (1938 - 45) unterbreitet der türkischen Regierung die konkrete Zusage Hitlers auf „freie Hand in den transkaukasischen und türkischen Gebieten der Sowjetunion" beim Kriegseintritt gegen sie. Letztes Erstarken des türkischen Interventionismus, der mit Stalingrad endet.

4./5.7.42 Trotz Zensur und präventiver Inhaftierungen global einzigartige spontane Freudenfeiern über den Fall Sewastopols in Ankara und Istanbul – befeuert durch die vorhergehenden Siege Rommels, den Fall Tobruks (21.6) - die zu interventionistischen Unruhen eskalieren. Ruf der Massen: „Krieg den Russen! Krieg den Engländern!"

21.7.42 Besuch des Duce in Smyrna, der damit, wiederum einem römischen Imperator gleich, seinen Fuß auch einmal auf den asiatischen Kontinent setzt. Offizieller Empfang durch „Prokonsul" und Quadrumvir De Vecchi und freundlicher Empfang durch die griechische Bevölkerung.

26.8.42 Armenische Milizionäre sprengen und ebnen auch noch die Ruinen der kurdisch – türkischen Siedlung Malazgirt nördlich des Van – Sees ein, um nichts von dem Ort zu lassen, der dem türkischen Sieg von 1071 den Namen gab – und zwar am Jahrestag der Katastrophe.

Oktober 42 Beginn des Feldzugs der armenischen, in Jerewan aufgestellten 89. Division der Roten Armee (Dezember 41, bis nach Berlin): Einnahme von Grosny.

Erhält nach einem Jahr den Ehrentitel „Tamanjan" wegen Einnahme der Halbinsel Taman.

November 42 Die Türkei verhängt ruinöse Sondersteuern über Griechen und Juden in Konstantinopel, deren Nichtzahlung mit Konfiskationen und Zwangsarbeit bestraft wird (nochmalig verschärft, März 43).

1943 Armenien erhält eine Akademie der Wissenschaften in Jerewan.

1943 Talaat Pascha, der türkische Hitler, wird aus Berlin nach Konstantinopel überführt und dort pompös beigesetzt.

März 43 Die Türkei schließt die griechischen Schulen auf Imbros und Tenedos und hebt den Autonomiestatus der Ägäisinseln auf – offener Bruch des Friedensvertrages von Venedig im Windschatten des Zweiten Weltkrieges.

15.3.43 Beginn der Deportation der Juden aus Saloniki nach Auschwitz. - Im Gegensatz dazu keinerlei Verfolgung der sephardischen Gemeinde in Smyrna unter italienischer Militärverwaltung.

24./25.7.43 in der Nacht: letzte Sitzung des Gran Consiglio del Fascismo.

25.7.43 Absetzung und Verhaftung Mussolinis: Zusammenbruch des faschistischen Regimes. Der Quadrumvir und „Prokonsul von Smyrna" De Vecchi taucht nach der letzten Sitzung des Gran Consiglio del Fascismo in Rom unter.

28.7.43 Marschall Bastico wird wieder zum Militärgouverneur Ioniens (wie Mai – Juli 41) ernannt und hebt unpopuläre Maßnahmen De Vecchis (Verbot griechischer Zeitungen und Verstaatlichung von Konfessionsschulen) auf.

August 43 Parlamentswahlen in Syrien (im September im Libanon) aus denen nationale Regierung hervorgeht, die auf Umsetzung der formal gewährten Unabhängigkeit (27.9.41) besteht und neue Verfassung durchsetzt, durch die Syrien sich zur unteilbaren zentralistischen Republik erklärt: Sonderverwaltungsstatus für den Sandschak Alexandrette und die auf ihm basierenden Privilegien der türkischen Minderheit damit aufgehoben.

8.9.43 Die Kapitulation Italiens betrifft auch die 50 000 italienischen Soldaten unter dem Militärgouverneur Marschall Bastico in Ionien.

Weder Briten noch Deutsche landen in Ionien, das von einer italienischen Armee besetzt ist, um die Türkei nicht zu irritieren, Landungsverluste und die Gefahr der Isolierung zu vermeiden – Ionien könnte zur Falle für ihre Truppen werden.

Die Ionien – Armee bleibt als einziger italienischer Heeresverband, abseits der Weltenläufte, intakt. Ein Treppenwitz der Geschichte.

15.9.43 Britische Truppen beginnen mit der Besetzung der Ägäisinseln – als Invasionsbasis - und verlieren sie im Oktober und November wieder an eine deutsche Landungsoffensive.

21.9.43 Loyalitätserklärung der Ionien – Armee an das Badoglio – Regime drei Tage nach Proklamation der RSI (auf britisches Verlangen).

13.10.43 Kriegerklärung Badoglio – Italiens an das Reich. Zur Verärgerung der Briten vermeiden die italienische Ionien – Armee und deutsche Verbände auf den vorgelagerten Inseln in einem inoffiziellen Waffenstillstand jegliche Kampfhandlung gegeneinander.

14.10.43 Kairo: auf britische Vermittlung Vertrag zwischen Badoglio – Italien und der griechischen Exilregierung über die gemeinsame Verwaltung Ioniens: dem italienischen Militärgouverneur steht ein griechischer Zivilgouverneur zur Seite. Badoglioitalienisch – exilgriechisches Kondominium in Ionien (nach zwei Jahren Wiedereinführung griechischer Gesetzgebung).

Die schon zuvor minimale Widerstandsaktivität in Ionien – ungeeignetes Terrain, Nähe der Türken, relative Popularität der italienischen Besatzung – endet faktisch. Bündnis italienischer Armee mit griechischen Royalisten gegen Kommunisten.

22./23.11.43 Zum Abschluß ihrer Ägäis – Offensive nehmen deutsche Verbände Samos ein: damit ist Ionien blockiert. Über 2000 italienische Soldaten entkommen mit Hilfe der Ionien – Armee aufs Festland.

5.12.43 Churchill und der türkische Staatspräsident Ismet Pascha treffen auf US – amerikanische Vermittlung in Kairo im Rahmen der II. Alliiertenkonferenz dort zusammen. Ergebnislose und unerfreuliche Gespräche. Churchill lehnt Auslieferung Ioniens für Kriegseintritt der Türkei - türkische Forderung einer Ablösung des italienisch – griechischen durch türkisch – griechisches Kondominium – kategorisch ab. - Beunruhigung in Ionien und in der griechischen Exilregierung in Alexandria wegen des Gerüchts türkischer Forderung nach Auslieferung Ioniens.

April 44 Wiederöffnung der Druckerei und des Seminars in Etschmiadsin.

Mai 44 Die Tamanjan – Division unter dem Kommando Never Safaryans (*1907 in Provinz Van, Vaspurakan) massakriert bei der Einnahme der Krim Tausende von Krimtataren. Signal: das neue Armeniertum läßt die Rechnung asiatischer Bluttaten nicht mehr unbeglichen. - Das NKWD deportiert alle Krimtataren (18./21.).

Juni/Juli 44 Das NKWD deportiert alle Nichtslawen von der Krim, auch Griechen und Armenier.

August 44 Die Türkei weicht der Aufforderung Großbritanniens und der USA zum Abbruch diplomatischer Beziehungen zum Deutsche Reich aus.

September 44 Deutscher Abzug von Ägäis – Inseln, die bis Kriegsende besetzten „Zwölfinseln" ausgenommen: Seeweg nach Ionien damit offen.

Oktober 44 Das Regno del Sud verlangt die Verlegung der Ionien – Armee nach Italien. Zunächst dilatorische Behandlung durch die britische Regierung (fehlende Transportkapazitäten, Minengefahr) - auch auf Bitte der exilgriechischen Regierung – um über einen Schutzverband gegen kommunistischen Putsch zu verfügen.

November 44 Die armenische KP erreicht im Rahmen der Deportation „illoyaler" Völker auch die der in Armenien verbliebenen „Transkaukasustürken", die wie die Mescheten, ihre Stammesgenossen auf der anderen Seite der Nordwestgrenze zu Georgien, durch das NKWD nach Zentralasien verbannt werden.

Das Ziel der armenischen Republikführung zur weitgehenden ethnischen Homogenisierung des Territoriums ist damit erreicht. Abschluß der erfolgreichen Revanche der Armenier an Türken und Kurden, die sie in ihren uralten historischen Gebieten vernichten wollten und sie stattdessen mit der Energie befeuert haben, die ihnen die Schaffung einer wehrhaften nationalen Heimstatt eben dort ermöglichte.

November 44 Karakilisa wird in Vanadzor umbenannt und damit seinen türkischen Namen los.

November 44 Verbannung der Lasen nach Zentralasien und Aufhebung ihrer Autonomen Republik wegen angeblicher Illoyalität zur Sowjetmacht – nicht zur Bestürzung von Armeniern und Schwarzmeergriechen, gegen die sie die Türken bei den Genoziden unterstützten und von denen sie gehaßt werden. – Georgien sperrt das verlassene Lasengebiet gegen Schwarzmeergriechen und Armenier.

10.12.44 Kommunistischer Aufstand in Smyrna – 1 Woche nach seinem Beginn in Athen - wird von italienischer Armee und griechischer Polizei nach kurzen und heftigen Schießereien unterdrückt. Darauf heftige Kampagne der Unità gegen den „Faschistenmarschall" Bastico (Abberufung: 25.12).

Churchill sieht doch von der Forderung zur Verlegung der Ionien – Armee nach Athen ab, zumal wegen Aufwertung Badoglio – Italiens und Diskreditierung durch Einsatz „faschistischer" Streitkräfte. Das Hauptziel der KP – Aktion in Smyrna ist damit erreicht.

1945/46 Armenien besiedelt seine historische Provinz Nachitschewan mit den geflüchteten (1918/19) und den deportierten (1941) Armeniern des Gebiets - während Aseritürken, Türken und Kurden (wie umgekehrt in den 20er Jahren) die Rückkehr verweigert wird.

1945/46 Das erhöhte Gewicht der Sowjetunion und ihre drohende Haltung nötigen die Türkei zum Bündnis mit den angelsächsischen Mächten. Beginn der Entwicklung zur Truman – Doktrin (1947) und zur NATO – Mitgliedschaft (1952) Der Kalte Krieg kühlt den türkischen Revanchismus.

Januar 45 Verschiffung der italienischen Ionien - Armee zurück nach Italien an die Gotenlinie (Feuertaufe bei alliierter Schlußoffensive „Von Meer zu Meer", 9.4).

Januar 45 USA und Türkei nehmen diplomatische Beziehungen auf. Hintergrund: Ausbau sowjetrussischer Machtposition.

21.3.45 Transfer der ASSR Nachitschewan (5 500 Qkm) aus der Oberhoheit Aserbaidshans in die Armeniens. Armenien erreicht - zusammen mit Pontus – eine Größe von 150 000 Qkm.

Nachitschewan, die älteste armenische Stadt, kommt wieder unter die Kontrolle Armeniens, „Mutter" Arax wird auch realiter wieder ein armenischer Fluß und wieder klassischer armenisch – iranischer Grenzfluß. Der Heilige Berg der armenischen Nation, der Massis, die „Göttin der Berge", Ararat, liegt mitten in Armenien – ebenso wie der Sipan und der sagenumwobene Nimrud und zwei der drei „Armenischen Meere": der Van – See und der größte Hochgebirgssee der Welt, Armeniens „Blaue Perle", der Sewan – See. Armenien ist – in Fusion mit Pontus - fast so groß wie Georgien und Aserbaidshan zusammengenommen und wird – ohne Pontus – fast zwölfmal vom Iran und viermal von Frankreich integriert.

Stalin belohnt die armenische Nation in Despotenmanier für ihre Loyalität und ihren Kriegseinsatz demonstrativ, will die Sympathien der armenischen Diaspora gewinnen und ein nochmaliges aseritürkisches Sicherheitsproblem des Kreml mindern. In Aserbaidshan fälschliche Annahme einer Intrige des Politbüromitglieds Mikoyan, der im Westen an der Arax feudales Jagdrevier zum Empfang von Kremlfürsten unterhält. Die Tataren wagen keine Auflehnung gegen Stalin.

21.3.45 Stalin verlangt von der Türkei die gemeinsame Verwaltung der Dardanellen und einen Stützpunkt der Roten Flotte an ihnen. Andernfalls könne der auslaufende Freundschaftsvertrag nicht verlängert werden.

10.4.45 Einnahme Königsbergs durch die Rote Armee unter dem Kommando Bagramyans, der in den 40er/50er Jahren das Oberkommando über die „Bandenbekämpfung" im Baltikum hat.

Mai 45 San Francisco: Petition der HHD an die UN – Gründungsversammlung (25.4 – 26.6) fordert die Errichtung eines Freistaates in Kilikien.

2.5.45 Die Türkei bricht nach Hitlers Tod die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich ab und erklärt ihm (und Japan) in der letzten Erklärung den Krieg, um an der Gründung der UN teilnehmen zu können.

DER KALTE KRIEG

 

22.6.45 Nach sieben Jahren Vakanz des Katholikats Etschmiadsin wird wieder ein Katholikos gewählt: Geworg VI.

26.6.45 Die Türkei (die dem Völkerbund nicht beitrat) ist Gründungsmitglied der UN. Hintergrund: sowjetischer Druck auf die Dardanellen.

21.7.45 Die Armenier am Mosesberg enthüllen – mit Erlaubnis Damaskus und Paris vor dem Hintergrund der Spannungen um den Sandschak – monumental ausgebautes Denkmal der 30er Jahre für ihren erfolgreichen Widerstand gegen die Türken am 30. Jahrestag seiner Aufnahme.

August 45 Die Türkei verweigert die Auslieferung des pro forma internierten ehemaligen deutschen Botschafters von Papen an das Tribunal in Nürnberg (reist im April 51 in die Bundesrepublik aus).

Nov. 45/Jan. 46 Proklamation sowjetischer Satellitenstaaten im Iran: zunächst im Aseri- (Zentrum Täbris), dann im Kurdengebiet (Zentrum Mahabad). Der Kreml plant offenbar die Vereinigung der Aseritürken – analog zum Modell Armenien ´20/´21.

1946 – 48 Der Kreml erlaubt 100 000 Armeniern die Repatriierung aus der Diaspora in Syrien, dem Libanon, Ägypten, Iran und dem Balkan. Danach wieder – wie zuvor – strikte Kontrolle und Beschränkung gegen ideologisch unzuverlässige Elemente.

Armenien siedelt die Mehrheit der Repatrianten nicht im unterbevölkerten Westen sondern in Ostprovinzen mit vielen Aseritürken – um Jerewan und in Sangesur – als Maßnahme gegen die erhebliche Turkisierung altarmenischer Gebiete an.

April 46 Stalin verweigert der pontischen KP die erbetene Aufwertung der Pontischen ASSR zur Sowjetrepublik: Präzedenzfall für autonome Bestrebungen und Zergliederung des Sowjetterritoriums, Verstoß gegen das Prinzip moderater Griechenlandpolitik im beginnendem Bürgerkrieg, Verlust der Sympathien der armenischen Diaspora.

17.4.46 „Tag der Evakuierung" in Syrien, zwei Tage nachdem die letzten französischen Truppen das Land verlassen haben..

Im unmittelbaren Anschluß erneuter Druck der Türkei auf den Sandschak und erneute Drohung militärischer Intervention „gegen den Völkermord" – diesmal der Assimilationspolitik gegen die türkische Minderheit. Syrien reagiert mit der Drohung einer Militärallianz mit der Sowjetunion. - Die USA und die in Ankara protestierende Arabische Liga schalten sich vermittelnd ein.

1.5.46 Erstmals Verbindung des Maifeiertages in Armenien und Pontus mit alljährlichen Feiern zur „Befreiung durch die Sowjetmacht".

6.5.46 Stalin weicht vor massivem Druck der USA zurück: Abzug der Roten Armee aus dem Iran. - Im Dezember werden die kurdische und die aseritürkische Sowjetrepublik im Iran von Truppen des Schahs aufgehoben.

Für die Armenier keine Katastrophe, da sie die dem Projekt Großaserbaidshans diesseits und jenseits der Arax und einer sowjetischen Kurdenrepublik äußerst reserviert begegnen.

Juni 46 Türkenmob überfällt das Armenische Patriarchat in Konstantinopel auf der Suche nach „russischen Spionen": mehrere Geistliche werden verwundet oder getötet.

Juli 46 Besetzung Smyrnas durch britischen Verband (bis April 47) auf Bitte der griechischen Regierung wegen sowjetischen Drucks auf die Dardanellen und um kommunistischem Aufstand vorzubeugen (der ausbleibt). Glückliches Ionien: keine Hungersnot und kein Bürgerkrieg.

Obwohl vornehmlich Maßnahme gegen sowjetischen Druck auf die Dardanellen schwere Verärgerung der Türkei, die ihren Botschafter aus London zur Berichterstattung abberuft.

August 46 Anschluß der USA an Unterstützung der Türkei durch Großbritannien gegen sowjetischen Druck auf die Dardanellen. Entsendung eines Geschwaders der US – Navy unter Führung der USS Missouri ins östliche Mittelmeer: Kreml legt seine Forderungen ad acta.

September 46 In Pontus Aufstellung von Freiwilligenverbänden für den Griechischen Bürgerkrieg: Griechenland bricht die diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion ab (erneuert November 55).

10.2.47 Friedensvertrag von Paris: Italien tritt die „Zwölfinseln" – Rhodos, Kos, Leros u.a. – an Griechenland ab.

Juni 47 Der Patriarch von Konstantinopel Zaven (*1867 in Mossul, seit 1913) verstirbt. Die Armenier erklären Vakanz des Patriarchats aus Protest gegen das türkische Gesetz, daß der Patriarch in der Türkei geborener türkischer Staatsbürger sein muß. – Der französische Konsul gibt die Verantwortung für das Patriarchat – Sitz, Kirche, Grundstücke - das von der armenischen Diaspora finanziert wird, bekannt.

August 47 In der Türkei globales Unikum spontaner Freudenfeste über den „Untergang des Britischen Imperiums" (Unabhängigkeitserklärung Indiens am 15.8.).

Dezember 47 Wegen Proklamation einer Gegenregierung offizielles Verbot der KKE in Griechenland per Parlamentsbeschluß: KKE nimmt ihren Sitz in Trapezunt am Schwarzen Meer.

1948 Stalin lehnt die Initiative Mikoyans zum Bevölkerungsaustausch zwischen Armenien und Aserbaidshan (Autonomierepubliken ausgenommen) – jeweils 100 000 Armenier und Aseritürken - zwecks ethnischer Homogenisierung der Republiken, ab.

Der Kreml verweigert generell von der armenischen KP – gerade im Hinblick auf die Besiedlung Westarmeniens - vorgelegte Transferprojekte zwischen Armeniern und Aseritürken: die stünden dem „Sowjetinternationalismus" ethnisch gemischter Siedlung zur effektiveren Kontrolle nichtrussischer Republiken durch die Moskauer Zentrale entgegen.

April 48 Vertrag von Lausanne zwischen der Türkei und Syrien: Grenzziehung (1921) bestätigt, Verzicht auf Militärallianzen mit jeweiligen Nachbarstaaten (arabische Staaten ausgenommen) und Abkommen zum Bevölkerungsaustausch nach ethnischen Kriterien (nicht religiösen, wie beim griechisch – türkischen Modell): Türken, dazu Tscherkessen und Kurden, werden aus dem Sandschak in die Türkei - Araber und Aramäer aus der Türkei nach Syrien umgesiedelt. Parallel dazu Öffnung der Grenze und Aufnahme diplomatischer Beziehungen.

USA garantieren Prämie für Umsiedler und sagen finanzielle und humanitäre Hilfe für Bevölkerungsaustausch zu. Truman – Administration verweist gegen Kritik in Kongreß und Öffentlichkeit an „Vertreibungs – Komplizenschaft" auf Erlösung verfolgter Minderheiten, insbesondere „türkischer Christen".

Der Vertrag von Lausanne liegt in der Logik des Kemalismus: des Strebens nach einem europäisierten, ethnisch geschlossenen Nationalstaat, der die osmanischen Verbindungen zum arabischen Kulturraum kappt.

14.5.48 Gründung des Staates Israel.

Eine völkische und genozidale Ideologie hat – wie gegen die Armenier – ein konträres Ergebnis erzielt, nachdem im I. Weltkrieg die Errichtung eines Großtürkischen Reiches, im II. Weltkrieg die Errichtung eines Großgermanischen Reiches gescheitert ist. Die USA und Sowjetrußland erwirken nach dem Genozid an den Juden die Gründung eines jüdischen, wie nach dem Genozid an den Armeniern die Gründung eines armenischen Staates (wenn auch in verschiedener Form und mit unterschiedlichem Anteil). Auch Dank der entsprechenden Lobbies ziehen die USA zwei Völkermordopfer aus dem Graben: nach dem I. Weltkrieg die Armenier und nach dem II. Weltkrieg die Juden.

14.5.48 Im Judenviertel Karataş in Smyrna Schlägereien zwischen Juden und Griechen anläßlich der Gründung des Staates Israel. Avraam Benaroya (1887 – 1979), der jahrzehntelange Bürgermeister Karataş, wird kurzfristig inhaftiert.

August 48 Nach der Konzentration von Polizei und Militär im Sandschak Alexandrette und (weitgehender) Entwaffnung seiner Bevölkerung Ausweisung von ca. 100 000 Türken, Tscherkessen und Kurden über nächstgelegene Grenzübergänge in die Türkei. – Analoges Procedere in der Türkei mit ca. 150 000 Arabern – vornehmlich aus Aintab und seinem Umland - und den im Tur Abdin verbliebenen ca. 60 000 Aramäern.

Aug./Sept. 48 Im Sandschak – Grenzgebiet blutige Zusammenstöße zwischen türkischen und arabischen Umsiedlern. - Der Widerstand einiger Siedlungen im Tur Abdin wird von türkischem Militär, Gendarmerie und Kurdenbanden mit äußerster Brutalität gebrochen. Zudem Übergriffe auf aramäische Umsiedler. Im Tur Abdin verbleiben lediglich aussterbende und verfallende syrisch – orthodoxe Klöster.

Spannungen zwischen der Türkei und den USA um das türkische Vorgehen werden vom Kalten Krieg eingefroren. Offizieller US – Beobachter: „These Turks are disgusting as ever."

1.11.48 Auf Druck der USA und der Türkei wird Athenagoras, Metropolit von New York, zum 268. Ökumenischen Patriarchen gewählt. Maximos V. (*1897 in Sinope), dem Verbindungen zum Kreml nachgesagt werden, dankt nach nur zwei Jahren aus gesundheitlichen Gründen ab. Stalin erlaubt ihm, sich zum ersten Metropoliten von Trapezunt seit der Verbannung Chrysanthos (verstirbt kurz darauf in einem Lager in Sibirien 1938) wählen zu lassen.

Nov./Dez. 48 Syrien siedelt – auch wegen Bedingung US – amerikanischer Finanzhilfe auf Initiative eines Senators aus Missouri – die aus dem Tur Abdin ausgewiesenen etwa 60 000 Aramäer im Sandschak Alexandrette an.

Der Sandschak wird damit zur Heimat der Überlebenden türkischer Christenverfolgungen und durch die Ansiedlung der Aramäer aus dem Tur Abdin zu einer partiell rechristianisierten Provinz des Nahen Ostens, fast zu einem zweiten Libanon. - Die Umfunktionierung türkischer Moscheen wird von Damaskus strikt verboten.

1949 Kampagne gegen „Titoismus" und „Kosmopolitismus" in Armenien und Pontus (bis zu Stalins Tod) mit Massenverhaftungen und Deportationen nach Zentralasien in die Altai – Region - gerade auch unter den ans Schwarze Meer geflohenen griechischen Kommunisten und den armenischen Repatrianten.

1949 Die Griechen und Juden in Konstantinopel verbleiben nach dem Bevölkerungsaustausch zwischen der Türkei und Syrien als einzige offizielle Minderheit der Türkei, die ihre aramäischen Gemeinden vollständig und ihre arabischen Gemeinden annähernd verliert.

April 49 Wiederöffnung des weltberühmten Wallfahrtsortes der griechischen Orthodoxie, der in den Fels geschlagenen Marienklosteranlage Sumela südlich Trapezunts nach zwölf Jahren.

1950er Immigration von ca. 300 000 Russen als Fachkräfte einer forcierten Industrialisierung in Armenien – aber keine systematische slawische Kolonisation wie im Baltikum und Zentralasien, für die sich das gebirgige Land nicht anbietet und die zur Stärkung der strategischen Position des Kreml nicht erforderlich ist.

1950er In Istanbul vereinzeltes Phänomen von Steinwürfen durch Kinder und Jugendliche auf britische Geschäftsleute und Touristen.

Die Briten gelten nach wie vor und andauernd - neben Griechen und Armeniern - als die Feinde der türkischen Nation, „Räuber von Izmir", „Mörder von Istanbul", „Verschwörer von Zypern". Für viele Türken ist der Union Jack ein rotes Tuch, „Ingiliz" ein Schimpfwort (Schotten fühlen sich also nicht angesprochen). Zu keinem anderen Land des Westens bestehen so wenige Verbindungen, ob diplomatisch, geschäftlich, touristisch, wissenschaftlich, sportlich, unterhaltungsindustriell. Von den Gegnern des (Ersten) Weltkrieges ist den Briten die haßerfüllte Feindschaft der Türken Jahrzehnte nach den Pariser Vorortverträgen erhalten geblieben.

What a pity: abseits der offiziellen bilateralen Beziehungen hat es dem perfiden Albion einmal doch nichts genutzt, die blutige und schmutzige Arbeit weitgehend zu delegieren.

Ein britischer Autor: „Durch die groteske Fehleinschätzung der realen Kräfteverhältnisse in den Pariser Vororten sind wir in einen Orientkonflikt hineingezogen worden, einer Hinterlassenschaft des abtretenden Liberalismus, seiner von klassischer Bildung geprägten, gegen die asiatischen Türkenbarbaren gerichteten Gesinnung … oder etwa der besonders subtilen Rache eines walisischen Nationalisten an England?

1950er Die Aramäer aus dem Tur Abdin gründen Midyat als Vorstadt Antakyas neu - das Aramäische, die Umgangssprache Jesu´, wird in Antiochia wieder gesprochen - und verwandeln den Sandschak in die blühendste und wohlhabendste Region Syriens, mit umfangreicher Produktion an Obst, Wein und Zitrusfrüchten.

1950er In der Türkei gibt es keine christlichen (Griechen in Konstantinopel ausgenommen) und fast keine arabischen Siedlungen mehr. Nach dem Weltkrieg Griechen und Armenier (1922/23), nach dem II. Weltkrieg Araber und Aramäer (1948/49). Die Türken haben keine Gelegenheit mehr zur pedantisch – grausamen und widerlichen Schikanierung der Syriani.

1950/51 Überfahrt von 100 000 griechischen Kommunisten „Rote Argonauten" nach dem verlorenen Bürgerkrieg in die Pontische ASSR am Schwarzen Meer - die das Selbstverständnis eines besseren Griechenlands, fast einer griechischen DDR, entwickelt - wo viele von ihnen in die stalinistischen Mühlen des „Antititoismus" geraten. Kuriosum der Zwangshellenisierung tatsächlich slawomazedonischer Emigranten durch die KKE am Schwarzen Meer.

Mai 50 Sowjetpatriotische 2500 – Jahrfeier Vans.

November 50 Freigabe sowjetischer Akten macht antisowjetische Intrige Kemal Paschas vor dreißig Jahren und ihren Verrat durch Lloyd George international bekannt.

1951 Massenverhaftungen in Armenien, wie in den Nachbarrepubliken. Furcht vor neuem Massenterror.

1951 Beginn des Ausbaus des Staudamm- und Talsperrensystems am Westlichen und Östlichen Euphrat auf Befehl Stalins wegen bevorstehenden NATO – Beitritts der Türkei.

Januar 51 Freigabe sowjetischer Akten – zwecks Torpedierung der Beziehungen zwischen den USA und der Türkei - bestätigt die Vermutung massiver Drohungen der USA und der Sowjetunion gegen die Türkei im Januar 41. USA halten relevante Archive geschlossen.

28.3.51 10 000. Tag der Grenzsperre zu Ionien.

1.5.51 Einweihung des gigantischen, sowjetpatriotisch – stalinistischen Befreiungsmonuments bei Sarikamish, 30 Jahre und 6 Tage nach der Schlacht - im Rahmen sowjetpatriotischer Maifeiern.

September 51 In Diyarbakir, Kurdistan, schwere Unruhen gegen die neu eingerichtete US – Militärmission, die von der türkischen Armee niedergeschlagen werden. Ankara und Washington verweisen auf die angebliche Verantwortung sowjetischer Agenten.

Februar 52 Griechenland und die Türkei treten der NATO bei.

Dem Projekt eines Balkanpakts mit Beteiligung Griechenlands verweigert sich die Türkei allerdings.

Der Pontus, der Antitaurus, der Östliche und Westliche Euphrat werden zu Frontgebieten des Kalten Krieges.

29.5.53 Konstantinopel: Großartige Feiern der Türken zum 500. Jahrestag der Eroberung der Polis. Griechenland beruft seinen Konsul während der Feiern ab.

September 53 Marschall Bastico gesteht in Interview mit dem Corriere della Sera geheime Nichtangriffsabsprachen mit deutschen Kommandeuren in der Ägäis. „Hätten wir etwa in einem fernen Land Krieg für die Engländer führen sollen?"

10.11.53 Smyrna: Großartige Feiern der Griechen zum 30. Jahrestag der Neugründung der Stadt als Reaktion auf türkische Eroberungsfeier am „Schwarzen Dienstag" des Jahres.

10.11.53 Kemal Pascha wird aus dem Ethnologischen Museum in Ankara in ein Mausoleum ebendort überführt. - „Atatürk" & Lenin gelten beide als Revolutionäre und Staatsidole, die aus revolutionstaktischen Motiven territoriale Verluste hingenommen haben.

Dezember 53 Moskau: Messerangriff eines aseritürkischen KP – Funktionärs auf Mikoyan, der verletzt wird. Der Angreifer wird hingerichtet. Rätseln der Kremllogie.

März 54 Rede Mikoyans in Jerewan leitet Tauwetter und Entstalinisierung in Armenien ein.

Mai 54 Griechenland erklärt offiziell seine Unterstützung der Enosis – Bewegung auf Zypern.

Juli 54 Kolonialstaatssekretär Hopkinson erklärt, daß einige Regionen des Commonwealth – wie Zypern - nicht mit voller Unabhängigkeit rechnen könnten: Spannungen mit Griechenland um die Enosis – Bewegung auf Zypern, die zu Anschlägen übergeht (April 55).

1955 Der berühmte Türken- und Tatarenkämpfer Smbat (*1882 in Musch), 1947 repatriiert, verstirbt in Musch.

1.4.55 Beginn des militanten Widerstands der zyperngriechischen EOKA gegen das britische Kolonialregime.

10./11.8.55 In der Türkei – in Istanbul und Ankara – eskaliert die alljährliche antiangelsächsische Kundgebung zu Unruhen gegen den Bagdad – Pakt (gegr. 5.4.55 durch Beitritt Großbritanniens zu Defensivallianz Türkei – Iraq).

September 55 Wahl des neuen 130. Katholikos Aller Armenier in Etschmiadsin: Vasgen I.

6./7.9.55 Griechenpogrom „Griechische Bartholomäusnacht" in Konstantinopel nach Unruhen und Zusammenstößen zwischen Griechen und Türken auf Zypern. Augenzeuge ist der James Bond – Autor Ian Fleming. - Beginn der Abwanderung der verbliebenen etwa 100 000 Griechen aus Konstantinopel.

9.9.55 Schlagzeile der Daily Mail: "The Fury of the Asian Mob – The Turkish Method". Intensive Berichterstattung der Londoner Massenblätter über die „Nazitürken" eröffnet Pressekrieg und diplomatische Affäre zwischen Großbritannien und der Türkei. Reaktivierung des britischen Türkenhasses aus Weltkriegszeiten.

Der Reeder Onassis - der Churchill, einen Gast seiner Yacht, ebenfalls dazu gewinnt – wirbt für Kurswechsel der britischen Zypernpolitik und investiert in die antitürkische Kampagne der Fleet Street.

Oktober 55 Nach Signalen aus London – britische Garantie gegen Souveränität oder Teilung Zyperns - stellt die EOKA auf energischen und diskreten Druck aus Athen ihre militanten Aktionen ein.

Makarios III., Metropolit Zyperns, wird von der Regierung in Athen zu ihrem inoffiziellen Staathalter auf der Insel bestellt.

Neuorientierung der britischen Zypernpolitik zur Pazifikation der Insel.

20.2.56 Antelias: Zum neuen Katholikos wird Zareh, Kandidat der Daschnaken, gewählt. Beginn des Kirchenkampfes zwischen Etschmiadsin und Antelias (Sis) im Zeichen des Kalten Krieges. Antelias verdrängt Etschmiadsin aus seinen traditionellen Gebieten Griechenland und Persien.

März/April 56 Aufhebung der stalinistischen Völkerverbannungen, die auch Krimgriechen und Krimarmenier betrifft.

März 56 In Trapezunt und in Nachitschewan (wie in Georgien) Krawalle gegen die Absetzung der Gedenkfeiern zum 3. Todestag Stalins. Auch Krawalle gegen die Demontage von Stalindenkmälern.

8.3.56 General Dro (*1.5.1883) verstirbt bei Aufenthalt in Boston/USA, wo er beigesetzt wird.

Mai 56 Nikolaos Zachariadis (1903 – 1973, Suizid), der stalinistische Parteisekretär Pontus´ seit 1935, wird gestürzt (im Folgejahr Parteiausschluß und Verbannung nach Sibirien). Neuer Parteisekretär Pontus´ bis März 1983 wird Markos Vafiadis (*1906 in Erzurum/Leninakan, gest. 23.2.92), der bis zu Stalins Tod lange Jahre aus der Partei ausgeschlossen in Lagerhaft zugebracht hat.

Januar 57 Die aserbaidshanische KP eröffnet im Rahmen der Entstalinisierung eine Kampagne für die „Rückgabe" der ASSR Nachitschewan.

Chruschtschow erwägt den Retransfer, unterläßt ihn aber schließlich, weil der Kreml aus sicherheitspolitischen Gründen keine türkische Präsenz in Nachitschewan wünscht, wegen der Gefahr eines destabilisierenden Präzedenzfalls in der gesamten Union und um über ein zusätzliches Disziplinierungsmittel gegen Armenien zu verfügen.

9.1.57 Wiederherstellung der Lasischen ASSR.

9.1.57 Rücktritt Premierminister Edens nach dem Suez – Debakel. Als Konsequenz aus ihm gibt das neue Kabinett Macmillan den Anspruch auf Kontrolle über ganz Zypern auf: die imperiale Position Großbritanniens im Orient - im Bagdad – Pakt noch einmal betont - ist ruiniert.

März 57 Treffen zwischen Premierminister Macmillan und US – Präsident Eisenhower auf Bermuda. Eisenhower gibt auch der Zypernpolitik seines Freundes aus Kriegszeiten en passant grünes Licht.

April 57 Britische Behörden verweigern Zyperns Fußballmannschaft die Reise zum Qualifikationsspiel nach Ägypten und verhindern so ihre einzige Teilnahme an FIFA – Wettbewerb.

April 57 Geheimkonvention zwischen der griechischen und der britischen Regierung: Koordination der Zypernpolitik und vertragliche Anerkennung britischer Stützpunkte auf Zypern nach Enosis.

Großbritannien beabsichtigt mit dem Projekt der Übergabe Zyperns gegen die ohnehin feindlichen Türken an die verbündeten Griechen auch - nach dem Debakel in Suez – seinen verbliebenen Einfluß im Orient zu demonstrieren.

30.10.57 Großbritannien kündigt die Übergabe Zyperns, abzüglich der – in geheimer Absprache mit Griechenland - ausgedehnten Militärbasen Akrotiri (westlich Limassol) und Dhekelia (östlich Larnaka) an die UN an.

Nov./Dez. 57 Die Türkei, die bei den UN die Teilung Zyperns vertritt, sondiert beim Kreml den erwarteten Preis seines UN – Vetos gegen die Enosis: NATO – Austritt und Neutralität. Parallel drohen die Türken eben damit in Washington – wobei es sich um einen Bluff handele, so die Briten. USA wollen erneute Konfrontation Großbritanniens – wie in Suez – vermeiden und bleiben neutral. Secretary of State J.F. Dulles zum türkischen Botschafter: „Dann müssen Sie eben mit dem russischen Bär kuscheln!" – Die türkische Armee verpflichtet die Regierung Menderes zum Verbleib in der NATO gegen die Sowjetunion, zumal die NATO alternativ auch Ionien strategisch nutzen könnte.

November 57 Griechenland beantragt bei den UN Statusreferendum auf Zypern. Ministerpräsident Karamanlis garantiert den USA im Gespräch mit deren Botschafter exclusive sicherheitspolitische Kooperation im Falle „türkischer Maßnahmen".

Dezember 57 UN – Sicherheitsrat ersucht die Generalversammlung auf Initiative Großbritanniens um Resolution nach Einrichtung der UN – Treuhandverwaltung auf Zypern wie im Fall Palästinas vor 10 Jahren. - Griechenland dehnt darauf die Minderheitenbestimmungen des Vertrages von Venedig (1923) für Türken auf sein gesamtes Territorium aus.

1958/61 Abwanderung der Griechen, Armenier und Italiener aus Alexandria - nach Verstaatlichungen. Juden (Gründung Israels, 1948), Franzosen und Briten (Suezkrise, 1956) sind schon enteignet und ausgewiesen worden.

1958 Paris: Neuausgabe von Hayastani Hanrapetutiun (1928) enthält von „Einwochenministerpräsidenten" Vratsyan testamentarisch verfügte Ergänzung zum „Armenischen Oktober".

: Bestätigung der Bedeutung von Gerüchten aus Konstantinopel für den „Armenischen Oktober" und seinen Inszenierungscharakter im Rahmen des Vardan – Projekts zur Gründung einer Sowjetrepublik. Der „Armenischer Oktober": Krawalle und eine Regierungsumbildung, die zur Revolution verklärt wurde, um die Sowjetrepublik zu legitimieren und ihr in Moskau Prestige zu verschaffen.

Die Neuausgabe wird durch Übersetzungen ins Englische und Französische zum Enthüllungswerk über den „Armenischen Oktober" – zu dem es auffälligerweise keine Dokumente gibt. Kreml und Jerewan: Fälschung des französischen Geheimdienstes und Daschnakenmärchen.

1958 Unter dem neuen Parteisekretär Hakob Zarobian Beginn des Wiederaufbaus der Vieh- und Landwirtschaft in Westarmenien (in den 30er Jahren fast ganz aufgegeben).

1958 Karamanlis´ ERE behält aufgrund seiner erfolgreichen Enosis – Politik doch die Mehrheit der 300 Sitze in der Boule in Athen.

Januar 58 MI6 meldet Vorbereitungen der zyperntürkischen Untergrundorganisation TMT zur Entfesselung von Kämpfen gegen Griechen in der Nacht zum Ende britischer Verwaltung.

1.2.58 „Aschdod – Affäre": Britische Patrouille bringt vor Zypern israelischen Frachter „Aschdod" mit großer Waffenladung für Zyperntürken auf. Antijüdische Krawalle in Smyrna.

2.2.58 Die britische Kolonialverwaltung ordnet allgemeine Entwaffnung auf Zypern an, verstärkt die Polizeieinheiten und verhängt Kontrollsperren auf der Insel und um sie herum.

15./16.2.58 Bei Razzia in Famagusta, Zypern schwerer Zusammenstoß zwischen militanten Türken und britischen Soldaten. Übergreifen der Auseinandersetzungen nach Nikosia. Die Briten verhängen den Ausnahmezustand über die Insel und schlagen die Unruhen auch durch rücksichtslosen Einsatz von Artillerie und griechischer Polizei nieder.

16.2.58 Aus Türkenmob Schüsse auf das britische Generalkonsulat in Istanbul: Großbritannien setzt die diplomatischen Beziehungen zur Türkei umgehend aus - Ankara knapp zuvorgekommen - und fordert die Untertanen der Krone zum Verlassen des Landes auf. Türkei protestiert gegen „britischen Völkermord" auf Zypern

16.2.58 Die Briten beginnen mit der Vollstreckung von insgesamt 100 militärgerichtlich verhängten Todesurteilen wegen illegalen Waffenbesitzes und der Festnahme und Deportation von etwa 5000 zyperntürkischen Aktivisten nach Malta und Tobruk, Libyen.

30.4.58 Briten übergeben Zypern – abzüglich ihrer Stützpunkte - in Treuhandverwaltung der UN, wie Palästina vor einem Jahrzehnt.

17.5.58 New York: UN – Generalversammlung votiert mit 75 zu 4 (Türkei, Albanien, Yugoslavien, Israel) für den griechischen (Statusreferendum) gegen den türkischen Zypernantrag (Teilung) bei Enthaltungen der USA und Frankreichs – die ihre Stimmblöcke diskret zum Votum für griechischen Antrag anhalten. Sowjetische (pro Konflikt in NATO), britische und arabische Stimmen pro Griechenland. Griechischer Triumph und Debakel der Türken.

Glockengeläut, Feuerwerk und Freudenfeste in Griechenland und auf Zypern. Der griechische Reeder Onassis, der reichste Mann der Welt, vor 36 Jahren vor den Türken aus Smyrna geflohen, soll in lateinamerikanische, afrikanische und asiatische Stimmen investiert haben. „Ich habe Zypern gekauft!" Gerücht um ´Onassis – Coup´. In Griechenland Rede von der Enosis gegen die Türken qua „Bündnis Downing Street, Athen, Onassis".

Türkischer Volksglaube an Onassis – Churchill – Verschwörung. Die Abstimmung in der UN – Generalversammlung wirkt bei den Türken traumatisch nach, das „Griechische Dreieck" aus Smyrna, Trapezunt, Zypern forciert ihre Einkreisungsphobien. - Antitürkische Häme Londoner Massenblätter.

17.5.58 In Trapezunt und ganz Pontus, wie in griechischen Gemeinden auf der ganzen Welt – Türkei ausgenommen - spontane Freudenfeiern nach dem griechischen Triumph und dem türkischen Debakel in den UN.

18.5.58 Türkei kündigt ihre Mitgliedschaft im Bagdadpakt mit sofortiger Wirkung und die in den militärischen Strukturen der NATO zum 1.1.59 (bis Januar 80, - stattdessen Militärabkommen mit den USA und Frankreich).

20.5.58 UN – Sicherheitsrat beschließt einstimmig völkerrechtliche Verbindlichkeit der Zypern - Resolution der Generalversammlung.

25.5.58 Brüssel: Wiedervereinigung der Daschnaken auf HHD - Sonderkongreß (ursprünglich in Paris geplant, wegen Notstand in Frankreich verlegt) vor dem 40. Jahrestag der Gründung der I. Republik - nach Annäherung infolge gemeinsamer Unterstützung des sowjetarmenischen Kampfes im II. Weltkrieg. Die wiedervereinigte HHD beendet ihre Mitgliedschaft in der Sozialistischen Internationale (bis 1996/99).

Trauma und Tabu der Daschnaken bleibt ihre mörderische Verfeindung und jahrzehntelange Spaltung infolge des Armenischen Oktobers.

Juni 58 Entlassung der „Maltatürken" aus britischem Gewahrsam.

Juli 58 Armenier verhindern durch schwere Ausschreitungen – in Ardahan und Umgebung - die erneute Ansiedlung der rehabilitierten, aus Zentralasien zurückgekehrten „Transkaukasustürken", die sich darauf im Sowjetimperium zerstreuen. - Auch Signal an den Kreml im Konflikt um Nachitschewan.

14.7.58 Sturz des prowestlichen Königtums im Iraq. Der wird auch mit sinkenden Ernteerträgen seit Anfang 50er infolge Zuflußregulierung aus dem armenischen Bergland in Verbindung gebracht, gegen den Großbritannien und das Königreich Iraq als „feindseligen Akt" protestierten.

August 58 Vandalismus türkischer Nationalisten auf alliierten Soldatenfriedhöfen in Gallipoli. Empörung in Australien und Neuseeland, die die diplomatischen Beziehungen zur Türkei abbrechen. Massive Protestkundgebungen bei der Abreise türkischer Diplomaten aus Canberra und Wellington.

US – amerikanischer Journalist entkommt mit den Aufnahmen des Geschehens in Gallipoli der Verfolgung durch türkische Polizei nach Griechenland.

21.9.58 Beim Statusreferendum auf Zypern erzielt Enosis 99% der Stimmen. - Türkische Zyprioten boykottieren die Abstimmung.

Oktober 58 Gregor Petrus Agaginian (*1895), Patriarch von Beirut und Oberhaupt der armenischen Katholiken, wird nach 400 Jahren fast als erster Nichtitaliener zum Papst gewählt.

November 58 Die Auseinandersetzungen um die Kontrolle der armenischen Sitze der Kammer in Beirut (seit 1960 5 von 99) zwischen Daschnaken und (meist) Hundschaken – Gegnern und Sympathisanten der Sowjetunion – erreichen ihren Höhepunkt: mehr als 50 Tote nahe Beirut.

Die HHD setzt sich, von der libanesischen Polizei und den USA unterstützt, durch.

1.1.59 Griechenland übernimmt die Verwaltung auf Zypern: Enosis – Tag in Griechenland und auf Zypern. - Der Besitz Zyperns, der Insel in der Levante, 850 km von Piräus und 100 km von der syrischen Küste entfernt, macht Griechenland zur nahöstlichen Macht und verschafft ihm Kupfervorkommen.

Ohne den türkischen Verlust Westarmeniens und Ioniens (1921/23) weder Verteidigung der territorialen Integrität Syriens, des Sandschaks Alexandrette noch Enosis: die Türkei kann Unabhängigkeit/Teilung der Insel gegen das Selbstbestimmungsrecht von Vierfünftel ihrer Bewohner eben nicht durchsetzen. Das gewichtigste Pfund türkischer Macht, die geostrategische Schlüsselposition, ist in toto erheblich abgewertet.

Es scheint, als sei der „Zwischenfall" von Çanakkale die Türken teuer zu stehen gekommen. Die populäre und irrtümliche Chanak – Theorie, zu deren Anhängern schon Venizelos und Kemal Pascha zählten, kommt zu voll ausgereifter Blüte: Ohne „Chanak Incident" kein „Forty Days War", kein Verlust bzw. Rettung Ioniens, kein Scheitern des „Hatay – Projekts" und keine Enosis.

1959 Die Türkei beginnt mit der Turkisierung der ihr verbliebenen, griechisch besiedelten Ägäisinseln Imbros und Tenedos: vertreibt ihre Bewohner durch systematische Enteignungen und kriminelle Übergriffe und ersetzt sie durch Siedler aus Anatolien. – Ankara erklärt zudem, daß es nur noch 6 statt 10 sm griechischen Luftraums anerkenne und daß die „Zwölfinseln" (Dodekanes) sich auf einem anatolischen Festlandsockel befänden.

1959 Griechenland hat durch den Gewinn Ioniens (1923) und Zyperns einen territorialen Zuwachs von fast einem Fünftel erzielt, während die Türkei ihre maximale territoriale Zielsetzung um fast ein Fünftel verfehlt hat. ´Nationalpaktverluste´: 115 000 Qkm an Armenien und Pontus, 20 000 Qkm an Griechenland, 10 000 Qkm an Georgien, 5 000 Qkm an Syrien. – Territorien im Vergleich:

Iran 1 648 000 Qkm – Ägypten 1 002 000 Qkm – Türkei 630 000 Qkm - Frankreich 547 025 Qkm – Iraq 434 915 Qkm - Syrien 190 180 Qkm - Griechenland 161 240 Qkm – Armenien 140 000 Qkm – Bulgarien 110 910 Qkm – Ungarn 93 030 Qkm – Jordanien 89 500 Qkm - Serbien 88 361 Qkm - Aserbaidshan 82 200 Qkm - Georgien 78 700 Qkm – Albanien 28 748 Qkm – Mazedonien 25 710 – Ostthrakien 23 800 Qkm – Peloponnes 22 502 Qkm - Israel 20 722 Qkm – Ionien 20 000 Qkm – Lasistan 13 000 Qkm – Karabagh/Arzach 12 000 Qkm - Libanon 10 400 Qkm - Pontus 10 000 Qkm – Zypern 9 200 Qkm – Westjordanland 5 880 Qkm - Nachitschewan 5 500 Qkm – Sangesur (Sjunik) 4 500 Qkm - Nagorny Karabagh 4 400 Qkm.

Kleinasien ist nicht ganz türkisch, wie die Arabische Halbinsel nicht ganz saudisch ist, Palästina nicht ganz zu einem jüdischen und der Indische Subkontinent nicht ganz zu einem Hindustaat gehört: Kleinasien bildet keine staatliche Einheit, gleichsam als Pendant der Iberischen Halbinsel. Armenien ist so wenig türkisch wie Arabien.

1959 Das Patriarchat der Syrisch – Orthodoxen Kirche kehrt aus Homs (seit 1933 aus dem Tur Abdin) an seinen Ursitz Antiochia zurück. Beginn des originalgetreuen Neubaus des Klosters Mar Gabriel aus dem Tur Abdin bei Antakya.

3.3.59 Gründung des Matenadaran Instituts in Jerewan, das alle bedeutenden armenischen Schriften beherbergt (1962 Benennung nach dem Heiligen Mesrop).

8.3.59 Ministerpräsident Karamanlis´ ERE triumphiert bei „Enosis – Wahlen" – notwendig geworden, um 11 Monate vorgezogen - mit 60.1% der Stimmen, erzielt über 200 der 300 Parlamentssitze und regiert erstmals für die volle Legislaturperiode.

Juni 59 Londoner Vertrag zwischen Großbritannien und Griechenland beim Staatsbesuch Ministerpräsident Karamanlis: die beiden britischen Stützpunkte auf Zypern bleiben gegen symbolische Pachtzahlung unter unbeschränkter und unbefristeter britischer Hoheit.

Karamanlis´ Besuch bestätigt die Türken in ihrer Überzeugung einer anglo – hellenischen Verschwörung. - Nationalistische Phantomschmerzen bringen türkische Verschwörungstheorien - nach denen über die Fixierung der armenisch – türkischen Grenze (Intrige zwischen Amerikanern und Russen) und den „Zwischenfall" von Çanakkale 1922 (britische Provokation) - eben auch über die Enosis hervor.

1960er Kampagnen für die Aufwertung Armeniens zur Volksrepublik durch Fraktion der armenischen KP werden intern unterbunden - auch mit Rücksicht auf die Verbindung zu Nagorny Karabagh, das unter aseritürkischem Druck steht.

1960er Die ionische Küste entwickelt sich zum lukrativen Massentourismusgebiet mit den Zentren Kydonies vor Lesbos - dem die zur Hälfte griechisch gebliebene „Küste des Lichts" oder „Olivenriviera" halbkreisförmig vorgelagert ist - und Scalanova vor Samos unmittelbar an der Türkengrenze.

April/Mai 60 Serie türkischer militärischer Provokationen im Luftraum und den Hoheitsgewässern der „Zwölfinseln". Protest Athens und Gegenprotest Ankaras bei den UN.

Der französische Staatspräsident de Gaulle bestellt den türkischen Botschafter ein und teilt ihm mit, daß bei fortgesetzt „unzivilisierten Aktionen" an eine Assoziierung mit der EWG nicht zu denken sei.

5.4.60 Kirchenskandal in Jerusalem: Erzbischof Derderian – verwickelt in die überfallartige Abschiebung des Patriarchen nach Beirut (1958)? - setzt seine Wahl zum Platzhalter des Patriarchats mit Hilfe der jordanischen Armee durch.

Mai 60 Die Regierung Karamanlis kündigt als Konsequenz türkischer militärischer Provokationen die Bestimmung des Pariser Friedensvertrages (1947) zur teilweisen Entmilitarisierung der „Zwölfinseln".

Aufgebrachte Griechen verwüsten die türkische Altstadt von Rhodos. Beginn der Vertreibung der verbliebenen Türken (bis auf etwa 2 – 300) von Rhodos und Kos in die Türkei.

August.60 Nizza: Französische Polizei nimmt Türkenquartett fest, das Minenanschlag auf die Yacht Onassis in Monaco vorbereitet.

27./28.4.61 USA stationieren Jupiter – Atomraketen an der türkisch – armenischen Grenze.

17.9.61 Der ehemalige türkische Ministerpräsident Menderes (1950 – 60) wird auf Imrali wegen Korruption und Verletzung der Würde der Republik gehängt. Einst Erdrosselung, nun der Strick.

November 61 Der Griechenhasser Ismet Pascha (*1884 in Smyrna), Gegenspieler Venizelos in Venedig, Türkenführer nach Kemal Pascha - nochmals türkischer Ministerpräsident (bis Februar 65).

23.9.62 The Observer veröffentlicht die Skandalstory „Lawrence of Ionia", die den Navyoffizier und ex – MP, der den „Chanak Incident" 1922 inszeniert habe, enthüllt. – Trotz Schuldzuweisung an die Briten keine positive Rezeption der Reportage in der Türkei wegen „Verunglimpfung Atatürks" – der habe sich nämlich an den Dardanellen verzockt.

Dezember 62 Premiere von Lawrence of Arabia. Empörung in der Türkei und – vor dem Hintergrund der Feindschaft zwischen Briten und Türken – Pressekrieg zwischen Londoner Massenblättern und türkischen Hetzblättern.

Der in Istanbul geplante Teil der Dreharbeiten des Bond – Films From Russia with Love wird nach Smyrna verlegt.

17.1.63 Smyrna: Enthüllung eines Denkmals Lloyd Georges an seinem 100. Geburtstag zum Dank an den "Freund des griechischen Volkes" durch Ministerpräsident Karamanlis. Hintergrund: Spannungen mit der Türkei.

April 63 USA ziehen ihre Atomraketen nach der Cuba – Krise vereinbarungsgemäß von der westarmenischen Grenze zurück.

April 63 Nach den „Enosis – Wahlen" pendeln sich die politischen Kräfteverhältnisse in Griechenland wieder ein: ERE von 60.1 auf 50.8%.

22.5.63 Tödliche Verwundung des sozialistischen Abgeordneten Grigoris Lambrakis in Smyrna signalisiert das Ende der autoritären Ära Karamanlis (1955 – 63).

11.6.63 Ministerpräsident Karamanlis tritt nach einer Auseinandersetzung mit dem König zurück und begibt sich nach der schweren Niederlage der ERE bei erneuten Wahlen ins Exil nach Paris (9.12).

10.11.63 Pompöse Feiern in der Türkei am 40. Jahrestag des Einzugs Kemal Paschas in Istanbul nach Gedenken seines 25. Todestages mit der (global einmaligen) alljährlichen Gedenkminute um 9:05. Einführung großartiger Einzugsfeiern im 10 – Jahres – Rhythmus gegen Briten und Griechen.

Dezember 63 Schließung des Theologischen Seminars der Orthodoxie auf der Prinzeninsel Halki: Auftakt der forcierten Kampagne gegen die in Konstantinopel verbliebene griechische Gemeinde (drei Monate nach dem Assoziierungsvertrag EWG – Türkei), die zu ihrer faktischen Auflösung am Sitz des Ökumenischen Patriarchen führt.

Griechenland schließt umgehend das „Atatürk – Geburtshaus" – Museum in Saloniki.

10.12.63 Literaturnobelpreis für Georgios Seferis aus Smyrna.

April 64 Die neue Regierung Georgios Papandreou beschränkt die Minoritätenklauseln des Vertrages von Venedig (1923) wieder auf Westthrakien: Reaktion auf das türkische Vorgehen gegen die Griechen in Konstantinopel und militärische Drohgebärden. Beginn der Rehellenisierung Zyperns – ohne spektakuläre Aktionen und zensiert - durch systematische Verdrängung der 100 000 Türken der Insel. Widerstand wird durch die griechische Militärpolizei unter dem zum General beförderten ehemaligen EOKA – Kommandanten Georgios Grivas brutal gebrochen. - Zypern wird die türkische Minderheit, parallel zur faktischen Auflösung der griechischen Gemeinde in Konstantinopel, los. Zypern, die Insel der Aphrodite, wird wieder so griechisch wie Kreta.

Die Türkei wagt kein militärisches Vorgehen gegen ein durch die UN zugesprochenes Territorium und siedelt die Zyperntürken in und um Urfa an der Grenze zu Syrien an.

15.7.64 Anastas Mikoyan wird Präsident des Präsidiums des Obersten Sowjets und damit Staatsoberhaupt der Sowjetunion (bis 9.12.65).

24.4.65 Am 50. Jahrestag des Beginns des Genozids Massenprotestkundgebung in Jerewan – die erste in der Sowjetunion - gegen offizielle Gedenkveranstaltung und für die Rückgabe „Unseres Karabagh". Katholikos Vasgen I. beruhigt die Massen.

25.4.65 Zum 50. Jahrestag der alliierten Landung an den Dardanellen enthüllen die Türken bei Çanakkale gigantische „Atatürk" – Statue zum Gedenken an die „Siege von 1915 und 1922".

Februar 66 Moskau löst Hakob Zarobian (*1900), Parteisekretär Armeniens seit ´58, nach dem Massenprotest des Vorjahres ab. Anton Kochinian (*1913) wird neuer Statthalter des Kreml in Armenien. – Breschnew droht der armenischen KP mit der Aufhebung der Autonomie Nagorny Karabaghs.

Februar 66 Die Türkei lehnt – wie im November 60 – das britische Angebot zur Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen offiziell ab.

November 67 Einweihung des Genoziddenkmals in der armenischen Hauptstadt Jerewan am Fuße des Ararat auf dem Hügel Zizernakaberd (Schwalbenfestung) – auf nationales Verlangen.

Auftakt zur Errichtung mehrerer nationaler Memorialbauten, so des Monuments für die Schlacht um die nationale Existenz bei Sardarabad (1968), einem Monument für den Widerstand gegen den Genozid in Van (1979), einem Monument für St. Vardan. Zudem nationale Umgestaltung des Befreiungsmonuments bei Sarikamish und Intensivierung der Restaurationsarbeiten am nationalen Kulturgut, so der Ruinenstadt Ani bei Kars, der Heiligkreuzkirche auf der Insel Achtamar im Van - See, dem Kloster Surp Karabet bei Musch.

1968 2750 Jahre Jerewan.

1968 Zum 2100. Geburtstag Enthüllung eines Denkmals für Mithridates VI. Eupator (132 – 63) in Trapezunt. Mithridates wird in Pontus, wo er als Grieche gilt, eine Verehrung analog der seines Schwiegersohnes Tigranes in Armenien zuteil. – Daneben in Trapezunt Monumente für den Geographen Strabon zum 2000. Geburtstag (1937) und für Xenophon zum 2400. Jahrestag der Anabasis (1999), sowie Ehrenmal der Roten Flotte zum 30. Jahrestag der Befreiung (1951).

Mai 69 Abspaltung der eurokommunistischen KKE – Inland von der moskauhörigen KKE in Trapezunt.

November 71 Großbritannien und die Türkei nehmen die seit dreizehn Jahren ausgesetzten diplomatischen Beziehungen wieder auf.

Oktober 72 Aus freigegebenen Akten britischer Kabinettssitzungen wird deutlich, daß Großbritannien auch ohne „Chanak Incident" und „Forty Days War" – nach dem türkischen Verlust Armeniens – auf der Freigabe Ioniens bestanden hätte. Damit Verwerfung der Chanak – Theorie.

Januar 73 Die neuen Labour – Regierungen Australiens und Neuseelands nehmen die diplomatischen Beziehungen zur Türkei nach fast 15 Jahren wieder auf.

27.1.73 Gurgen Yanikyan (1895 – 1985) erschießt in Santa Barbara zwei türkische Diplomaten.

Initialzündung zur Gründung der ARA/JCAG (Armenian Revolutionary Army/Justice Commandoes of the Armenian Genocide) in Los Angeles. Anhang in der Diaspora. Militärischer Arm der HHD?

1.6.73 Die griechische Militärjunta proklamiert die Republik und erklärt Smyrna zum Sitz von Regierung und Parlament, während Athen Hauptstadt bleibt. Der Regent Papadopoulos wird Staatspräsident (plebiszitäre Bestätigung, 29.7.73).

10.11.73 Die Obristen inszenieren großartige Feiern zum 50. Jahrestag der Neugründung Smyrnas – eine Woche später Unterdrückung der Unruhen im Athener Polytechnikum.

25.11.73 Sturz Papadopoulos durch juntainternen Staatsstreich. Enosis – Nationalheld Georgios Grivas (*1897) wird Staatspräsident Griechenlands für 64 Tage bis zu seinem plötzlichen Tod, gefolgt von Phaidos Gizikis. Smyrna bleibt Regierungs- und Parlamentssitz.

17.7.74 Proklamation der Griechischen Republik Nordepirus (EDVI) durch illegalen Radiosender auf Schiff in internationalen Gewässern vor Korfu.

18.7.74 Junta erkennt die EDVI an und stellt 72 h – Ultimatum an Albanien zu ihrer Anerkennung. Generalmobilmachung in Albanien, das nach drei Jahren die diplomatischen Beziehungen zu Griechenland wieder abbricht.

20.7.74 Junta ordnet Generalmobilmachung an: umgehende Opposition in Volk und Armee.

23.7.74 Staatspräsident Gizikis gibt den Rücktritt der Regierung und die Aufhebung der Mobilmachung und des Ultimatums bekannt und erteilt Karamanlis Auftrag zur Regierungsbildung.

Der Waffenstillstand zwischen Griechenland und Albanien (seit 1940) bleibt bestehen. Es kommt doch nicht zum letzten (?) zwischenstaatlichen europäischen Krieg.

24.7.74 Karamanlis trifft aus dem Exil in Paris mit Concorde des französischen Staatspräsidenten in Athen ein, wird vereidigt und bildet eine Regierung. Restauration der Demokratie.

25.7.74 Karamanlis begibt sich in den Regierungssitz Smyrna. - Dort in den ersten Monaten Übernachtung auf Yacht im Hafen unter dem Schutz der royalistischen Marine.

28.11.74 Karen Demirchyan (*1932) wird Parteisekretär Armeniens. Der Kreml schickt den jungen Funktionär aus Moskau nach Jerewan, um die vollständig verfilzte und korrupte armenische KP zu säubern.

8.12.74 Griechisches Plebiszit über zentrale Entscheidungen der Junta: die Staatsform und den Regierungs- und Parlamentssitz. Smyrna unterliegt Athen knapp (48.8% zu 51.2%). Athen wird wieder auch Regierungssitz. Die heftige Konkurrenz und die Animositäten bis zum Haß zwischen den beiden Polen der Nation erreichen in der erbitterten Wahlauseinandersetzung über den Sitz von Regierung und Parlament ihren Höhepunkt und gemahnen fast an den Streit zwischen griechischen Städten in der Antike. - Der Plan von Ministerpräsident Karamanlis, durch die Erweiterung des Plebiszits die griechischen Ansprüche in Kleinasien zu untermauern und zu festigen, scheitert.

März 75 In der Türkei Regierungsbildung unter Einschluß der ultranationalistischen MHP (gegr. 1969), deren Führer Türkeş stellvertretender Ministerpräsident wird.

April 75 Ausbruch des Bürgerkrieges im Libanon. Armenier bleiben neutral und geraten damit unter den Beschuß maronitischer Falangisten.

Die Prinzipien Griechenlands: Vermeidung eines Konflikts mit den Muslimen und den arabischen Staaten, keine Kooperation mit Israel, Unterstützung der Politik Syriens, intensive humanitäre Hilfe für griechische und armenische Christen im Libanon über Zypern.

11.6.75 Neue griechische Verfassung garantiert freien Sprachgebrauchs außerhalb von Schule und Verwaltung. Damit Beendigung der durch die Gekrönte Demokratie und die Militärjunta (1946 – 74) praktizierten rigorosen Unterdrückung der slawomazedonischen Minorität. Die hat sich im dünnbesiedelten Norden des europäischen Festlandes, im Grenzgebiet im Westen Griechisch – Mazedoniens gegen die Gräzisierung behauptet (analog der griechischen Minorität Albaniens in Nordepirus).

30.8.75 „Türkeş - Affäre“: Der stellvertretende türkische Ministerpräsident Türkeş erklärt bei offizieller Veranstaltung „Izmir“ zum unveräußerlichen Besitz der „türkischen Rasse“.

Griechenland löst darauf seine Vertretungen in der Türkei bis auf das Konsulat in Konstantinopel – mit Rücksicht auf das Ökumenische Patriarchat und Handelsinteressen – auf (lediglich formale Akkreditierung in Ankara). Die Türkei löst analog ihre Vertretungen in Griechenland – bis auf die in Saloniki – auf, internationaler Protest veranlaßt Ministerpräsident Demirel aber zu relativierender Stellungnahme.

Antitürkische Großkundgebungen in Athen und Smyrna. In Ionien Zerstörung der Relikte der Türkenherrschaft durch aufgebrachte Demonstranten. - Türkeş wird auf türkischen Gegenkundgebungen als Held gefeiert.

24.10.75 Paris: ARA – Angreifer erledigt türkischen Botschafter (und tötet seinen Chauffeur).

November 75 Bombenanschlag auf das Armenische Patriarchat in Konstantinopel. Darauf nach 28jähriger Vakanz Wahl eines Patriarchen – Shenork (bis 1990) – dem die Türkei die Einreise verweigert und der seinen „Provisorischen Sitz" in Smyrna nimmt.

1976 Georgien legt das AKW Ninotsminda (Tschernobyl – Typ) an der armenischen Grenze ans Netz. Armenien ist aufgrund seiner enormen Wasserkraftkapazitäten von Kernenergie unabhängig.

1977 Der Katholikos Vasgen I. von Etschmiadsin und der stellvertretende Katholikos von Antelias (Sis) Karekin II. beenden den innerarmenischen Kirchenkampf.

Januar 78 Die Ministerpräsidenten Karamanlis und Eçevit vereinbaren die Wiederaufnahme voller diplomatischer Beziehungen nach dem Ausscheiden der MHP aus der türkischen Regierung.

18.2.78 Zypern: Palästinenser ermorden Freund des ägyptischen Staatspräsidenten und kapern ein Flugzeug. Griechische Soldaten hindern ägyptisches Kommando am Eingreifen, töten 15 Ägypter. Ägypten bricht die diplomatischen Beziehungen zu Griechenland ab. Geiselnehmer festgenommen.

April 78 Antiarmenische Krawalle in Tiflis im Zuge der Unruhen gegen die Erhebung des Russischen zur gleichberechtigten Amtssprache in allen Unionsrepubliken. In Georgien akzentuierte und verbreitete Abneigung gegen die Armenier, die schuld seien an der Sowjetisierung 1921 und der Aufrechterhaltung der Sowjetmacht im Transkaukasus.

13.8.78 20 000. Tag der Grenzsperre zu Ionien.

Die am zweitbesten gesicherte (Nr. 1 in Korea) und am längsten geschlossene (seit 11.11.1923) Grenze der Welt ist die zwischen Griechenland und der Türkei in Kleinasien.

22.11.78 Ermordung des US – amerikanischen Marineattachés in Ankara bei Bombenanschlag: Auftakt der Angriffe türkischer Extremisten auf Einrichtungen und Personal der USA in der Türkei. USA erlassen scharfe Sicherheitsrichtlinien für die Türkei.

Das Verhältnis zwischen den USA und der Türkei ist – trotz gemeinsamer strategischer Interessen - durch die Armenophilie der „Wilson – Linie" (1920) historisch schwer belastet.

1979 Volkszählung in der Sowjetunion: 4 151 000 (3 320 000 in der Republik ohne Pontus) Armenier – 5 477 000 Aseritürken.

In Armenien wird die Problematik einer schleichenden Turkisierung Ostarmeniens – der Region Jerewan und Ararat, Nachitschewans und Sangesurs – angesichts sinkender Geburtenzahlen, bei steigender demographischer Differenz zu den Aseritürken, immer akuter. Anteil der Tataren steigt in den 80ern in einigen Bezirken am Ararat, in Nachitschewan und Sangesur auf 40 - über 40%.

1979 Armenier in Nagorny Karabagh: 76% (1923: 94.4%).

1979 Abschluß der Restauration des griechisch – römischem, dem Mithras – Kult geweihten Tempels von Garni (35 km südöstlich Jerewan) aus dem 1. Jahrhundert.

1979 PKK – Führer Öcalan flieht in den Libanon. Syrien verweigert ihm Einreise und Aufenthalt und stellt ihn in den 80er Jahren zunehmend unter seine Kontrolle.

28.5.79 Beitrittsvertrag EG – Griechenland, das sich darin auch verpflichtet, den Status der Ionien - Grenze nicht gegen die EG - Assoziierung der Türkei zu instrumentalisieren (auch auf Druck der USA).

30.11.79 Papst Johannes Paul II. besucht Ephesus, das Marienhaus – erster Papstbesuch auf griechischem Territorium seit der Kirchenspaltung (geplanter Besuch Pauls VI. in Ephesus 1967 nach Militärputsch abgesetzt).

1980er Nach über 30 Jahren Rückkehr einiger Tausend Bürgerkriegsflüchtlinge vom Schwarzen Meer nach Griechenland.

1980er Die PKK gewinnt als (auch) Befreiungsbewegung gegen die „Nazitürken" Sympathien in der britischen Öffentlichkeit, günstige Presse und Spenden - verliert sie aber wieder aufgrund ihres Linksradikalismus und des Hasses der Kurden auf Angelsachsen. Lediglich britisch – türkischer Pressekriege, diesmal um die Kurdenfrage.

1980er Die mit ihrem Britenhaß korrespondierende Deutschfreundlichkeit der Türken - „Eine völkermörderische Freundschaft", so die englische Massenpresse – erodiert; im Gegensatz zum türkischen Pronazismus.

Januar 80 Erneuerung türkischer Vollmitgliedschaft in der NATO nach sowjetischem Einmarsch in Afghanistan.

17.12.80 Sydney: ARA - Kommando erledigt türkischen Generalkonsul (und tötet seinen Chauffeur).

1.1.81 Griechenland wird EG – Mitglied. Die EG umfaßt mit Ionien auch ein kleines Territorium in Kleinasien und mit Zypern eine Insel in der Levante.

7.3.81 Eröffnung der Metro Jerewan (nach 9jährigem Bau).

Oktober 81 Melina Mercouri wird griechische Kulturministerin (bis 1989, erneut 1993/94): Eröffnung der Kampagne für die Rückgabe der Elgin Marbles. Jedoch keine scharfe Auseinandersetzung wegen traditioneller Freundschaft zwischen Griechen und Engländern.

18.10.81 Wahlsieg der sozialistischen und nationalistischen PASOK. Ionien und Zypern gehören zu ihren Hochburgen.

Dezember 81 Parallel zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur PLO durch die Regierung Papandreou Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Griechenland und Ägypten.

28.1.82 Los Angeles: ARA – Kommando erledigt türkischen Generalkonsul. Der tatverdächtige 19jährige Sassounian wird zu lebenslanger Haft (später auf 25 Jahre reduziert) verurteilt. - Antiamerikanische Krawalle in der Türkei werden vom Militärregime unterdrückt.

März 82 Nach dem Tod eines BBC Journalisten in türkischem Polizeigewahrsam – Höhepunkt einer Serie von Übergriffen - bricht Großbritannien die diplomatischen Beziehungen zur Türkei ab und blockiert jegliche EG – Finanzhilfe. Maggie Thatcher: „Enough is enough."

4.5.82 Somerville/Boston: ARA - Angreifer erledigt türkischen Ehrenkonsul.

August 82 USA weisen türkische Diplomaten wegen Terrorismusverdachts aus und verhängen Einreiseverbot gegen MHP – Mitglieder. Frankreich verbietet die MHP und die Grauen Wölfe. – Das türkische Militärregime weist im Gegenzug US – Diplomaten aus, sieht sich aber gezwungen, antiarmenische Attacken durch Geheimdienst und Graue Wölfe zu vereiteln.

November 82 Erster Bombenanschlag der wiedergegründeten IMRO in Griechenland. Ziel: Autonomie Mazedoniens nach spanischem Modell. Der griechische Staat hat sich neben dem linksradikalen „17. November" auch mit einer allerdings weniger radikalen und aktiven ETA auseinanderzusetzen.

1983 – 91 George Deukmejian (Republikaner *1928) Gouverneur Kaliforniens.

1983 Octopussy zeigt in der auf Zypern gedrehten Eröffnungssequenz James Bond bei der Führung einer SAS – Operation zur Befreiung eines britischen Atom – U – Bootes und seiner Besatzung aus offensichtlich türkischer Gefangenschaft (Türkenflagge, Atatürkbüste, Handzeichen der Grauen Wölfe) in einer Küstenhöhle.

Der Film wird in der Türkei verboten, wo die Reihe damit offiziell verpönt ist.

Dezember 83 Großbritannien stimmt Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zur Türkei zu.

1.1.84 Großartige Feiern zum 25. Jahrestag der Enosis auf Zypern und im übrigen Griechenland. Damit erstmals regelmäßige Enosisfeier (ab ´89 im 10 – Jahres – Rhythmus) – auch in Reaktion auf türkische Einzugsfeier (seit ´63).

März 84 Nach der Beschießung eines griechischen Zerstörers durch türkische Kriegsschiffe in der Ägäis ruft Griechenland seinen Botschafter zurück.

Juli 84 Historischer Besuch des griechischen Ministerpräsidenten Papandreou in Pontus (im Rahmen eines Besuchs der Sowjetunion) – offiziell zur Aussöhnung mit dem Mutterland.

14.11.84 Istanbul: Unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen WM – Qualifikationsspiel Türkei – England 0:8 (0:3). Triumphgeheul Londoner Massenblätter. - Wie immer keine englischen Fußballfans in der Türkei.

7.3.86 Das griechische Parlament beschließt abschließend Verfassungsänderung: u.a. Artikel über die „Einheit der Hellenischen Republik", zu deren Schutz (Antiseparatismus) Grundrechte außer Kraft gesetzt werden können und 3% - Hürde - damit Auslaufen des Mandats von 1 oder 2 Mazedoniern im Parlament in Athen (seit 1977). – Kritik der EG an der Relativierung der Grundrechte.

1987 Griechenland hebt den Kriegszustand mit Albanien (seit 1940) auf. Zudem Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen (wie schon 1971 – 74).

März 87 Höhepunkt des Ägäis – Konflikts zwischen Griechenland und der Türkei: Griechenland droht mit Versenkung des Forschungsschiffes „Sismik" bei Eindringen in griechische Hoheitsgewässer.

14.4.87 Türkei stellt 2. Antrag auf EG – Mitgliedschaft.

18.6.87 Europaparlament verurteilt den Armeniergenozid 68 zu 60 (42 Enthaltungen).

Oktober 87 In Jerewan werden aus Demonstrationen gegen die intensive Umweltverschmutzung erste Solidaritätskundgebungen mit den Armeniern in Karabagh.

11.2.88 In Nagorny Karabagh Beginn von Demonstrationen für den Anschluß an Armenien - ausgelöst durch abgelehnte Petition der Karabagh – Armenier an Generalsekretär Gorbatschov (1986/87).

20.2.88 Der Oberste Sowjet von Nagorny Karabagh verlangt den Anschluß an Armenien. Darauf Übergreifen der „Miazum" (Enosis) - Bewegung nach Armenien: Massenkundgebungen und Aufheizung nationaler Emotionen. Gründung des nationaldemokratischen Karabagh – Komitees zu dessen Vorsitzendem Levon Ter – Petrosyan (*9.1.1945 in Aleppo, Syrien) gewählt wird.

27.2.88 Nach Kämpfen zwischen Armeniern und Aseritürken in Nagorny Karabagh Beginn eines dreitägigen Armenierpogroms in echt türkischem Stil in der Sowjettrabantenstadt Sumgait (erbaut 1946/47) nahe Baku.

März/April 88 Schwerbewaffnete armenische Miliz und Sonderverbände zerschlagen tatarische Autonomiebestrebungen in der Region um Jerewan und am Ararat systematisch, präventiv und brutal. Parallel zum Beginn der Vertreibung von Armeniern aus Aserbaidshan Auftakt zur Vertreibung von Aseritürken aus Armenien.

Im Gegensatz zur I. Republik kann Armenien seine Kräfte auf die Bekämpfung der Tatarenautonomie konzentrieren.

21.3.88 Prawda wendet sich gegen die „antisozialistische" Karabagh – Bewegung.

23.3.88 Der Oberste Sowjet der Union lehnt Statusänderung Karabaghs kategorisch ab.

Der Oberste Sowjet in Jerewan bekennt sich darauf zur sowjetischen Verfassung. Niederschlagung nationalistischer Unruhen und Verhaftungen, so des Vorstandes des Karabagh – Komitees, der in Moskau unter Arrest gestellt wird. - Vorübergehender Zusammenbruch der irredentistischen Bewegung in Nagorny Karabagh.

Mai 88 Nationalisten überfallen Sitzung des Obersten Sowjets in Jerewan und richten Blutbad unter den „Verrätern" an. KP – Republikchef Demirchyan wird kurz vor seiner Absetzung getötet. - Die fünf Angreifer werden nach einem Tag im Gefecht mit OMON – Einheit erschossen.

23.9.88 Akademie der Wissenschaften in Jerewan publiziert Memorandum, das nationale Erneuerung verlangt und sich kategorisch gegen die Herrschaft von Türken über Armenier wendet. - Gilt als wichtiges Dokument des „Araratismus".

20.10.88 In Armenien nationaler Revolutionsfeiertag (wie 1921/22 und nochmals 1989). Wird von der ersten nichtkommunistischen Regierung wieder umgehend gestrichen.

November 88 Nach Todesurteil gegen Pogromagitator von Sumgait in Moskau Ausschreitungen gegen Armenier in Kirovabad (Gandscha). Intensivierung der im Februar eingesetzten Flucht von Armeniern aus Aserbaidshan und Aseritürken aus Armenien.

7.12.88 Schweres Erdbeben um 11:41 zerstört Spitak (Hamamlu) und beschädigt Kirovakan (Kumairi) und Vanadzor schwer: 25 000 Tote (offiziell) und 200 000 Obdachlose. Opferzahl durch Flüchtlinge aus Aserbaidshan gesteigert. – Freudenkundgebungen in Aserbaidshan. - Erstmals direkte ausländische Hilfe durch den Eisernen Vorhang in die Sowjetunion.

April/Mai 89 Massendemonstrationen in Armenien – bei denen nach 67 Jahren öffentlich die Nationaltrikolore (yerakuyn) gezeigt wird – und verbreiteter Boykott der Wahlen zum Volksdeputiertenkongreß.

31.5.89 Freilassung der zwölf inhaftierten Vorstandsmitglieder des Karabagh – Komitees aus Arrest in Moskau. Triumphale Rückkehr nach Jerewan unter Führung des Vorsitzenden Ter – Petrosyan.

21.7.89 Hay - TV strahlt erstmals MGM – Produktion The Forty Days of Musa Dagh aus. Wird, wie schon in der Diaspora, auch zum Kultfilm in der Heimat (alljährliche Ausstrahlung 21.7).

August 89 In Nagorny Karabagh Wahl eines Nationalrates.

7.9.89 Oppositionelle Gruppierungen schließen sich zur Pannationalen Bewegung der Armenier (HHS), in der das Karabagh – Komitee größtenteils aufgeht, zusammen. Vorsitzender: Levon Ter – Petrosyan.

9.11.89 Fall der Berliner Mauer.

Die ionische Grenze hätte am 19.9.50 geöffnet werden müssen, um so lange geschlossen zu sein wie nicht total geschlossene Grenze in Berlin.

 

DER KAMPF DER KULTUREN

 

1990er Grubenunglücke in Westarmenien: eine postsowjetische Katastrophe.

1990er In Armenien postsowjetisches Unikum einer verbreiteten nichtrussischen Sowjetnostalgie mit einer renommierten und mächtigen KP, die über eine Galerie an nationalen Sowjethelden verfügt.

1990er Die staatliche Organisation Kleinasiens – wie die des Nahen und Mittleren Ostens und des Balkans – ist bis zum Ende des 20. Jahrhunderts im Wesentlichen so geblieben, wie von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs entworfen.

1990/91 In Westarmenien und in Pontus amtliche und nichtamtliche Errichtung von Tatort – Genoziddenkmälern. Die Ruinen armenischer Siedlungen (wie in Van) werden zu Freilichtmuseen des Genozids erklärt. Westarmenien - das Land der Ruinen: die einen eingeebnet oder verfallend, die anderen geschützt und konserviert.

Zudem Kreation lokaler Befreiungsfeiern in Westarmenien – wie in der Türkei und Ionien (1936/37).

1990/91 Griechenland beginnt im Sinne der Stellung des Griechentums in der Welt mit der intensiven finanziellen und materiellen Unterstützung der Pontischen ASSR, um – erfolgreich - die Abwanderung der Griechen vom Schwarzen Meer und die Auflösung der Griechenrepublik zu verhindern.

KP behält im Sowjet der Pontischen ASSR – wegen befürchteter Anfechtung des Autonomie - die Mehrheit gegen Oppositionsbündnis der pontischen Nea Dimokratia.

1990/91 Beginn kurdischen Drucks – angezogen und ausgelöst vom Auflösungsprozeß der Sowjetunion - durch Hirten, Bauern, Banditen und PKK – Guerilleros auf das westarmenische Grenzgebiet über die schwer zu kontrollierende lange Gebirgsgrenze hinweg.

Januar 90 Bis zur Besetzung Bakus durch die Rote Armee – am 20.1., exakt 69 Jahre nach der letzten Einnahme der Stadt - im Zuge nationalistischer Unruhen und aseritürkischer Einheitsfeiern an der Arax einwöchige Ausschreitungen gegen Armenier in Baku. Weitgehender Abschluß des erzwungenen Bevölkerungsaustausches zwischen Armenien und Aserbaidshan: die verbliebenen Armenier fliehen aus Aserbaidshan (Grenzregionen zu Nagorny Karabagh ausgenommen), die vergeltende Vertreibung von Aseritürken aus Armenien wird abgeschlossen (Sangesur ausgenommen) und ist auch dazu genutzt worden, die wenigen tausend muslimischen Kurden aus Ostarmenien zu verdrängen.

Opfer der zwischenstaatlichen Flucht und Vertreibung sind insgesamt (1988 – 91) 350 000 Armenier und 450 000 Aseritürken.

7.2.90 Offizieller Verzicht der KPdSU auf Machtmonopol.

2.4.90 Erste oppositionelle Parteigründung in der II. Republik aus dem antikommunistischen Untergrund der Sowjetzeit Armeniens: die nationalkonservative Republikanische Partei (HHK; HHS gilt formal noch als Bewegung).

24.4.90 Erstmals offizielle große nationale Trauerfeier in Armenien zum Gedenken an den Genozid am 75. Jahrestag seines Beginns. Der 24. April wird Staatstrauertag.

25.4.90 Erstmals Gottesdienst in der Morgendämmerung in Gallipoli (75. Jahrestag der Landung).

20.5.90 Erstmals freie Wahlen zum Obersten Sowjet Armeniens: KP knapp stärkste Fraktion aber deutlich in der Minderheit gegen oppositionelle Parteien.

27.5.90 Am Bahnhof Jerewan und nahe der Hauptstadt Schießerei zwischen Truppen des Unionsinnenministeriums und militanten Nationalisten, die am folgenden Tag den Republiktag feiern wollen (wird abgesetzt). Mehrere Todesopfer.

Juni/Juli 90 Dem Führer der HHS Ter – Petrosyan gelingt es, die Aufstellung unabhängiger nationalistischer Milizen in Armenien - infolge Erosion des Regimes der KP und des Konflikts um Karabagh – zu verhindern.

Armenisch – aseritürkischer Sonderfall des Kollapses von Sowjetrepubliken in Verbindung mit nationalem Konflikt zwischen ihnen.

18.6.90 Grundsteinlegung einer Kathedrale in Leninakan (Erzurum) am Standort der alten – am 100. Jahrestag ihrer Schändung durch die Türken.

4.8.90 Ter – Petrosyan, Vorsitzender der stärksten oppositionellen Bewegung, wird zum Parlamentspräsidenten Armeniens gewählt. Erstmals seit 70 Jahren nichtkommunistischer Republikchef und nichtkommunistische Regierung.

Beginn einer konsequenten und umfassenden Nationalisierungspolitik bei Teilnahme an Verhandlungen über neuen Unionsvertrag um der neuen kremlhörigen aseritürkischen Führung keinen Vorteil in Hinblick auf Karabagh – Konflikt zu geben und die Verbindung zu Pontus nicht zu gefährden.

13.8.90 Parlamentspräsident Ter – Petrosyan ernennt Gagik Harutyunyan (*1948) zum Ministerpräsidenten Armeniens – dem ersten seit 70 Jahren.

23.8.90 Oberster Sowjet Armeniens verabschiedet die Karabagh – Deklaration, die Erhebung der ASSR zur Republik „mit Assoziationsrecht im Rahmen der Sowjetverfassung" verlangt und ihren Nationalrat anerkennt und die Souveränitätserklärung (unterhalb einer Unabhängigkeitserklärung), die unabhängig vom Status Armeniens die Autonomierechte der Pontischen ASSR garantiert und - ohne mächtige Union mit Parteidiktatur - das Stimmrecht ihrer Abgeordneten in Jerewan auf gemeinsame, föderative Angelegenheiten definiert.

Damit weitgehende Neutralisierung der Kräfte innerhalb der pontischen KP, die nach der Trennung von Armenien oder auch dem Anschluß an Rußland streben.

September 90 Aserbaidshan verhängt Blockade gegen Armenien und Nagorny Karabagh, die mit der geheimen Koordination ihrer Politik und den Vorbereitungen auf bewaffnete Auseinandersetzung beginnen.

1991 – 2001 Aus der Diaspora kehren ca. 300 000 Armenier in die Heimat zurück.

1991 - 2001 Aus dem Iraq Einwanderung von 40 000 Aramäern in Armenien, insbesondere zum Ende des Jahrzehnts. Förderung der Immigration von Aramäern durch Verleihung eines Minderheitssonderstatus (1992). Neugründung der im Sayfo vernichteten aramäischen Gemeinden in Van und Baghesh.

1991 Armenien hat - Gesamtstärke der armenischen Nation von 8 - 10 Millionen - eine Siedlung von 4 Millionen Armeniern. Die anderen: 100 000 in Pontus, 150 000 in Nagorny Karabagh, 450 000 in Georgien (davon 200 000 in Tiflis – jeder 6. Bewohner der Stadt), wo Grenzbezirke geschlossen armenisch besiedelt sind. Die „innere Diaspora" in nichttranskaukasischen Sowjetrepubliken ist minimal und fast inexistent: Armenien bietet genügend Existenzmöglichkeiten.

Armenier in der Diaspora 3.5 - 5 Millionen, u.a.: 1 000 000 in Nordamerika/USA, 200 000 in Südamerika/Argentinien, 4 - 500 000 in Frankreich, 400 000 in Syrien, 200 000 im Libanon, 200 000 im Iran, 100 000 in Griechenland/Smyrna, etwa 20 000 im Iraq. In der Türkei - Konstantinopel und Kilikien – werden ca. 10 000 Kryptoarmenier vermutet.

6.1.91 Durch die Weihnachtsmesse Wiedereinweihung der 1054 Jahre alten Kathedrale Surb Arakelots (seit 60 Jahren Museum) in Kars unter Teilnahme der Republikführung.

Signal zur Rekonsekration profaner Bauten in Armenien.

März 91 Oberster Sowjet beschließt Umbenennung des Lenin – Systems am Westlichen Euphrat in Mesrop – System.

17.3.91 Armenien nimmt (wie Aserbaidshan) am Referendum über neuen Unionsvertrag teil, der wie in den anderen neun teilnehmenden Republiken – in Armenien knappe - Mehrheit erhält.

April - Juli 91 „Operation Ring": aseritürkische OMON - Verbände attackieren armenische Dörfer im Grenzgebiet zwischen Nagorny Karabagh und Armenien: 10 000 Armenier fliehen. Bei der Operation willkürliche Verhaftungen von „Terrorverdächtigen" und Geiselnahmen.

Der Kreml unter Gorbatschov wahrt - gegen offiziellen Protest Armeniens - Neutralität.

April – Juli 91 Ausgelöst durch die „Operation Ring" vollziehen armenische Milizen in der vorbereiteten „Operation Sjunik" die ethnische Säuberung Sangesurs und heben die aseritürkischen Dörfer der Provinz aus.

25.4.91 Erstmals alljährlicher Nationaler Befreiungstag - dem Sieg über die Türken vor 70 Jahren gewidmet - statt Sowjetfeier in Verbindung mit Maifeiertag in Armenien - in Pontus Befreiungstag oder Tag der Landung am 18.4.

Mai 91 Ausbruch von Kämpfen zwischen Armeniern und Aseritürken in Nagorny Karabagh. Desertion von Armeniern und Aseritürken aus der Roten Armee, bei Mitnahme auch von Hubschraubern und Panzern.

16. – 19.5.91 Besuch des griechischen Ministerpräsidenten Mitsotakis in Trapezunt. Treffen mit dem armenischen Parlamentspräsidenten Ter – Petrosyan: Griechenland propagiert die Verbindung zwischen Pontus und Armenien und verwirft kategorisch Minderheitsforderungen nach einer Pontus – Enosis, einem Schwarzmeer – Libanon oder des Transfers in russische Oberhoheit.

19.5.91 In Pontus – am türkischen Nationalfeiertag – erstmals gesetzlicher und arbeitsfreier Gedenktag an den Pontiergenozid nach Beschluß des Sowjets der Pontischen ASSR (im August 90).

19.8.91 Putsch in Moskau am Vortag der Unterzeichnung des neuen Unionsvertrages. Zusammenbruch am dritten Tag.

23./24.8.91 Die Armenische Sowjetrepublik benennt sich wieder in Armenische Republik um und gibt sich wieder deren Trikolore. Gründung der III. Republik.

27.8.91 HHD/ARF feiert den 100. Jahrestag ihrer Gründung.

Die Daschnaken werden in der III. Republik verbreitet als verlängerter Arm großer Teile der Diaspora, als deren Organisation, wahrgenommen.

29.8.91 Verbot der KP als Glied der KPdSU in Armenien. Mandate im Obersten Sowjet werden nicht eingezogen. - Kein antisowjetischer Bildersturm in Armenien: viele Lenin – Denkmäler bleiben, wenn nicht sorgfältig demontiert, stehen, viele sowjetische Namensgebungen werden nicht geändert. – In Pontus unterbleiben Demontagen ganz.

September 91 Reformkongreß der pontischen KP, die sich zur sozialistischen PSDE wandelt. Abspaltung des orthodoxen Flügels als KKP (im Oktober).

2.9.91 Nagorny Karabagh erklärt nach der aseritürkischen Unabhängigkeitserklärung formal seine Unabhängigkeit als NKR (Nagorny Karabagh Republik) oder Republik Arzach.

8.9.91 Unabhängigkeitserklärung der Republik Mazedonien.

Eröffnung einer absurden Auseinandersetzung um Namen, Flagge/Wappen und Geldscheine der Republik durch Griechenland: trotz deren Verfassungsergänzung zum definitiven Verzicht auf das Territorium von Nachbarstaaten.

21.9.91 Plebiszit über Unabhängigkeit in Armenien und Pontus. Auch in Pontus Mehrheit für Unabhängigkeit. 21. September wird als Unabhängigkeitstag gesetzlicher Feiertag in Armenien.

23.9.91 Armenien erklärt seine Unabhängigkeit.

Die 7. sowjetische Armee bleibt in Armenien stationiert.

23.9.91 Der Ararat kommt durch die Unabhängigkeitserklärung aus sowjetischer Militärkontrolle in die Armeniens: zeremonielle Flaggenhissung auf dem Ararat und Stationierung einer militärischen Eliteeinheit als Bergwacht auf dem Massis.

Die Regierung in Jerewan hebt die Militärsperrzone und das Zugangsverbot für Ausländer auf und unterstellt den heiligen Berg der Nation dem Innenministerium, das Kontrollen und Zugangsbeschränkungen verfügt.

23.9.91 Die Pontische ASSR hebt die sowjetische Verfassung zugunsten einer parlamentarischen Verfassung nach griechischem Modell auf und proklamiert ihre Neugründung als Pontische AR der Republik Armenien, die den einköpfigen Adler der Komnenen – Dynastie des Kaiserreiches Trapezunt zu ihrem Emblem bestimmt. - Griechenland richtet in Trapezunt Generalkonsulat ein.

16.10.91 Parlamentspräsident Ter - Petrosyan wird im 1. Wahlgang mit deutlicher Mehrheit zum Staatspräsidenten Armeniens gewählt.

20.10.91 Neugründung der KP als Armenische Kommunistische Partei HKK.

22.10.91 Ernennung des US – amerikanischen Staatsbürgers Raffi K. Hovannisyan (*1959 in Fresno, Kalifornien) zum Außenminister. Damit Abschluß der Regierungsbildung des unabhängigen Armeniens.

22.10.91 Ökumenischer Patriarch Bartholomäus I. (*1940 auf Imbros) - 270. Nachfolger des Apostels Andreas … der letzte mit Sitz in Konstantinopel?

1.11.91 Verteidigungsbündnis zwischen Armenien und Nagorny Karabagh, das mit dessen Proklamation und Anerkennung durch Jerewan in Kraft tritt. - Jerewan hat in einjährigen Vorverhandlungen Anschlußbeschränkung auf die Sowjetverfassung und Unabhängigkeitserklärung unter Ausschluß des nördlichen Bezirks Schahumyan durchgesetzt.

20.11.91 Abschuß eines aseritürkischen Hubschraubers über Nagorny Karabagh: Massenkundgebungen in Baku fordern Krieg gegen Armenien.

22.11.91 Staatspräsident Ter – Petrosyan ernennt den jungen Hrant Bagratyan (33/HHS) zum neuen Ministerpräsidenten Armeniens.

26.11.91 Aserbaidshan hebt den Autonomiestatus Nagorny Karabaghs auf.

Dezember 91 Oberster Sowjet Armeniens beschließt zur Definition der Nation Staatsbürgerschaftsgesetz (Möglichkeit doppelter Staatsbürgerschaft für Armenier und Pontusgriechen der Diaspora) und Wehrgesetz: Wehrpflicht für Männer (18 Monate) und Frauen (12 Monate) – ohne Möglichkeit des Ersatzes oder Freikaufs. Einrichtung eines Nationalen Sicherheitsrates, dessen Sekretär der Verteidigungsminister ist. Das armenische Unterrichtsministerium gibt die Aufnahme paramilitärischer Ausbildung in den Lehrplan bekannt: Wehrsport. - Pontus stellt eigene Verbände innerhalb der armenischen Armee auf.

Das unabhängige Armenien hat sich gegen den auf sein dünnbesiedeltes und relativ großes Territorium ausgeübten Druck zu behaupten, einem Druck, wie ihm in dieser Form keine andere ehemalige Sowjetrepublik ausgesetzt ist. Damit Notwendigkeit zur Modernisierung und Leistungssteigerung von Ökonomie, öffentlichen Diensten und Infrastruktur, die Notwendigkeit, Korruption und organisierte Kriminalität auf einem – im postsowjetischen Rahmen – niedrigen Niveau zu halten, die historische Verurteilung zum militanten Nationalismus.

Dezember 91 Die exkommunistische PSDE gewinnt die Wahlen zum Autonomierat Pontus´ vor der liberalen ND und der kommunistischen KKP (erneut sehr knapp Juli 95). Monarchisten und Hellenisten bleiben chancenlos.

10.12.91 Plebiszit zur Inkraftsetzung der Unabhängigkeit Nagorny Karabaghs nach Aufhebung seiner Autonomie durch Baku. - Ausbruch schwerer Kämpfe in Nagorny Karabagh zwischen Armeniern und Aseritürken.

21.12.91 Offizielle Mitgründung der GUS durch Armenien beim Treffen von Republikpräsidenten in Alma Ata/Kasachstan.

25.12.91 Rücktritt des sowjetischen Staatspräsidenten Gorbatschov: Auflösung der Sowjetunion nach 69 Jahren.

1992/93 3. armenisch – tatarischer Krieg: Karabagh – Krieg.

1992/93 Massive türkische Hilfe für die Tataren: Waffen, Berater und Ausbildung. Ultranationalistische MHP/Graue Wölfe stellen und rekrutieren Freiwillige für den Kampf gegen Armenien.

1992/93 Beginn des Übergreifens der Kämpfe zwischen kurdischer PKK und türkischer Armee ins süd – südwestliche armenische Grenzgebiet. Armenien ignoriert diese schwere Demütigung offiziell und konzentriert seine Kräfte gegen die Tataren – bereitet aber Gegenaktion vor.

1992/93 Radikalreformen in Armenien zur revolutionären Umgestaltung und zum Wiederaufbau der Ökonomie. Armenien verfügt über Fundamente zur Entwicklung der Möglichkeiten, die 70 Jahre lang unter dem bleiernen Mantel des Sowjetsystems begraben waren und die sich dem Engagement und den Investitionen der Diaspora bieten. Bündnis zwischen quasizionistischem Nationalismus und Diaspora zur Disziplinierung und weitgehenden Ausschaltung - la exception arménien - konkurrierender organisierter Kriminalität. Aber auch Entstehung eines Diasporakolonialismus mit Ausbeutertum und raubtierkapitalistischer Bereicherung. Erhebliche sozial geprägte Spannungen zwischen Heimat- und Diasporaarmeniern. Rede von „Diasporakolonie Armenien" oder „Vom Sowjetregime zum Diasporaregime".

Radikalreformerischer Effekt: Verelendung großer Teile des Volkes und Massenarbeitslosigkeit, erhebliche Ausdifferenzierung und tiefe Spaltung der Gesellschaft bis hin zur Renaissance frühkapitalistischer Sozialstruktur. Dazu enormer Anstieg von Alltagskriminalität, Drogenkonsum und Prostitution.

1992/93 Abwanderung Tausender Armenier auf der Arbeitssuche nach Rußland (bis Mitte 90er).

1992/93 Der Kreml unterläßt separatistische Inszenierung einer Republik Lasistan: Keine direkte Verbindung zu den Lasen - wie zu Abchasen und Osseten - die nicht so abhängig, so zu kontrollieren und zu instrumentalisieren sind wie jene. Zudem geringe Neigung der Lasen zum Separatismus und keine historische Feindschaft zwischen Lasen und Georgiern, die, ob Muslime oder Christen, energische Parteigänger des Autonomiestatus sind. Problematisch: Nähe der Türkei und Feindschaft Armeniens zu Muslimrepublik am Schwarzen Meer. Engagement in Abchasien und Südossetien reicht als Druckmittel gegen Georgien aus.

1992 Legalisierung der Katholischen Kirche in Armenien.

1992 Kirovakan wird wieder in Kumairi (wie bis ins 18. Jhrdt. und bis 1935), Kirovpolis wieder in Argyroupolis (wie 1921 – 35) zurückbenannt.

6.1.92 Proklamation der Nagorny Karabagh Republik (NKR). Artur Mkrtchyan zu ihrem Parlamentspräsidenten gewählt. Annähernd gleichzeitige Anerkennung durch Armenien.

6.1.92 Tiflis: nach tagelangen schweren Kämpfen Flucht Präsident Gamsachurdijas nach Armenien. Chaos in Georgien. Der zurückgerufene Schewardnadse wird Vorsitzender putschistischer Junta (10.3) und neuer Staatspräsident (Oktober).

Februar 92 Beginn schwerer Angriffe durch Aseritürken auf Nagorny Karabagh: Mobilmachung in Armenien. Kriegsausbruch ohne förmliche Kriegserklärung.

Arzach – Verbände wehren Tatarenangriffe nicht nur ab, sondern können in Gegenangriffen auch die weitgehende Kontrolle über das Territorium Nagorny Karabaghs gewinnen (bis Mai). Die erstaunlichen militärischen Erfolge der Karabagh – Armenier, der „christlichen Tschetschenen", sind durch Machtkampf und Gefechte in Baku begünstigt.

Türkei schließt die Grenze, sperrt den Luftraum zu Armenien und verhängt (international umstrittene) Blockade der Meerengen gegen die Flagge Armeniens wegen Kriegszustand und „armenischer Aggression". Überdies weitgehende Blockade nach Norden durch Bürgerkrieg in Georgien. Offen bleiben Trapezunt (Seehandel unter russischer Flagge) und die Grenze zum Iran. Einbruch des Außenhandels und der Produktion. Rationierung von Grundartikeln.

Mobilisierung der Diaspora für den Kampf gegen die Tataren und den Widerstand gegen die Türken. Außenpolitisches Bündnis zwischen postsowjetischem Regime und der Diaspora auf der Basis des unbedingten Einsatzes für die Unabhängigkeit Nagorny Karabaghs. Umfangreiche Hilfe der Diaspora gegen die um sich greifende Not in der Heimat

Februar 92 Staatspräsident Ter – Petrosyan setzt im Obersten Sowjet mit knapp erforderlicher Zweidrittelmehrheit Verabschiedung einer Präsidialverfassung und ihre Vorlage an das Volk durch.

Armenien definiert sich auch als Staat, der sich insbesondere „der Pflege und dem Schutz des Miaphysitismus verpflichtet" sieht. Staatsideologie von der Zitadelle des monophysitischen orientalischen Christentums, um den Staat auf eine breitere Grundlage zu stellen. Armenien - keine internationale quantité négligeable - verfügt über das megali idea - Verständnis, Avantgarde der Zivilisation („Europa in Asien") zu sein und das Überleben des Monophysitismus, des orientalischen Christentums zu garantieren. Der Kulturkreis des Monophysitismus verfügt über einen Staat - wie die griechische Orthodoxie, die russische Orthodoxie, die Schiat Ali, das Judentum, der Hinduismus, der Shintoismus.

Zudem Kodifizierung der Föderation Armenien – Pontus, ihrer Angelegenheiten: Präsidentschaft, Föderationsartikel (Verfassung), Staatsbürgerschaft und Grundrechte, Äußeres und Verteidigung, Währung und Zoll, Steuern und Etat (zum Teil). Pontus verfügt in der künftigen Nationalversammlung über 36 von 181 Sitzen.

Februar 92 Beirut: Gründung der exilarmenischen ASADA (Armenian Secret Army for the Defence of Armenia) um im Konfliktfall zweite Front zur irregulären Bekämpfung der Feinde Armeniens zu eröffnen. Zentren: Beirut, Smyrna, Marseille, Paris, Boston, Los Angeles. Streng geheime und höchstinoffizielle Kooperation mit dem armenischen Geheimdienst aus KGB - Schule: Ausrüstung, Ausbildung, Operationen, Direktiven. De facto Auswärtsfiliale des Geheimdienstes.

26.2.92 Arzach – Milizen überrennen aseritürkische Stellungen in Chodschaly/Karabagh – aus denen Stepanakert ständig beschossen wurde - und richten dabei und beim Beschuß von Flüchtlingskolonnen Gemetzel unter Tataren und neuangesiedelten Mescheten an. Die Rache für Sumgait 88.

2.3.92 Aufnahme Armeniens - wie anderer ex – Sowjetrepubliken - in die UN – gegen den Protest der Türkei: UN zielen auf Befriedung des Karabagh – Konflikts durch UN – Mitgliedschaft beider Kriegsparteien. - Eröffnung einer armenischen Botschaft in Washington nach 71 Jahren.

Armenien unterstützt UN – Mitgliedsantrag Nagorny Karabaghs, das nicht Teil Aserbaidshans sei: Unabhängigkeitserklärung parallel zu Baku und vor Auflösung der Sowjetunion - damit bereits existierende Republik. Argument gegen Druck der UN auf Armenien.

6.3.92 Baku: Machtergreifung der nationalistisch – protürkischen Volksfront. Kreml geht von der Neutralität zur Parteinahme für Armenien über: Überlassung von Militärgerät und Informationen.

April 92 Per Präsidialdekret Gründung des Hayastan All – Armenian Fund zur Koordination und Zusammenfassung der Hilfsleistungen der Diaspora. Im Vorstand die beiden Republikpräsidenten, die beiden Katholikoi und Repräsentanten wichtiger Diasporaverbände.

April 92 Staatspräsident Ter – Petrosyan beruft einen Pontusgriechen (aus der Diaspora) zum Finanzminister Armeniens: Begründung der Tradition, dieses Föderationsministerium mit einem Pontusgriechen zu besetzen.

10.4.92 Aseritürkische OMON – Einheit richtet in dem karabagharmenischen Grenzdorf Marara Gemetzel an.

22.4.92 25 000. Tag der Grenzsperre zu Ionien.

26.4.92 Plebiszit zur Inkraftsetzung der Präsidialverfassung (70 Jahre nach Putsch in Jerewan) Armeniens.

Wie ihre Abgeordneten ist die Bevölkerung Pontus´ nur bezüglich der föderativen Verfassungsartikel stimmberechtigt.

9.5.92 Triumphale armenische Gegenoffensive: Aufsprengung der Zernierung Nagorny Karabaghs durch Einnahme des Städtchens Latschin und Befreiung Nagorny Karabaghs durch Einnahme von Schuscha („Wer Schuscha kontrolliert, kontrolliert Karabagh").

Anschließende Fortsetzung der Offensive. Einnahme des Korridors zwischen Armenien und Nagorny Karabagh und eines Schutzgürtels im Norden, Osten und Süden - bis zur iranischen Grenze an der „Mutter Arax" – um die Republik. Die aseritürkischen Verbände werden zu Paaren getrieben: Mudschaheddin springen in die Bresche. Die Tataren verlieren ein Fünftel des von ihnen beanspruchten Territoriums und über eine halbe Millionen – neben Zehntausenden Kurden im Korridor - fliehen nach Baku und in seine Umgebung. Einstellung der Offensive auf Anordnung Moskaus – vor einem Vorstoß auf Baku. Massive Drohungen der Türkei mit Militärintervention.

14./15.5.92 Baku: Ex – Präsident Mutalibov wird vom Obersten Sowjet wieder in sein Amt eingesetzt und umgehend wieder durch die Volksfront zugunsten ihres Amtsinhabers Elçibey gestürzt.

12.6.92 Beginn eines großen aseritürkischen Gegenangriffs (nach Präsidentschaftswahlen) am Nordabschnitt der Front, der in erbittertem Widerstand abgewehrt wird.

Juli 92 Beginn aseritürkischer Luftangriffe auf Armenien und Nagorny Karabagh durch russische und ukrainische Söldner. Terroristischer Einsatz von Splitterbomben und Konzentration auf zivile Ziele.

Juli 92 UN – Resolution verlangt von Armenien die Räumung aseritürkischen Territoriums.

Rußland legt im Sicherheitsrat (bei Enthaltung Frankreichs und der USA, Zustimmung Großbritanniens und Chinas) sein Veto gegen von Aserbaidshan in seinem „Nahen Ausland" beantragte UN - Sanktionen gegen Armenien und seinen Ausschluß aus den UN ein. - Scharfer Protest der Türkei und Aserbaidshans. Antirussische Massenkundgebungen in Baku und in der Türkei, wo die MHP, in Übereinstimmung mit ihrem Gründungsprogramm, den Austritt aus der UNO fordert.

Juli 92 Erstmals US – Expedition auf dem Ararat, die unter armenischer Aufsicht – erfolglos - nach der Arche Noah sucht.

23.9.92 Zum Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung tritt – im Sinne des Araratismus – ein nationales Zivilgesetzbuch in Armenien (nicht in Pontus) in Kraft.

Der Araratismus, ein seit den 20er Jahren neben der Sowjetmentalität herrschender Geist, wird zur Ideologie eines quasi armenischen Zionismus weiterentwickelt: Ausdruck der Sehnsucht, des Strebens, der historischen Lehre der Nation, die nun auch noch den Staat dazu hat. Armenien wird vielfach als >Israel im Kaukasus< definiert. Thanks To The Unspeakable Turk.

24.10.92 US – Kongreß untersagt der Regierung durch Verabschiedung von Artikel 907 des Freedom Support Act die Unterstützung Aserbaidshans.

November 92 USA: Clinton zum Präsidenten gewählt.

November 92 Vertrag zur ökonomischen Kooperation zwischen der Türkei und den Turkrepubliken der ehemaligen Sowjetunion.

Winter 92/93 Notwinter II in Armenien. Leichte Besserung der Lage wegen Erdgaslieferungen über fortschreitend befriedetes Georgien, trotz Anschlägen auf Gaspipelines in seinem aseritürkischen Siedlungsgebiet des südöstlichsten Grenzstreifens zu Armenien.

8.3.93 Türkiye (Tageszeitung der MHP): „Wie das Karabagh – Gebirge ist Armenien türkisches Land seit Jahrtausenden und wird dem türkischen Volk gehören. Dann werden die Armenier im Kaukasus nur noch in den Museen zu finden sein."

April 93 Türkenpräsident Özal in Baku: „Armenien hat seine Lektion aus der Erfahrung in Anatolien und der damit verbundenen Bestrafung nicht gelernt." Zuvor: Die Türkei werde Armenien „die Zähne zeigen". Relativierung der Aussagen durch Ministerpräsident Demirel, der im Vorjahr von der türkischen Welt von der Ägäis bis zur Chinesischen Mauer sprach.

April 93 Aseritürkischer Innenminister Hamidov, Mitglied der Grauen Wölfe, droht Armenien mit Nuklearangriff.

8.4.93 Aufnahme Mazedoniens - auf griechisches Verlangen wegen des Namensstreits als FYRM – in UN.

17.4.93 Überraschender Tod des Türkenführers und Feindes Armeniens Özal.

20.4.93 Erstmals armenische Offiziersvereidigung am monumental umgestalteten Ehrenmal des Widerstands gegen den Genozid in Van – am Tag seiner Aufnahme 1915.

24.4.93 Türkische Nationalisten attackieren in Istanbul zum Gedenkgottesdienst in Gallipoli angereiste Besucher. Empörung in Australien und Neuseeland und Beschwerde ihrer Regierungen in Ankara. Der Gedenkgottesdienst wird nach Mudros auf Limnos verlegt.

28.5.93 75. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung wird erstmals als Republik- und Armeefeiertag und Nationalfeiertag Armeniens begangen.

Parlamentarisch einstimmiger Beschluß zur Aufhebung der Autonomen Republik Nachitschewan, den Ter – Petrosyan im Hinblick auf die Legitimität im Karabagh – Konflikt hinauszögerte.

Damit wird zugleich Neugliederung Armeniens (nicht Pontus) in 50 Distrikte (marz, marzer) wirksam. Die Distrikte der Region Van, der Wiege der Nation, erhalten auch amtlich die historische Bezeichnung Vaspurakan.

12.6.93 Der nationale Kämpfer und Milizkommandant Monte „Avo" Melkonyan (*1957 in Kalifornien) fällt im Gefecht mit Tataren. Wird nach Jerewan gebracht und aufgebahrt. Zehntausende strömen zu seinem Begräbnis mit militärischen Ehren zusammen (19.6).

25.6.93 Baku: Staatsstreich durch Alijev, den früheren KP – Sekretär. - Türkei: T. Çiller wird Ministerpräsidentin.

Juli 93 Aserbaidshan: Entlassung türkischer Militärberater und Ausweisung türkischer Freiwilliger. Beginn von Massenverhaftungen unter Anhängern der Volksfront und der Grauen Wölfe. Verhängung scharfer Zensur.

25.7.93 Moskau: Formaler Waffenstillstand Armenien und Nagorny Karabagh mit Aserbaidshan.

Statt der erwarteten Friedenskonferenz im Kreml top secret Kontaktaufnahme durch den neuen Aseritürkenmachthaber Alijev: FSB hat offensichtlich falsch kalkuliert. Abschirmung der Geheimgespräche gegen ihn.

September 93 Der armenische Ministerrat verabschiedet Subventionierungs- und Modernisierungsprogramm nach israelischem Modell für die Wehrsiedlungen – ehemalige Kolchosen, die in Auflösung begriffen sind - an der Türkengrenze.

3. – 5.9.93 „Çiller´s Combat". Türkische Verbände dringen bei Kämpfen mit der PKK im Anatolischen Taurus, südwestlich des Van – Sees, nach Armenien ein, wo sie von armenischen Einheiten, vornehmlich dem vorbereiteten fedayin – Eliteverband der Tigranes – Brigade, abgeschnitten werden. Zu ihrer Entsetzung türkische Luftangriffe und Bodenoffensive. Dagegen Eingreifen russischer Grenztruppen, die den türkischen Vorstoß abfangen: Luft- und Bodenkämpfe. Krisensitzung des Nationalen Sicherheitsrates und Generalmobilmachung in Armenien. Riesige antitürkische Kundgebungen. Protest bei den UN (türkischer Gegenprotest). Unterdessen Aufreibung des türkischen Invasionsverbandes. Im staatlichen TV Präsentation erbeuteten türkischen Geräts, getöteter und gefangener Türken – die auch von Soldatinnen bewacht werden - der „Schlacht bei Sassun".

Der Kreml setzt die diplomatischen Beziehungen zur Türkei aus (bis Dezember) und droht durch Marschall Schaposchnikow mit einem „Dritten Weltkrieg" bei erneuter Invasion des „Nahen Auslands." Demonstrative Verlegung einer zusätzlichen motorisierten Schützendivision nach Armenien, die jubelnd begrüßt wird. – Scharfe öffentliche Ermahnung der Türkei durch die USA, die zugleich gegen die Kriegsdrohungen Rußlands scharf protestiert. - In der Türkei antirussische Massenproteste. In Konstantinopel Tätlichkeiten gegen russische Touristen und Huren, Kaperung eines russischen Schiffes durch Zivilisten. Ein Großaufgebot an Sicherheitskräften verhindert die Erstürmung der russischen Botschaft in Ankara durch Nationalisten. Krawalle vor der türkischen Botschaft in Moskau.

24.9.93 Der gestürzte Gamsachurdija bildet im Westen Georgiens Gegenregierung, die niedergeworfen wird. Gamsachurdija kommt unter ungeklärten Umständen um (31.12).

27.9.93 Unabhängigkeitserklärung Abchasiens von Georgien. Militärische Durchsetzung mit Hilfe des Kreml und tschetschenischer Söldner: Vertreibung von über 200 000 Georgiern aus Abchasien.

3./4.10.93 Moskau: bewaffneter Zusammenstoß zwischen Exekutive und rebellischer Legislative.

3.10.93 „Präsidentschaftswahlen" in Aserbaidshan legitimieren den Machthaber Alijev.

10.10.93 Griechenland: PASOK erobert bei Parlamentswahlen mit Papandreou die Macht zurück.

29.10.93 Friedensvertrag von Lausanne: Armenien und Nagorny Karabagh mit Aserbaidshan.

- Aserbaidshan erkennt die Unabhängigkeit und territoriale Integrität Nagorny Karabaghs an, das auf den Anschluß an Armenien verzichtet.

- Verzicht auf Entschädigungen und Rückkehrrecht für Flüchtlinge in anderes Staatsgebiet.

- Vereinbarung des Austauschs von Gefangenen und Internierten und staatlichen Drucks zur Freilassung aller traditionell genommenen Geiseln.

- Abkommen über zweistufigen Abzug armenischer Streitkräfte analog zur Umsetzung der Vereinbarungen (Stationierung von UN – Truppen wegen russischen Vetos nicht möglich). Austausch von Verminungsplänen.

- Transitabkommen (in Kraft durch vollendeten Abzug): Aserbaidshan garantiert kontroll- und gebührenfreie Passage von Personen und Gütern in der Transitzone des Latschin – Korridors (südlich Latschin, 10 km lang, 4 km tief, im Gebirge) und gibt seinen Luftraum für zivilen Flugverkehr nach Nagorny Karabagh frei.

Eine politische Sensation. Der Kreml ist düpiert, seine Politik durchkreuzt. Ankara ist geschockt.

30.10.93 Griechenland erkennt Nagorny Karabagh als erster Staat (nach den Konfliktparteien) an.

November 93 Triumphaler Empfang siegreicher Truppen in Jerewan.

Nationale Siegesfeiern neutralisieren Opposition zum Friedenvertrag von Lausanne durch die Daschnaken, deren Mehrheit Annexionen zur Wiedererrichtung Karabaghs und den Anschluß verlangt.

November 93 In Nagorny Karabagh Annahme des Friedensvertrages von Lausanne durch den Nationalrat nach Regierungsumbildung – u.a. Rücktritt Parlamentspräsident Artur Mkrtchyans.

November 93 Aserbaidshan: Alijev läßt Unruhen in Baku und anderen Städten zusammenschießen und nach einem Attentat Gemetzel unter inhaftierten Regimegegnern anrichten und die Untergrundstrukturen der Grauen Wölfe durch staatlichen Gegenterror mit Folter und Mord zerschlagen. Flucht seiner nationalistischen Feinde in die Türkei und den Nordkaukasus. Im Interesse seiner Ziele unterdrückt Alijev Widerstand mit eiserner Faust. – Oberst Türkeş setzt Kopfgeld auf die „Armenierhure“ Alijev aus, die man schinden solle.

Aseritürkische Propaganda betont in karikaturistischer Weise die Verantwortung der Volksfront und des Kreml für die Niederlage gegen die Armenier. BP und US - Ölkonzerne unterstützen das Friedensprojekt Präsident Alijevs zur Ausschaltung russischen Einflusses und für ein großes Ölgeschäfts durch Investitionen.

November 93 Zar Boris schäumt vor Wut und verhängt (inoffizielle) Sperre des Kreml gegen Armenien: Importe (außer Molybdän für Rohdiamanten und Halbedelsteine), Ersatzteil- und Energielieferungen. – Förderung des radikalen Umbaus der Ökonomie durch die russische Blockade. Intensivierung der Handelsbeziehungen zum Iran und zur Ukraine.

Die Kampagne zur behördlichen und polizeilichen Schikanierung armenischer Arbeitsmigranten – insbesondere in der Region Moskau – wird schon bald, auf Verlangen der HKK und wegen analoger Vergeltungsmaßnahmen an Russen in Armenien gemildert, dann eingestellt.

November 93 Ausbau der Position Griechenlands im Schwarzen Meer durch Zerwürfnis zwischen Rußland und Armenien: die pontische Handelsschiffahrt wechselt umgehend von der russischen zur griechischen Flagge, annäherndes griechisches Monopol auf pontische Handelsschiffahrt.

22.11.93 Einführung nationaler armenischer Währung, des Dram. - Zentralbank von Pontus gibt 10% der Noten und Münzen aus.

Dezember 93 Armenische Truppen räumen vertragsgemäß Zone 1 besetzten Aseri – Territoriums, darunter das besetzte Grenzgebiet zum Iran. - Auf Druck Jerewans Abzug der Arzach – Milizen von der Waffenstillstandslinie und Erlaß zu ihrer Auflösung in einer Armee. – Jerewan beschließt Hilfsprogramm für den anderen armenischen Staat.

Dezember 93 Aserbaidshan nimmt - Baku ist gegen prorussische Statthalterschaft in Armenien - die Lieferung von Erdgas und Erdöl inoffiziell wieder auf: Nach zwei Jahren fast Ägyptischer Finsternis zur Nacht nationalpsychologisch sehr bedeutende Wiedererleuchtung Armeniens.

Zudem streng geheimer Informationsaustausch der Geheimdienste gegen FSB – „Inszenierungen."

Dezember 93 „Ypsilantis – Affäre": Türkei verweigert griechischem Frachter „Ypsilantis" mit Luftabwehrwaffen für Armenien Fahrt durch die Dardanellen. Erst auf internationalen Druck Freigabe der Passage nach „Mißverständnis". Die Zeit der Vermeidung einer griechisch – türkischen Konfrontation an den Meerengen durch die Ministerpräsidenten Mitsotakis und Demirel ist passé.

Krawalle türkischer Nationalisten vor dem Orthodoxen Patriarchat in Konstantinopel.

Die Çiller schließt die Aufhebung der Meerengensperre gegen die armenische Flagge vor Freilassung türkischer Gefangener durch Armenien aus - Armenien wiederum verweigert Übergabe türkischer Gefangener ohne – mindestens – gleichzeitige Aufhebung der Meerengensperre.

Gegen interne Kritik an ihrer erfolglosen Politik gegen Armenier und Griechen kann die Çiller sich unter Hinweis darauf im Amt halten, daß ihr Rücktritt als „Kapitulation der Türkei" gelten würde.

Dezember 93 In Trapezunts östlicher Vorstadt Platana infolge eines Kaffeehausstreits um die „Ypsilantis – Affäre" Ausbruch schwerer Unruhen gegen die Pontusmuslime - griechischsprachige Pseudokryptochristen anno ´21, die seit Ende der 80er Jahre in steigender Zahl den Islam wieder offen praktizieren: die neue erste Moschee der verhaßten „Türken" in Pontus seit über 70 Jahren wird eingeäschert, ihr Imam getötet.

5.12.93 Whitehall gibt nach 50 Jahren die Akten über die Kairo – Gespräche frei. Die Griechen sehen alle ihre Annahmen über türkischen Revanchismus bestätigt.

1994/95 Als Präventivmaßnahme gegen Umsturzversuche des Kreml systematische Besetzung von Schlüsselpositionen in Armee, Miliz und Bürokratie mit Anhängern der HHS. Armenien wird zum „HHS – Staat."

1994/95 Der FSB entscheidet sich gegen ein Projekt zur Beseitigung Ter – Petrosyans: seine Ermordung stärkte die Kräfte gegen den Kreml – der auf die armenische KP setzt, setzen muß.

1994 Beginn des Projekts zum Ausbau Armeniens zur Gebirgsfestung nach dem Modell der Schweiz. Ergänzung durch Aufbau und Training der Territorialverteidigung im Hinterland – insbesondere gegen Luftlandeoperationen. - Beginn des Aufbaus einer kleinen Luftwaffe aus Jägern. Konzentration offensiver Komponenten auf Raketen in getarnten und mobilen Batterien; Aufbau eines modernen Arsenals.

In Ermangelung der Bombe legt Armenien sich für seine Artillerie – von der Granate bis zur Rakete – biologische und chemische Munition zu. Paralleles geheimes nationales Impfprogramm und Training von Armee und Zivilschutz gegen Angriffe mit C - Munition.

1994 Inoffizieller modus vivendi zwischen Armenien und der Türkei nach dem Ende der Bindung armenischer Kräfte in Ost und West: Armenien bekämpft die PKK – setzt das Sicherheitsabkommen von 1925 also de facto wieder in Kraft - solange die Türkei kurdische Migration unterbindet und militärische Provokationen unterläßt.

1994 Auftakt zur Entstehung einer auf die Diaspora und den Iran konzentrierten armenischen Tourismusbranche – neben der Reaktivierung russischen Tourismus der Sowjetzeit - mit Jahr um Jahr steigenden Besucherzahlen: Badeurlaub am Schwarzen Meer, Winterurlaub im Gebirge (alpinistischer Billigurlaub nach türkischem Billigbadeurlaubmodell), Thermalquellen, Jagd, kunsthistorische und archäologische Stätten. – Das Tourismusministerium nimmt die Restauration der Karawansereien in Westarmenien auf.

Januar 94 Implementierungskrise nach Bekanntwerden von Geiselmorden an Armeniern und Beschießungen und Überfällen durch Aseritürken an der Waffenstillstandslinie. Armenien vergilt sie durch Strafexpeditionen gegen aseritürkische Verbände. – Aseritürkenführer Alijev sorgt durch rabiates Durchgreifen – summarische Exekutionen und Sippenhaft - für das (weitgehende) Ende von „Zwischenfällen."

Februar 94 Robert Kotscharjan (*1954 in Stepanakert, Nagorny Karabagh) - der populäre Vorsitzende des Staatsverteidigungskomitees - wird zum Parlamentspräsidenten und damit Republikchef Nagorny Karabaghs gewählt.

Februar 94 UN – Sicherheitsrat empfiehlt die Aufnahme Nagorny Karabaghs – dessen Verbände von auswärtigem Territorium abgezogen sind - in die UN. Rußland verzichtet auf Drängen der HKK auf Veto.

Februar 94 Griechenland schließt die Grenze zu Mazedonien wegen des Sterns von Vergina in seiner Flagge und verhängt nach Anschlag der IMRO in Edessa den Ausnahmezustand in den vier Grenzpräfekturen (Kastoria, Florina, Pella, Kilkis) zu Mazedonien. Militärische Konzentration und Razzien dort: Schießereien zwischen Armee und IMRO. Kritik der EU am Vorgehen Athens.

19.3.94 Baku: Bombenanschlag in der U – Bahn. Vermutliche Täter: Armenier.

ASADA und Geheimdienst verhindern weiteren Anschlag: inopportun.

28.3.94 Turkislamistische Refah erobert bei Kommunalwahlen unter Erdogan Konstantinopel.

1.4.94 Der armenische Ministerrat beschließt Gesetz gegen den Separatismus: Yesiden werden als Ethnie anerkannt, die Behauptung oder Propagierung einer kurdischen Nation hingegen verboten und streng bestraft. – Auch Signal an die Türkei zum modus vivendi, an den Iran zur Kooperation.

April/Mai 94 Schwerbewaffnete armenische Miliz und Frontverbände eröffnen eine Serie von systematischen Razzien und vertreiben mit exemplarischer Härte die während und seit der Auflösung der Sowjetunion ins westarmenische Grenzgebiet eingesickerten Kurden: Hirten, Bauern, Banditen und PKK – Guerilleros. - Internationales Aufsehen.

April 94 Nagorny Karabagh: Eskalation von Wahlkampfzusammenstöße zu kurzen und heftigen Schießereien zwischen formal aufgelösten verfeindeten Milizen.

29.4.94 Die Boule, das griechische Parlament, erklärt den 19. Mai (türkischer Nationalfeiertag) – wie schon in Pontus - einstimmig zum (nicht arbeitsfreien) Gedenktag an den Pontiergenozid. - Scharfer diplomatischer Protest der Türkei.

Mai/Juni 94 Serie von Ausschreitungen durch Milizionäre des Karabagh – Krieges gegen Yesiden, Zigeuner, Russen, Zeugen Jehovas, Hare Krishna in Armenien. Nachlässiges polizeiliches Einschreiten.

1.5.94 Trapezunt: Ostermesse zur Rekonsekration der vollständig rechristianisierten Hagia Sophia (seit 1921 Museum, davor 460 Jahre Moschee).

Mai 94 Nagorny Karabagh wird durch Beschluß der UN – Generalversammlung in die UN aufgenommen. – In Nagorny Karabagh werden keine nationalen Sportverbände organisiert.

Nach Jahrhunderten ohne unabhängigen Staat – vierjähriges Intermezzo ausgenommen – gibt es nun sogar zwei international anerkannte armenische Staaten.

Mai 94 Ankara: Volksfront und aseritürkische Graue Wölfe proklamieren Gegenregierung unter ex – Innenminister Hamidov. Baku beruft seinen Botschafter ab: intertürkische Beziehungen auf dem Tiefpunkt.

Mai 94 Türkische Aufregung um die von einer griechischen Linie aufgenommene Kreuzfahrtlinie „Griechische Welt": Zypern – Piräus/Athen – Smyrna/Ionien – Trapezunt/Pontus.

Mai 94 AE Smyrna gewinnt die dritte Meisterschaft (seit 1928) in Folge und holt damit die elfte griechische Fußballmeisterschaft nach Ionien (als Meister 1939 – 40 – 63 – 68 – 71 – 78 – 79 – 89 – 92 – 93 - 94). Stadtrivale Panionios kehrte aus Athen zurück.

Im griechischen Fußball dominiert die Konkurrenz zwischen den vier größten Städten mit ihren jeweiligen Repräsentativclubs eindeutig über die interne Rivalität: für Athen Panathinaikos, für Piräus Olympiakos, für Smyrna AE, für Saloniki PAOK, ursprünglich in Konstantinopel beheimateter, von vertriebenen Pontusgriechen dominierter Club, der alle griechischen Meisterschaften Salonikis (28 – 32 – 46 – 76 – 85) gewinnt.

8.5.94 Große Feiern des Griechentums am Schwarzen Meer zur Gründung Trapezunts vor 2750 Jahren. Zentralveranstaltung in der vollständig und originalgetreu restaurierten Zitadelle von Trapezunt, dem Sitz der Komnenen – Dynastie. Der griechische Staatspräsidenten Karamanlis (87) besucht mit Flaggschiff griechischer Marine die Feiern in Trapezunt. Empfang durch und Zusammenkunft mit Staatspräsident Ter – Petrosyan. Freundschaftsvertrag zwischen Griechenland und Armenien (mit Geheimprotokoll zur Abstimmung der Türkei – Politik) und Partnerschaftsabkommen zwischen Pontus und den Gemeinden Ioniens, von denen die griechischen Niederlassungen am Schwarzen Meer gegründet wurden.

13.5.94 Brüssel: armenische Sicherheitskräfte erschießen 7 angreifende Demonstranten – 6 KurdInnen, 1 Deutsche - in und an der Vertretung Armeniens. Belgien setzt Beziehungen zu Armenien aus. - Massive Drohungen der ASADA an die PKK – Führung in Beirut. Auf Anordnung des syrischen Staatspräsidenten Assad befiehlt PKK – Chef Öcalan (inoffiziell) die Einstellung antiarmenischer Aktionen.

19./20.5.94 Die ASADA nimmt durch ein Kommandounternehmen die türkische Botschaft in Buenos Aires am frühen Morgen des türkischen Nationalfeiertages zum 75. Jahrestag der Landung Kemal Paschas in Samsun ein. 7 Türken – Wachpersonal und Diplomaten - und 1 Kämpfer der ASADA werden getötet. Deklaration eines Gegenangriffs auf die „Türkische Genozidale Republik". Proklamation via TV. Nach Freilassung aller Geiseln Sprengung der Botschaft. Die Angreifer entkommen durch Tunnel, ihre Spur verliert sich … in Richtung Beirut?

Ankara setzt die diplomatischen Beziehungen zu Argentinien wochenlang aus. Türkenmob attackiert armenische Ruinen und Friedhöfe in Konstantinopel und in Kilikien. Der französische Staatspräsident Mitterrand läßt den türkischen Botschafter wegen eines Brandanschlags auf das verwaiste Armenische Patriarchat in Konstantinopel, dessen de facto – Schutzmacht Frankreich seit 47 Jahren ist, einbestellen.

Die Çiller kann im Ministerrat von militärischen Maßnahmen bis hin zu Kriegserklärung an Armenien mit Mühe abgehalten werden. Türkische Pressehetze gegen armenischen (Staats)Terrorismus.

29.5.94 Türkische Nationalversammlung verabschiedet – am Jahrestag des Falls Konstantinopels - Resolution: Ausdehnung griechischer Hoheitsgewässer von 6 auf 12 sm (international zulässig zum November d.J.) – durch die türkische Häfen im westlichen Kleinasien blockiert wären - ist casus belli.

Griechenland weist auf seinen andauernden Verzicht - bei Anspruch auf das Prinzip - hin, beschwert sich bei UN und legt sein Veto gegen die in diesem Jahr aufgenommenen Verhandlungen über eine Zollunion EU – Türkei ein.

Juni 94 1. Wahl zum Parlament (33 Sitze auf 5 Jahre) der NKR: Demokratische Partei Arzach (ADK) – Ableger der HHS – setzt sich gegen starke Daschnaken als dominierende politische Kraft durch.

August 94 Katholikos Vasgen I. (*1908 in Bukarest) verstirbt nach fast 40jähriger Amtszeit in Etschmiadsin.

14.8.94 Der Oberste Sowjet Armeniens verleiht den Gemeinden des Bezirks Sassun in Westarmenien zum 100. Jahrestag des Beginns ihrer Schlacht gegen türkische Soldateska und kurdische Banditen einen Ehrentitel. Gedenkveranstaltung und Denkmalenthüllung vor Ort.

20.9.94 „Jahrhundertvertrag" des Erdölkonsortiums AIOC bei Baku, der ältesten Ölmetropole der Welt, schließt Rußland weitgehend und den Iran total aus: Orientierung Aserbaidshans an der Türkei und den USA. - Auf Intervention des Generalstabs, Druck der USA und Drohungen Bakus (Ausschluß vom Ölgeschäft) hat die Regierung Çiller unmittelbar zuvor die aseritürkische Gegenregierung unter Hausarrest gestellt und die aseritürkische Volksfront verboten. Ankara unterbindet nichtpropagandistische Aktionen der Grauen Wölfe zum Sturz des Alijev – Regimes.

21.9.94 Der armenische Botschafter in Bonn wird, neben seiner Frau und Tochter, von Kommando der „Grauen Wölfe" am armenischen Unabhängigkeitstag ermordet: am gleichen Abend wird die türkische Botschaft in Beirut von aufgebrachten Armeniern beschossen. Die Türkei setzt die diplomatischen Beziehungen zum Libanon aus. - Begräbnis der Opfer des Überfalls mit militärischen Ehren am Genoziddenkmal.

Oktober 94 Besuch Staatspräsident Ter - Petrosyans im Iran: Teheran und Isfahan. Der erste Staatsbesuch eines armenischen Staatsoberhaupts der Neuzeit. Zusammenkunft mit Staatspräsident Rafsandschani. Freundschaftsvertrag zwischen Armenien und dem Iran: Handels– und Zollabkommen (u.a. zur Unabhängigkeit von Energielieferungen aus Rußland und Aserbaidshan), Option auf Pipeline aus dem Iran nach Trapezunt, Abkommen gegen feindliche und destabilisierende Aktionen und über freundschaftliche Kontakte (Wissenschaft, Technik, Kultur, Sport), Regelung über armenische Minderheit im Iran.

Opposition der HKK gegen den neuen außenpolitischen Kurs. – Revolutionswächter unterdrücken Krawalle gegen den Freundschaftsvertrag in Täbris, dem Zentrum des iranischen Aseritürkengebiets – wo annähernd 75% von ihnen siedeln.

Oktober 94 Konstantinopel: Kongreß der sechs Turkstaaten unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen gegen Attentat auf Alijev.

November 94 Aufnahme diplomatischer Beziehungen Armeniens zu Israel: Einrichtung einer Botschaft in Tel Aviv und (wie Griechenland) eines Generalkonsulats in Jerusalem zur Betreuung des dortigen Armenischen Viertels. Parallele Aufnahme diplomatischer Beziehungen zum Iraq. Einrichtung einer Botschaft in Bagdad.

Dezember 94 Vertraglich vereinbarter Abzug armenischer Truppen von aseritürkischem Territorium der verbliebenen Zone 2. Damit Einrichtung des Latschin – Korridors.

Das Alijev – Regime erklärt ihn zur Vermeidung von Zwischenfällen zum militärischen Sperrgebiet (ausgenommen Nord – Süd – Verbindung) - den die Armenier lediglich als unvermeidliche Alternative zum Luftverkehr nutzen - und stationiert im Grenzgebiet zu Nagorny Karabagh nur ausgesucht loyale Verbände. - Große „Befreiungsfeiern" in Aserbaidshan (Nationalfeiertag). Insgesamt etwa 700 000 Aseritürken (1992 geflohen) kehren seit einem Jahr zurück.

Dezember 94 Frauenbataillone der armenischen Armee werden am dritten Jahrestag ihrer Aufstellung erstmals in Baghesh, dem Ort der Kreuzigung von Armenierinnen durch Türken und Kurden während des Genozids, vereidigt.

Dezember 94 Vasgen Sarkissian (*1959 in Ararat) wird zum Verteidigungsminister Armeniens ernannt.

Dezember 94 In Davos, Schweiz unter europäisch – amerikanischer Vermittlung Beginn griechisch – türkischer Verhandlungen zur Beilegung der akuten bilateralen Konflikte. Anlaß: Türkei will Zollunion mit EU erzielen - ohne Grenze zu Ionien zu öffnen. Griechenland verlangt Konzessionen für Revision seines Vetos.

11.12.94 Beginn des russischen Feldzuges gegen die Tschetschenen.

21.12.94 Auf Vermittlung Griechenlands und der Schweiz geben die Türkei und Armenien Verständigung auf Meerengen- und Grenzöffnung bekannt.

Die Çiller hat sich dem Druck des Ministerrats und des Generalstabs beugen müssen und verteidigt die Einigung gegen nationalistischen Unmut als Erlösung „unserer gefangenen und getöteten Helden" und darauf verweisend, daß die Türkei nicht büßen solle für das „Versagen der Aseris".

1995/96 Neutralität der sozialistischen Regierung Pontus´ im Machtkampf zwischen dem Präsidenten und den Kommunisten in Armenien.

1995/96 Premier League Armenien – Pontus erstmals europäisch terminiert mit Meisterschaftsende im Sommer und Winterpause.

Fußballrivalität zwischen Armeniern und Pontusgriechen – deren Begegnungen von russischen Schiedsrichtern geleitet werden - die gelegentlich auch zu Krawallen eskaliert. Der beliebteste Club der Pontusgriechen ist PAOK Saloniki, das alljährlich den 1994 gestifteten Pontus – Cup gegen den bestplazierten Club aus Pontus im Pontusstadion in Trapezunt ausspielt.

1995 In Armenien regimeinterne Diskussion um Staatsstreich gegen die KP und ihr Verbot. Wird vom Staatspräsidenten verworfen. Stattdessen Vorbereitung auf Gegenoffensive bei entscheidender Machtprobe durch KP.

1.1.95 Öffnung der armenisch – türkischen Grenzen zu Aserbaidshan (nach 4 Jahren und 4 Monaten) und zur Türkei, gegenseitige Freigabe des zivilen Luftraumes und Freigabe der türkischen Meerengen für die armenische Flagge – bei gleichzeitigem Eintreffen der IRK und Rotem Halbmond übergebenen gefangenen und getöteten Türken (September ´93). Heldenbegräbnisse in der Türkei. - Die Schweiz gibt die indirekte diplomatische Vertretung zwischen Armenien und der Türkei sowie Aserbaidshan bekannt.

Vor der Küstenstadt Tripolis Öffnung des einzigen Grenzübergangs zwischen Türken und Griechen in Kleinasien.

1.1.95 Die Grenze zwischen Aserbaidshan und Nagorny Karabagh bleibt (außer Korridor) geschlossen und wird von Aseritürken und Karabagh – Armeniern allmählich zu einem Pendant der türkisch – griechischen Grenze in Kleinasien gemacht.

1.1.95 Armenien und Nagorny Karabagh werden als letzte ehemalige Sowjetrepubliken Mitglieder der OSZE (an diesem Tag aus KSZE umbenannt).

Januar 95 Jerewan weist die ASADA an, Angriffsaktionen – Projekt eines verheerenden Angriffs auf MHP in Ankara oder Konstantinopel im Stil der Volksmudschahedin - bis auf Widerruf auszusetzen. Direktive zur Konzentration auf Ausbau und Training von Schutzverbänden in der Diaspora.

Januar 95 US – Kongreß verurteilt den armenisch – iranischen Freundschaftsvertrag, kürzt die Finanzhilfe für Armenien und hebt den Artikel 907 (Oktober 92) - gegen massiven Protest der Diaspora in Los Angeles und Boston – auf.

Januar 95 Kurdenkrawalle in Baku und Umgebung, weil das aseirtürkische Regime ihnen die Rückkehr in den Korridor verweigert.

6.1.95 Staatsvertrag (Zusatz zum Verteidigungsbündnis) zwischen Armenien und Nagorny Karabagh am dritten Jahrestag der Proklamation der NKR: Zoll- und Währungsunion, doppelte Staatsbürgerschaft, Regelung außenpolitischer Vertretung. – Beginn des Ausbaus Nagorny Karabaghs zur Zitadelle, die Armenien gegen türkischen Angriff aus dem Osten decken und Baku und seine Ölfelder mit mobilen und getarnten Raketenbatterien bedrohen soll.

Februar 95 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in Frankreich. Zusammenkunft mit Staatspräsident Mitterrand und Ministerpräsident Balladur (*in Smyrna, armenischer Herkunft). Freundschaftsvertrag Armenien – Frankreich. Im Besuchsprogramm auch Marseille.

Ter – Petrosyan besucht auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise zu dessen Rehabilitierung auch das Grab Simon Vratsyans.

März 95 Die Außenminister Papoulias und Erdal Inönü (gerade ins Amt gekommen) erzielen das Davos – Abkommen zur Beilegung des Ägäis – Konflikts.

- Exakte Fixierung und Definition der Hoheit zur See und in der Luft zwischen Griechenland und der Türkei. Terra firma in der Ägäis außerhalb türkischer Küstengewässer ist griechischer Besitz. Die Türkei verzichtet auf Festlandsockel und erkennt das Mittellinienprinzip an. Zusatzprotokoll fixiert griechischen Luftraum in Übereinstimmung mit Hoheitsgewässern.

- Griechenland verzichtet auf die Ausdehnung seiner Hoheitsgewässer in der Ägäis.

Der zögernde Papandreou stimmt dem Abkommen erst auf Druck mehrerer seiner Minister unter Leitung des Handelsministers Simitis zu. Der scheidende (am 10.) Staatspräsident Karamanlis unterstützt das Abkommen hingegen.

17.3.95 Aseritürkenführer Alijev läßt vom FSB auf ihn angesetztes Killerkommando in der Umgebung Bakus zusammenschießen: der Kreml verfehlt den prorussischen Machtwechsel in Baku. FSB hat den Grauen Wölfen die angebotene Kooperation zur Beseitigung Alijevs verweigert.

20.3.95 Beginn türkischer Großoffensive in Ostanatolien und Nordirak: Alarmbereitschaft der Grenztruppen und Teilmobilmachung in Armenien.

April 95 Armenien stellt erstmals in seiner Geschichte Waffen zur See unter seiner Flagge in Dienst: Einweihung des U - Boots „Hovhannes Isakov" in Trapezunt (in Frankreich gekauft) durch Verteidigungsminister Sarkissian.

Beginn des Aufbaus der kleinen schwarzmeergriechischen und russischsprachigen (aus Pontusgriechen und Armeniern rekrutiert) Marine von raketenbestückten U – Booten und Patrouillenbooten.

April 95 Unterzeichnung des Davos - Abkommens durch den griechischen Ministerpräsidenten Papandreou aus antitürkischer Dynastie und die türkische Ministerpräsidentin Çiller in Anwesenheit von US – Präsident Clinton im Weißen Haus in Washington.

Griechenland stimmt anschließend - vorbehaltlich der Ratifizierung des Vertrages und unter Auflage seiner Achtung - der Zollunion zwischen der Türkei und der EU, bei ausdrücklicher Tolerierung ihrer Ausnahme an ionischer Grenze, zu. Die Türkei gibt darauf – ebenfalls vorbehaltlich Vertragsratifizierung und unter Auflage der Zollunion mit der EU - die Wiederöffnung des Theologischen Seminars des Ökumenischen Patriarchats auf einer der Prinzeninseln frei.

Das Abkommen von Davos unterstreicht die Bedeutung Ioniens und Zyperns für Griechenland, das durch ihren Besitz türkischem Druck auf die Ägäis widerstehen und ein ausreichendes geostrategisches Gewicht gegen die Türkei in die Waagschale legen kann.

4.4.95 Karekin I. – bislang schon als Karekin II. Katholikos in dem anderen armenischen Katholikat in Antelias bei Beirut - wird zum 131. Katholikos Aller Armenier in Etschmiadsin gewählt.

Es bleibt bei der Existenz von zwei Katholikaten, dem in Etschmiadsin („Aller Armenier") und dem in Antelias („Hohes Haus in Kilikien"), dem der Iran, Syrien, Libanon und Griechenland kirchenrechtlich unterstellt bleiben – es gibt aber in Personalunion nur noch einen Katholikos unter zwei Namen mit Sitz in Etschmiadsin.

7.4.95 Der gesetzliche Feiertag der Mutterschaft und Schönheit in Armenien und Pontus ist erstmals offiziell umgewidmet zum Föderationstag oder Tag der Freundschaft zwischen Armeniern und (Pontus)Griechen.

Mai 95 Besuch Staatspräsident Ter - Petrosyans im Libanon und in Syrien. Zusammenkunft mit dem libanesischen Staatspräsidenten Hrawi und dem syrischen Staatspräsidenten Assad d. Ä. Ter – Petrosyan besucht den Patriarchen von Beirut, Oberhaupt der armenischen Katholiken, das Katholikat in Antelias bei Beirut, das Monument am Musa Ler, Der – es – Sor - das armenischen Auschwitz in der Wüste - und seine Geburtsstadt Aleppo. Freundschaftsverträge Armeniens mit dem Libanon und Syrien. U.a. armenisch – syrisches Abkommen über Maßnahmen gegen den Versuch, den Fluß des Euphrats zu regulieren, einzudämmen, machtpolitisch zu instrumentalisieren (türkisches GAP – Projekt).

In Beirut Proklamation des Staatsinteresses daran, daß die armenische Diaspora im Nahen Osten, Frankreich und Amerika erhalten bleibt. Armenien habe sich darauf zu konzentrieren, sie bei der Wahrung nationalreligiöser Identität – bei Loyalität zum Diasporastaat - zu unterstützen.

Während des Besuches Ter - Petrosyans Abberufung des türkischen Botschafters in Damaskus. Nationalistische türkische Massenblätter hetzen gegen armenische „Einkreisungspolitik."

Mai 95 Frankreich: J. Chirac in der Stichwahl zum Staatspräsidenten gewählt.

Mai 95 Die Boule nimmt das Davos – Abkommen mit deutlicher Mehrheit an.

In der Türkei Massenprotest der MHP gegen das Abkommen, so am Atatürk – Mausoleum, das von der Nationalversammlung mit knapper Mehrheit angenommen wird. Vor der entscheidenden Debatte und Abstimmung Tätlichkeiten von MHP – Abgeordnete gegen Außenminister Inönü und Massenschlägerei – die Çiller mittendrin.

Der Assoziationsrat der EU beschießt anschließend - bei Akzeptanz mündlicher griechisch – türkischer Sonderkonvention bzgl. Ioniengrenze, im Sinne der Annäherung der Türkei an Europa und regionaler Stabilität - Zollunion EU – Türkei zum 1.1.96 (vom Europaparlament gebilligt, 13.12).

9.5.95 Gesetzlicher Feiertag des Sieges und des Friedens in Armenien erstmals nicht mehr dem II. Weltkrieg sondern dem Tag des entscheidenden nationalen Sieges über die Tataren drei Jahre zuvor gewidmet.

2.7.95 Erstmals Wahlen zur Nationalversammlung Armeniens (181 Sitze, 1 Sitz für assyrische Christen, 36 für Pontus reserviert): HKK wird deutlich stärkste Fraktion und erzielt große Gewinne, verfehlt aber die Kontrolle der Legislative (Manipulationen). - Die Daschnaken verfehlen nach aufwendigem Wahlkampf die Schlüsselstellung der stärksten Kraft gegen die Kommunisten und rangieren auf Rang 3, werden aber in die Regierung aufgenommen.

5.7.95 Jerewan: 5000 aufgebrachte Kommunisten – die gegen Wahlfälschung protestieren – stürmen das Gebäude der Nationalversammlung. Wüste Schlägereien. Ausnahmezustand und Festnahme von 200 Personen.

Aug./Sept. 95 Vernichtende Niederlage der Serben in der Krajina und in Bosnien.

September 95 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in Bulgarien zur Eröffnung des Projekts bilateraler Schwarzmeerkooperation (ohne Türkei). Zusammenkunft mit Ministerpräsidenten Schelew. In Sofia Enthüllung eines Denkmals für Andranik (1912 mit Freiwilligenverband auf der Seite Bulgariens gegen Türken). Freundschaftsvertrag Armenien – Bulgarien.

Armenien ist geschichtlich, geographisch, territorial quasi das transkaukasisch – kleinasiatische Pendant zu Bulgarien auf dem Balkan.

Oktober 95 Armenien erkennt den von Türken und Kurden parallel zum Armeniergenozid verübten Aramäergenozid, den Sayfo, durch einstimmige Resolution der Nationalversammlung - als einziger Staat - an. Die Aramäer wurden von ihren Schlächtern als Unterabteilung der Armenier aufgefaßt.

Oktober 95 Aufhebung der griechischen Blockade gegen Mazedonien und Beilegung akuter Spannungen, nachdem die Republik auf internationale Vermittlung den Stern von Vergina durch ein Sonnenbildnis ersetzt hat.

20.10.95 Kommunistische Massendemonstrationen zum 75. Jahrestag der „Armenischen Oktoberrevolution". Auftakt zu Kampagne gegen das postsowjetische Regime, das dagegen den Nationalismus – insbesondere durch den sich profilierenden Verteidigungsminister Sarkissian und militante Daschnaken - in Stellung bringt.

November 95 Miliz unterdrückt aufrührerischen Streik der Bergarbeiter am Van – See (Mitorganisation durch russischen FSB?): Zusammenstöße und Ausnahmezustand in Van.

Staatspräsident Ter - Petrosyan verwarnt die KP in TV – Ansprache nach gaullistischem Modell. In Jerewan Alarmbereitschaft schwerbewaffneter Miliz und Großkundgebung von Regierungsanhängern gegen Massenprotestkundgebung der KP, die die gefährliche Kraftprobe eines Zusammenstoßes vermeidet. Friedensappell des Katholikos.

November 95 Armenien weist russische Diplomaten und Botschaftspersonal bis auf symbolische Belegschaft aus und stellt russisches Militär auf seinem Territorium – bis zum Abschluß eines Stationierungsvertrages - unter präsidiale Kontrolle. Rußland dementiert angedeutete Verwicklung in die Ereignisse von Van und verfügt Gegenausweisungen. Präsident Jelzin droht unglaubwürdig mit Truppenabzug. Antiarmenische Kampagne eskaliert zu Übergriffen auf Armenier und ihr Eigentum in Moskau. Scharfer Protest Jerewans und vergeltende Ausschreitungen von Daschnak – Aktivisten gegen Russen in Jerewan.

22.11.95 Am 75. Jahrestag der Fixierung der Wilson – Linie Enthüllung eines Denkmals für US – Präsident Wilson in Jerewan durch Staatspräsident Ter – Petrosyan.

Dezember 95 Armenische Kommunisten eröffnen Bestrebungen zur Bildung einer „Volksfront" mit den Hundschaken und kleineren sozialistischen Parteien - die erfolglos bleiben.

24.12.95 Türkei: bei Parlamentswahlen wird die islamistische Refah stärkste Partei.

1.1.96 Vollständige Zollunion zwischen der Türkei und der EU in Kraft. Wiederöffnung des Theologischen Seminars des Ökumenischen Patriarchats auf der Prinzeninsel Halki. - Erstmals seit 60 Jahren legt ein Schiff aus Ionien in Konstantinopel an.

Der Skandal der geschlossenen Grenze zu Ionien dauert an, während die übrigen Beschränkungen gegen Ionien, wenigstens formal, fallen. Die Türkei richtet nach wie vor keine diplomatischen Vertretungen in Ionien ein.

Januar 96 Ein verheerender Anschlag auf das Ökumenische Patriarchat in Konstantinopel kann durch Entschärfung mehrerer Bomben um Haaresbreite vereitelt werden.

Januar 96 Griechenland: Ende der Ära Papandreou. Ablösung durch K. Simitis. Regierung Simitis hebt Ausnahmezustand in mazedonischen Grenzpräfekturen umgehend auf (seit Februar 94).

Januar 96 Kotscharjan wird in erster Präsidentschaftswahl zum Staatspräsidenten der NKR gewählt. Seine Präsidentschaft steht im Zeichen der Durchsetzung staatlicher Strukturen und der Schaffung einer blühenden Landwirtschaft (Seidenraupenzucht, Obst, Wein, Getreide).

9.1.96 Tschetschenen und Türken entführen russische Fähre im Schwarzen Meer. Unblutiges Ende.

April 96 Kooperationsabkommen Armeniens mit der EU (gemeinsam mit Nagorny Karabagh, Aserbaidshan und Georgien).

April 96 Militärabkommen zwischen der Türkei und Israel bekannt gegeben.

18.4.96 Große Feiern in Pontus zum 75. „Tag der Landung", der Befreiung vom Türkenjoch.

25.4.96 Große Feiern zum 75. Jahrestag der Befreiung Armeniens.

Mai 96 Besuch des georgischen Staatspräsidenten Schewardnadse in Jerewan: der erste bedeutendere Staatsbesuch in der neuzeitlichen Geschichte Armeniens.

Juni 96 Der Islamist Erbakan wird türkischer Ministerpräsident, die Çiller Außenministerin.

Juni 96 Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Griechenland und Aserbaidshan.

Juni 96 Empörung in der Türkei über Pfeifkonzert gegen türkisches Team bei Fußball – Euro in England und Freudenfeiern über Ausscheiden Englands gegen Deutschland.

Juli 96 In Armenien Eröffnung der Kampagne zur Wiederwahl des Präsidenten – gegen populären Unmut über die Folgen radikaler Wirtschaftsreformen. Massive finanzielle Unterstützung des präsidialen Wahlkampfs durch die Diaspora und aus US – Geheimfonds.

3.7.96 Rußland: Jelzin setzt sich in der Stichwahl gegen KP durch.

4.8.96 Enver Pascha wird aus Zentralasien in die Türkei überführt.

6.8.96 Tschetschenische Kämpfer nehmen Grosny ein: katastrophale Schwäche Rußlands offenbart. – Sicherheitsberater Lebed schließt Abkommen mit Tschetschenen.

23.9.96 Das Armenische wird alleinige Verwaltungs- und Unterrichtssprache (novelliertes und verschärftes Sprachgesetz vom April 94 in Kraft). Ausgenommen sind die aramäischen Minderheitsschulen (armenisches Pflichtpensum) in Armenien mit dem Hebräischen verwandter Schrift.

Entfernung offizieller kyrillischer Beschriftungen, die in einigen Fällen durch lateinische ersetzt werden.

23.9.96 In Pontus wird Russisch von der gleichberechtigten zur zweiten Amts- und Unterrichtssprache herabgestuft. Einleitung paralleler Bemühungen zur partiellen Angleichung des Schwarzmeergriechischen an das mutterländische Griechisch. - Das Russische behält seine Bedeutung als Kommunikationsmittel zwischen Armeniern und Pontusgriechen.

Armenien - Pontus, „Land der fünf Schriften": Armenisch, Griechisch, Kyrillisch, Lateinisch, Aramäisch.

6.10.96 Staatspräsident Ter - Petrosyan wird im 2. Wahlgang mit deutlicher Mehrheit gegen die KP wiedergewählt – auch mit Unterstützung der Daschnaken, der nationalkonservativen Republikaner und der antikommunistischen Karabagh – Armenier, die zur Wahl nach Armenien strömen.

Eine historische Entscheidung. Der armenische Präsident Ter – Petrosyan ist damit der einzige Staatschef in der postsowjetischen Sphäre, der die Macht aus der nationalen Opposition heraus nicht nur erobern, sondern auch behaupten kann. Ausgerechnet in Armenien, wo die Sowjetmacht am populärsten war, können die Kommunisten die Macht nicht, auch nicht gewendet und reformiert, behaupten oder wenigstens phasenweise wiedererlangen – die einzige Ausnahme im ehemaligen Sowjetblock.

November 96 Armenische Nationalversammlung beschließt gegen die Stimmen der HKK die Umbenennung Leninakans in Arzen (prätürkischer Name) und die Umbenennung des 20. Oktober – Systems am Östlichen Euphrat in 21. September – System. Kommunistische Stadträte Leninakans treten aus Protest zurück.

4.11.96 Der international renommierte Armen Sarkissian (*1953) wird 3. Ministerpräsident der III. Republik Armenien.

11.11.96 Partnerschaftsabkommen zwischen Nagorny Karabagh und den Gemeinden Ioniens.

Dezember 96 Freundschaftsvertrag Armenien – Georgien - nach dem Modell des armenisch – iranischen Vertrages (Oktober 94) - beim Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans und Außenminister Hovannisyans in Tiflis. Zusatzabkommen zur gegenseitigen Unterstützung territorialer Integrität, militärischer Kooperation zur Sicherung der gemeinsamen Grenze (gegen Lasen und Aseritürken) und militärischer Transporte für Armenien durch Georgien. Außerdem Beilegung der Spannungen (seit Ende 80er) um das georgische AKW Ninotsminda an der Grenze: Georgien modernisiert die Anlage, Armenien liefert währenddessen ausfallende Energie fast gratis.

Opposition der Daschnaken gegen den Freundschaftsvertrag, der ihr Dogma „Vereinigtes Armenien" (Miatsyal Hayastan) verletzt, worunter sie Armenien unter Einschluß Karabaghs und der georgischen Grenzprovinz Javakhk sowie einen armenischen Staat in Kilikien verstehen. Die HHD verläßt nach 17 Monaten die Regierung.

1997/98 Ökonomischer Aufschwung in Armenien setzt ein, die kargen und noterfüllten Jahre laufen aus – begünstigt durch Öffnung der türkischen Grenze und des russischen Marktes, nachdem die radikalen Wirtschaftsreformen immer spürbarere Wirkung entfalten und die Investitionen, vornehmlich aus der Diaspora, nach Abwehr der KP, erheblich ansteigen. Grundlage des günstigen Investitionsklimas: Geist des zionistischen Araratismus, Bündnis zwischen Diaspora und renommiertem Nationalismus gegen organisierte Kriminalität, politische und rechtliche Stabilität, freier Handel und Zugang zum Meer, günstige und sichere Energie, Rohstoffe und importunabhängige Landwirtschaft.

Allgemein: steigender Lebensstandard und verbesserte Wohnverhältnisse, Verbreiterung der Mittelschichten und Anstieg der Staatseinnahmen. Im Gegensatz zur sowjetischen Zweiklassengesellschaft entsteht eine Mehrklassengesellschaft größerer sozialer Ausdifferenzierungen, in der es vielen materiell besser geht, aber auch viele im Elend versunken sind.

1997 Migrationstrendwende in Armenien: die Zahl der Repatrianten aus der Diaspora übertrifft erstmals die der Emigranten. Die Differenz wird nachfolgend von Jahr zu Jahr größer, auch aufgrund der Rückkehr vieler Emigranten der frühen 90er.

1997 US – Senator Bob Dole und Alexander Lebed besuchen den Zizernakaberd.

Januar 97 Inoffizielle Normalisierung der Beziehungen zu Rußland, das die Blockade gegen Armenien (seit November 93), die sich immer kontraproduktiver auswirkt, beendet. Dem Kreml – Symptom seiner schwindenden Macht – ist der Regimewechsel in Armenien nicht gelungen.

Armenien hat im Konflikt um Nagorny Karabagh offen agieren und seine Unabhängigkeit durchsetzen, sich mit dem Iran und Georgien günstig arrangieren und dem Druck der Türkei und Rußlands widerstehen, ihn durchstehen können. - begünstigt durch seine geostrategische Schlüsselposition: es kontrolliert die beiden Quellflüssen des Euphrats, die Quellen der Kura und der Arax, reicht an die Schwelle Mesopotamiens und bis auf eine Distanz von 100 km an Syrien heran, blockiert den Zugang der Türkei zum Kaukasus und nach Zentralasien, begrenzt ihr kurdisches Siedlungsgebiet an ca. 750 km langer Grenze, umschließt Georgien nach Kleinasien hin und hat eine fast 400 km lange Grenze zum Iran. Zudem verfügt es mit Trapezunt und umgebender Küstenzone über einen Zugang zum Schwarzen Meer und kann die Verbindung zwischen Persischem Golf und Schwarzem Meer, zwischen Kaspischem Meer und Schwarzem Meer freigeben.

Januar 97 Besuch Staatspräsident Ter - Petrosyans in Ägypten und Äthiopien – auch zu Akzentuierung und Pflege des Monophysitismus. Zusammenkunft mit den Staatspräsidenten Mubarak und Zenawi. Abschluß von Freundschaftsverträgen.

Wie in Abessinien/Äthiopien hat auch in Armenien eine Christenheit, umbrandet vom Islam, im Gebirge, quasi in einem Großlibanon ohne Muslime und Drusen, überlebt. Beide Gemeinschaften sitzen zudem an der Quelle gewaltiger und geschichtsträchtiger Ströme: die Äthiopier am Nil, die Armenier am Euphrat.

Januar 97 Ein türkischer Schriftsteller, der gerade von Ionien – Besuch zurück ist, wird in Konstantinopel von Grauen Wölfen erschossen, die nicht ermittelt werden.

27.1.97 Der gerade neu akkreditierte Botschafter Nagorny Karabaghs in Tiflis überlebt den Mordanschlag aseritürkischer Extremisten wie durch ein Wunder unverletzt.

April 97 Türkei: der Islamist Erbakan wird von der Armee zum Rücktritt gezwungen.

4.4.97 Türkennazichef Türkeş verblichen.

29.4.97 Chemical Weapons Convention in Kraft (geöffnet 13.1.93) – der Armenien nicht beigetreten ist.

Mai 97 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in Canada und den USA in Begleitung des in den USA geborenen Außenministers Hovannisyan. Zusammenkunft mit Ministerpräsident Chretien. Im Weißen Haus Empfang durch US – Präsident Clinton und Besuch der großen exilarmenischen Gemeinden in Boston und Los Angeles.

Mai 97 Iran: der Reformer Chatami wird zum Staatspräsidenten gewählt.

Mai.97 Karamanlis im Interview mit dem Figaro: „Mussolini hat Ionien gerettet. Ohne seine imperialistische Politik wären wir nicht unter britischen, alliierten Schutz gekommen und die Türken hätten Ionien besetzt und vollendete Tatsachen nach Türkenart geschaffen."

Mai 97 Der Staatsrat Griechenlands untersagt – in Ionien sind von dem Konzern Eurogold Goldminen entdeckt oder auch schon in Betrieb genommen worden - den Gebrauch von Zyanid zur Goldgewinnung.

7.7.97 Die Staatspräsidenten Griechenlands und Rußlands – Stefanopoulos und Jelzin – weihen bei Krini an der Küste Ioniens vor Chios am Jahrestag des russischen Seesieges über Türkenflotte in der „Schlacht bei Tschesme" 1770 große Siegessäule ein. - Jelzin zur Empörung der Griechen und zur Häme der Türken leider in aufgeräumter, angetrunkener Stimmung.

Oktober 97 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in Uruguay und Argentinien. Zusammentreffen mit den Staatspräsidenten Sanguinetti und Menem. Abschluß von Freundschaftsverträgen.

Befeuerung türkischer Verschwörungstheorien gegen den argentinischen Präsidenten Menem im Zusammenhang mit der Botschaftsbesetzung vom Mai 94, zumal seine Vorfahren aus Syrien stammen und er als „Apostat" vom Islam zum Katholizismus übergetreten ist.

12./13.12.97 EU – Gipfel, Luxemburg: Bundeskanzler Kohl verhindert Kandidatenstatus für Türkei. Darauf türkische Hetze und Agitation gegen „christlichen Club".

1998/99 USA propagieren den international schon lange diskutierten Bau einer Ölpipeline aus Baku an die „türkische Riviera" zur Meidung russischen und iranischen Territoriums und der türkischen Meerengen sowie einer Gaspipeline aus Baku in die Türkei. Ständige US - Sondierung zwischen Ankara, Jerewan und Baku. Armenien besteht auf der Formel >no gas, no oil<: ohne Gaspipeline keine Pipeline durch Armenien – gegen das georgisch – türkische Projekt einer Gaspipeline Baku – Poti – Samsun durchs Schwarze Meer.

Jelzin droht erneut (diesmal inoffiziell) mit dem Abzug russischer Truppen aus Armenien bei Pipelineverlegung aus Baku. Der Iran verschließt sich Rußlands Sondierung kombinierten Drucks auf Armenien: weder die faktische Restauration quasisowjetischer Kontrolle im Transkaukasus, noch ein nationalistisches Regime in Baku liegen in seinem Interesse.

Mai 98 Armenien bietet – als Führungsmacht des Monophysitismus - umgehend und erfolglos seine Vermittlungsdienste in der grausigen Absurdität des Grenzkrieges zwischen Äthiopien und Eritrea an.

Juni 98 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in Holland und Deutschland. Zusammenkunft mit Ministerpräsident Kok und Königin Beatrix sowie Bundeskanzler Kohl und Bundespräsident Herzog. Rückgabe in armenischer Verwahrung befindlicher Beutekunst an Deutschland.

Juli 98 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in Yugoslavien: Unterstützung seiner territorialen Integrität (Kosovo). Zusammenkunft mit dem yugoslavischen Staatspräsidenten Milošević. – Armenien orientiert seine Balkanpolitik strikt an derjenigen Griechenlands.

September 98 Besuch des iranischen Staatspräsidenten Chatami in Jerewan, wo er als erster bedeutender Staatsgast den Zizernakaberd aufsucht.

13.9.98 Die Große Moschee Ulu Camii in Musch, Museum seit einem Dreivierteljahrhundert, wird am Heiligkreuzfest von Katholikos Karekin I. als Heiligkreuzkathedrale geweiht – von türkischen Massenblättern mit habitueller und debiler Hetze kommentiert.

Damit Höhepunkt und Abschluß der 90/91 begonnenen Konsekration einiger in der Sowjetzeit umfunktionierter Moscheen in Westarmenien, darunter auch Rekonsekration solcher, die in der Türkenzeit von Kirchen zu Moscheen gemacht wurden.

Oktober 98 Türkei fordert vom Libanon – der unter Kriegsdrohungen einlenkt - die Ausweisung des PKK – Führers Öcalan. In Beirut antitürkische Massenkundgebung auf der Place des Martyrs. Scharfer Protest Armeniens gegen türkische Kriegsdrohungen.

14.10.98 Smyrna: Mesrop II. (*1956) wird zum 82. Armenischen Patriarchen von Konstantinopel gewählt. Die Türkei verweigert ihm - wie seinen Vorgängern Shenork (November 75) und Karekin II. (Oktober 90 - März 98 +) - die Einreise. - Am Patriarchensitz Tod des letzten armenischen Priesters in der Türkei.

Januar 99 Die UEFA untersagt Club aus Trapezunt den Wechsel von der armenischen in die griechische Fußball – Liga.

15.2.99 Festnahme des PKK - Führers Öcalan durch den türkischen Geheimdienst in Nairobi. Aktivisten verzichten auf Attacke auf das israelische Konsulat in Berlin. - Beginn der Phase vorübergehender Inaktivität der PKK.

Türkenpräsident Demirel nennt Griechenland anschließend einen „Schurkenstaat".

24.3.99 NATO – Luftangriffe auf das Kosovo (bis 10.6).

April 99 Aufnahme Armeniens in den Europarat (gemeinsam mit Nagorny Karabagh, Aserbaidshan und Georgien).

2.4.99 Armenien und Nagorny Karabagh treten dem Kollektiven Sicherheitspakt (CST, dann CSTO) ehemaliger Sowjetrepubliken zum Verzicht auf Gewalt und Eintritt in äußere Militärallianzen – anläßlich seiner Verlängerung - bei. Deutliches Signal russisch – armenischer Entspannung.

Georgien und Aserbaidshan treten aus.

18.4.99 Türkei: Ultranationalistische MHP wird zweitstärkste Partei und unter Eçevit erneut Regierungspartei (9.6, wie 1975), nachdem sie sich – gerade im Hinblick auf Alijev in Baku - zu außenpolitischer Zurückhaltung verpflichtet hat.

1.5.99 Griechenland und Armenien treten mit Inkrafttreten ihrer Charta der BSEC (Schwarzmeerwirtschafts – Kooperation, gegr. 25.6.92, Sitz Konstantinopel) bei.

30.5.99 Wahlen zur Nationalversammlung Armeniens: HHS wird stärkste Fraktion – Historische Niederlage der Kommunisten. HKK fällt vom ersten auf den dritten Rang. Urteil der OSZE zu den Wahlen: „Frei, aber unfair." Keine Wahlfälschung wie 4 Jahre zuvor.

Sehr zersplittertes Parteisystem mit sehr vielen Unabhängigen (20 – 25% der Abgeordneten der Nationalversammlung). Führend: HHS (Pannationale Bewegung der Armenier), die „Staatspartei" der III. Republik und die national renommierte KP/HKK. Von Bedeutung auch noch zwei der drei Traditionsparteien der I. Republik: deren „Staatspartei", die nationalistische HHD/Daschnak (Armenische Revolutionäre Föderation, gegr. 1891 in Tiflis) und die HK/Hundschak („Glocken" Partei, gegr. 1887 in Genf) – die RAK/Ramkavaren (Liberal – Demokratische Partei – vor 1921 und Fusion mit anderen SRK Konstitutionell – Demokratische Partei) sind dagegen marginalisiert.

30.5.99 Historischer Sieg der liberalen Nea Dimokratia bei Wahlen zum Autonomierat Pontus´ vor den Kommunisten und der exkommunistischen Regierungspartei PSDE, die auf den dritten Rang abstürzt. Die längste Parteiherrschaft der Welt, die der KP des Pontus und ihrer Nachfolgepartei, geht nach fast 80 Jahren zuende. Hauptgründe: Wirtschaftskrise, wachsender Rückstand auf Armenien, verbreitete Korruption in der Regierungspartei.

Die neue Regierung eröffnet nach armenischem Modell liberale Wirtschaftspolitik in Abstimmung mit der Diaspora, die ihren Wahlkampf unterstützte.

29.6.99 Der Katholikos Karekin I. (*1933) verstirbt in Etschmiadsin.

7.8.99 Angriff islamischer Kämpfer in Dagestan. Putin wird Ministerpräsident Rußlands (9.8).

17.8.99 Schweres Erdbeben in der Türkei. Griechisches Hilfsangebot auf Verlangen der MHP abgewiesen.

Oktober 99 Beginn eines neuen russischen Feldzugs gegen die Tschetschenen.

27.10.99 Karekin II. (*21.8.1954) wird zum 132. Katholikos der Armenier gewählt.

17.11.99 Am türkischen Nationalfeiertag (nach dreijähriger Renovierung) Wiederöffnung des „Atatürk – Geburtshaus" - Museums in Saloniki nach 36 Jahren.

18.11.99 Am Rande des 7. OSZE – Gipfels in Konstantinopel unterzeichnen die Präsidenten der USA, der Türkei, Aserbaidshans und Armeniens – ohne direkte Begegnung Ter – Petrosyans mit den Türkenführern Demirel und Alijev - Vertrag über den Bau der Baku – Yerevan – Ceyhan – Pipeline (BYC): Finanzierung, Besitz, Wartung, Verlauf, Gebühren, Sperrungsregeln. Armenien setzt ihren Verlauf über eine Länge von 600 km (von ca. 1500 km) über sein Territorium unter der zusätzlichen Klausel durch, daß keine Gaspipeline zu seiner Umgehung durchs Schwarze Meer gelegt wird.

Die beiden am Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs teilnehmenden armenischen Präsidenten Ter – Petrosyan und Kotscharjan besuchen anschließend außerhalb des Protokolls gemeinsam und in Begleitung des französischen Konsuls das verwaiste Armenische Patriarchat in Konstantinopel.

Ter – Petrosyan verteidigt das Abkommen in der Nationalversammlung unter Hinweis auf die strategische und finanzielle Stärkung Armeniens.

Dezember 99 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in China. Zusammenkunft mit Staatspräsident Jiang Zemin. Handelsabkommen.

Dezember 99 Der armenische Außenminister Hovannisyan (seit Oktober 91) tritt zurück und widmet sich in Jerewan wissenschaftlicher Arbeit. Zum Nachfolger wird sein bisheriger Stellvertreter Vartan Oskanyan (*1955 in Syrien) ernannt.

10./11.12.99 EU – Gipfel, Helsinki: Türkei wird Beitrittskandidat, auch auf massiven Druck der USA.

Ministerpräsident Simitis verlangt anschließend – auf Druck seiner Minister, des Parlaments und der Öffentlichkeit Griechenlands – Änderung offizieller Landkarten in der Türkei bezüglich Ioniens. Beginn des griechisch – türkischen Kartenstreits.

31.12.99 Rußland: Jelzin tritt ab. Putin wird neuer Zar. Ende der Smuta?

Um 2000 Postsowjetismus in Armenien: unterentwickelter Parlamentarismus, unzureichende Teilung und Kontrolle der Gewalten – bei Konzentration der Macht beim Staatspräsidenten. Die Regierung kontrolliert große Teile der Medien (Presse, TV, Rundfunk), die Justiz kann nur als eingeschränkt unabhängig bezeichnet werden, es kommt noch zu Polizeiübergriffen auf ethnische (auch Revanche für Angriffe auf „Schwarzärsche" in Rußland) und religiöse Minderheiten, in Ausnahmefällen auch noch gegen die Opposition, es kommt noch zu Fälschungs- und Bestechungsvorfällen bei Wahlen.

Um 2000 Armenien wird international (mit dürftigen Geographiekenntnissen) als „Kaukasischer Tiger" bezeichnet: Wirtschaftswunderland mit zweistelligen Wachstumsraten und verfallender Armutsquote, bei – im Vergleich zu anderen Staaten der GUS – den mit Abstand günstigsten Unternehmens- und Investitionsbedingungen. Phänomene: Auftreten – wenn auch noch geringer - ausländischer Kontraktarbeit aus dem Iran (Abkommen), Georgien (Sonderstatus für Armenier mit georgischem Paß) und der Ukraine. Ausbreitung der Prostitution slawischer Provenienz aus Rußland und der Ukraine.

Um 2000 Armenien verfügt über weite landwirtschaftliche Flächen, Viehwirtschaft (Schafzucht in westarmenischen Almlandschaften) und Forstwirtschaft, umfangreichen Bergbau (Braunkohle am Van – See; Gold-, Silber-, Blei-, Eisen- und Kupfervorkommen im westarmenischen Bergland), Energiequellen durch Wasserkraft, viel traditionelles Handwerk (Silberjuweliere am Van – See, Teppichproduktion, Seidenweberei und Schmiedekunst) und eine Tourismusbranche. Die nationale Produktion ist in erheblichem Maße selbständig, mit offenen und zentralen Handelswegen.

In Pontus am Schwarzen Meer Kupfergruben und Wälder, auf guten Böden Anbau von Haselnüssen, Tee, Tabak, Mais. Handelsschiffahrt, Fischerei und Tourismus an der Küste.

Um 2000 In Armenien akute nationale Problematik niedriger Geburtenzahlen mit Tendenz zur Zweikindfamilie im Vergleich zur enormen Vermehrung von Turkmuslimen und Kurden. Zudem dramatisch steigender Druck illegalen Transfers von Migranten und Drogen aus Vorder- und Zentralasien nach Europa und Ausbreitung ihrer begleitenden Problematik: Drogenkonsum und AIDS.

Zur wirksameren Bekämpfung des Migranten- und Drogenschmuggels Abkommen mit dem Iran.

2000/01 In Pontus Forcierung der Verdrängungspolitik nach türkischem Modell gegen griechischsprachige Pontusmuslime unter dem Eindruck türkischer Drohungen: 30 000 (von ca. 50 000 1993) haben Pontus in die Türkei, nach Abchasien, Schweden, Nord- und Südamerika und Australien verlassen. Die Ministerpräsidentin intern: „Nach dem was geschehen ist, gibt es bei uns keinen Platz mehr für Türken."

In Pontus gab es – im Gegensatz zu Armenien (Hemşinli ausgenommen) – keine ethnische und sprachliche Trennung analog der religiösen Trennung zu den Muslimen.

2000/01 Armenien und die Armenier in Georgien unterstützen Georgien bei seinem auch militanten erfolgreichen Widerstand gegen die Neuansiedlung der aus Zentralasien zurückgekehrten türkischen Mescheten in seinem Südwesten (Mescheten werden als Staatenlose in Krasnodar, Rußland angesiedelt und ziehen 2004/05 in die USA um).

2000 Die größten Städte Armeniens und Pontus: Jerewan (800 000), Trapezunt (500 000), Arzen (450 000), Van (220 000), Kumairi (100 000), Kars (70 000), Musch (60 000).

2000 In Armenien Einleitung der sukzessiven Sanierung und Modernisierung von Infrastruktur, öffentlichen Diensten, Energieversorgung, Katastrophenschutz (Erdbeben) in der zweiten Legislatur der Nationalversammlung im Zeichen des Araratismus. – Anlage von Infrastruktur und Produktion stets auch unter Verteidigungsaspekten.

2000 Einrichtung eines großen Nationalparks in Westarmenien nach US – amerikanischem Modell. Unter Schutz werden insbesondere der Syrische Braunbär und der Kaukasische Leopard gestellt. Daneben – auch im Interesse der Tourismusbranche – Eröffnung eines staatlichen und privaten Aufforstungsprogramms. Das Naturschutzministerium erläßt Bestimmungen zum Schutz von Luft, Boden und Gewässern, deren Verschmutzung nicht mehr bloß symbolisch sondern scharf besteuert wird. Der Sewan - See erholt sich seit dem Ende der 90er Jahre wieder zu Armeniens fischreicher „Blauer Perle".

2000 General Andranik wird nach seiner Überführung aus Paris in Anwesenheit des Katholikos und des Staatspräsidenten mit militärischem Zeremoniell in Jerewan beigesetzt.

2000 Armenien beginnt mit der diskreten und intensiven Unterstützung der armenischen Diaspora in Frankreich im Widerstand gegen die EU – Mitgliedschaft der Türkei.

2000 Die USA und Rußland nehmen direkte diplomatische Beziehungen zu Nagorny Karabagh auf und richten Vertretung in Stepanakert ein (Armenien 1992 – Griechenland 1993 – Frankreich, Iran, Australien 1994 – Libanon 1995 – Georgien 1997).

2000 Demographie in Lasistan, dem von Armenien umschlossenen Pendant zu Pontus: 600 000 Lasen (konzentriert im Westen), 350 000 muslimische (Adscharen) und 120 000 christliche Georgier (konzentriert im Osten); daneben unbedeutende Minoritäten von u.a. Armeniern, Griechen, Türken.

2000 Rangliste der Städte mit der größten griechischen Bevölkerung im klassischen Raum: 1. Athen (2 Millionen) 2. Smyrna (1 350 000) 3. Trapezunt (350 000) 4. Piräus und Saloniki (je 200 000) 5. Patras (140 000). Die zweit- und drittgrößte griechische Stadt liegt in Kleinasien.

2000 Jeder fünfte mutterländische Grieche siedelt in Kleinasien - wo ein Achtel des griechischen Territoriums liegt - davon Zweidrittel in Smyrna. In Smyrna, am Sitz des Armenischen Patriarchen von Konstantinopel, leben als Minderheiten 100 000 Armenier und im Judenviertel Karataş 50 000 sephardische Juden. Daneben auch noch kleine italienische Gemeinde in Smyrna.

2000 Zypern – Demographie: 700 000 Griechen, 15 000 Armenier und Maroniten, 2000 Türken.

2000 Istanbul, die türkische Megapolis, erreicht eine Einwohnerzahl von 15 Millionen und steht – ohne türkische Kontrolle über Smyrna und Arzen - unter enormem Zuwanderungsdruck aus Anatolien.

2000 Christliche Demographie im Sandschak Alexandrette (vgl. 1950): 150 000 Aramäer (60 000) – 45 000 Armenier (30 000) – 20 000 Griechisch – orthodoxe Araber und Griechen (10 000). Syrien hat als einziges arabisches Land noch eine kleine griechische Minderheit.

Januar 00 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in Jerusalem – im Armenischen Viertel – und in Gaza. Zusammenkunft mit dem Armenischen Patriarchen von Jerusalem, dem israelischen Ministerpräsidenten Barak und PLO – Chef Arafat.

Januar 00 Internationaler Skandal um den türkischen „Selim Plan" (nach Sultan Selim I. 1512 – 20, datiert Dez. 94) - ein der Pariser Zeitung Le Monde aus dem Verteidigungsministerium in Ankara zugespieltes Memorandum, das detailliertes Szenarium zur Turkisierung Kleinasiens durch Aufteilung Armeniens, Annexion Pontus und Ioniens und Wegnahme der griechischen Inseln beinhaltet. Ankara: „PKK – Fälschung."

Im Westen gelegentliche Irritation über Landkarten und Schulbücher in der Türkei, revanchistische Äußerungen, ultranationalistischer Positionen und Kundgebungen, die Stärke der MHP, die Rachevisionen der türkischen Populärkultur an Griechen und Armeniern (so in TV – Serien) – all dies im Gegensatz zur offiziellen Linie der Türkischen Republik. Hingegen verbreitete Gewißheit in Griechenland und Armenien, daß der berüchtigte „Nationalpakt" Agenda der Türken ist und bleibt: alleine schon an Bezeichnungen wie „Ostanatolien" für Westarmenien und „Izmir" für Smyrna offensichtlich.

4.1.00 Am 85. Jahrestag der militärgeschichtlich beispiellosen Niederlage der Türken bei Sarikamish enthüllen Staatspräsident Ter – Petrosyan und der russische Botschafter gemeinsam eine Siegessäule. Auch Signal der armenisch – russischen Aussöhnung.

22.3.00 Stepanakert: NKR – Staatspräsident Kotscharjan entgeht knapp der Ermordung bei Attentat. Hintergrund: Machtkampf mit dem entlassenen Oberbefehlshaber der NKR – Streitkräfte Samvel Babayan – der wegen Organisation des Attentats zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt wird.

April 00 Freundschaftsvertrag zwischen Armenien und Rußland durch Außenminister Oskanyan im Kreml. Offizielle Regelung faktischer militärischer Beziehungen durch Militärbündnis und Stationierungsvertrag auf 10 Jahre (exclusive russische Rechte, u.a. Stationierung von 25 000 Soldaten, Liegerechte der Schwarzmeerflotte in Trapezunt). Abkommen über Handel, technische und wissenschaftliche Zusammenarbeit. Rußland erkennt ausdrücklich die Grenze zwischen Armenien und Georgien (gegen Republik Lasistan) an.

April 00 Der Pergamonaltar, zurück aus Berlin, wird wieder in Pergamon in Ionien aufgestellt und von Bundespräsident Rau offiziell übergeben. - Der diesbezügliche Antrag, von der griechischen Regierung im Juni 45 gestellt, war von Stalin, der DDR und der Regierung Kohl abgelehnt worden.

Mai 00 Griechenland veranstaltet in Ionien grandiose Feiern zum 3000jährigen Bestehen des kleinasiatischen Griechentums. Enthüllung des gigantischen Monuments eines sitzenden Homer in Smyrna. Ehrengäste: Königin Elisabeth II., der russische Staatspräsident Putin, der italienische Staatspräsident Ciampi, der ägyptische Staatspräsident Mubarak und der armenische Staatspräsident Ter – Petrosyan - der im Anschluß die armenische Gemeinde in Smyrna und Athen besucht.

17.5.00 Kopenhagen: Vor dem UEFA - Cupfinale Arsenal – Galatasaray Zusammenstoß zwischen englischen und türkischen Fans. Drei Engländer werden erstochen.

29.5.00 General Dro wird nach seiner Überführung aus Boston/USA in Anwesenheit des Katholikos und des Staatspräsidenten mit militärischem Zeremoniell in Aparan, einem Städtchen auf dem Schlachtfeld von Sardarabad, beigesetzt.

Juni 00 Nach wiederholten Provokationen ohne Warnung und in gezielter Aktion Abschuß von drei türkischen Maschinen durch Mig-29 - Jäger und S-300 - Raketen über Westarmenien – überlebender Pilot wird im Schleudersitz erschossen. Präsentation im TV mit Videobeweis.

Türkei protestiert gegen „kriminellen Akt". Am Bosporus Beschießung eines pontischen Schiffes unter armenischer Flagge durch Zivilisten. Ultranationalistische Regierungspartei MHP verlangt in mächtigen Kundgebungen die Kriegserklärung an Armenien und verläßt das Kabinett. Regierungseintritt der Çiller. - Armenien schließt die Grenze, ordnet Alarmbereitschaft und Teilmobilmachung an und droht mit Pipelineboykott bei erneuter Bedrohung, Verletzung oder Diskriminierung (Repressalien an den Meerengen) seiner Souveränität. Verteidigungsminister Sarkissian profiliert sich als antitürkischer hardliner. Clinton – Telefonat nach Ankara und Jerewan. EU ermahnt – gegen Einspruch Griechenlands – „beide Seiten". Türkische Botschafter in Moskau und Athen werden einbestellt.

10.6.00 Syrien: Tod des „Löwen von Damaskus". Wechsel in der herrschenden Assad – Dynastie.

Juli 00 Armenien öffnet die Grenze zur Türkei wieder - und teilt mit, daß die Überreste der türkischen Piloten nicht übergeben werden, daß es kein „türkisches Heldenbegräbnis für Aggressoren" geben werde.

Juli 00 Zuspielung eines Memorandums des armenischen Verteidigungsministeriums an das türkische Massenblatt Milliyet. Darin: „Im Falle forcierter türkischer Aggression ist die Anerkennung und Unterstützung kurdischer Autonomie östlich des Euphrats – bei ausdrücklichem Verzicht auf armenisches und iranisches Territorium – eine logische Widerstandsoption."

Juli 00 Camp David/USA: Arafat schlägt umstrittenes Angebot Ministerpräsident Baraks zur Teilung Jerusalems aus. Das Armenische Viertel fällt nicht unter palästinensische Kontrolle.

Oktober 00 Besuch des ägyptischen Staatspräsidenten Mubarak in Jerewan.

Oktober 00 Türkei verhindert Verurteilung des Genozids durch das US – Repräsentantenhaus mit der Drohung, den USA ihre Stationierungsrechte zu entziehen.

29.10.00 Transitzwischenfall: Aseritürkischer Milizionär ermordet im Latschin – Korridor drei armenische Transitreisende (bislang lediglich Schlägereien zwischen armenischen und aseritürkischen Transitreisenden). Armenien droht mit bewaffnetem Geleitschutz bei Wiederholung. Aserbaidshan richtet den Mörder und zwei „Mitverschwörer" hin.

November 00 USA: G. W. Bush jr. in umstrittener und knapper Wahl zum Präsidenten gewählt.

Dezember 00 Armenische Nationalversammlung beschließt – in Pontus schon 1992 - Abschaffung der Todesstrafe (auch auf europäischen Druck), die 1993 zuletzt an dem Bandenführer Gagik Tsarukyan vollstreckt wurde.

Zudem Legalisierung der Homosexualität unter Erwachsenen.

Dezember 00 Novellierung des Religionsgesetzes (1991) in Armenien: Ausländern wird die Missionstätigkeit für „nichttraditionelle Gemeinschaften" – evangelikale Sekten - verboten und durch eine Registrierungsvorschrift (Apostolische Kirche und Griechische Orthodoxie ausgenommen) die Scientology – Sekte verboten: nicht „rein spiritueller Natur" und nicht in „historisch anerkannten heiligen Schriften" gegründet.

Wegen polizeilichen Übergriffs auf US – Missionare Einbestellung des armenischen Botschafters in Washington. USA auch verstimmt über Gefängnisstrafen gegen Zeugen Jehovas, die Militärdienst verweigern.

2001 Beginn des Ausbaus und der Modernisierung des Hafens von Trapezunt – auch militärischer Anlagen und Befestigungen („Sewastopol – Programm") – mit russischer und griechischer Beteiligung. – Spekulationen nationalistischer türkischer Blätter.

2001 Die eigenartig diachrone Renaissance und Regeneration eines christlichen Staates ist zu konstatieren. Die Armenier waren die einzig christlich geprägte Nation des 20. Jahrhunderts, die Muslimen Siedlungsgebiet abnahm, statt es an sie zu verlieren, die sich gegen den Islam im Vormarsch, nicht auf dem Rückzug befand. Türken und Kurden verloren über 100 000 Qkm Siedlungsgebiet: die erfolgreichste Befreiung vom Islam seit der Reconquista.

1.1.01 In Pontus tritt ein Armenien (weitestgehend) angeglichenes Straf- und Zivilrecht in Kraft.

Januar 01 Staatspräsident Ter – Petrosyan ernennt den parteilosen Staatspräsidenten Nagorny Karabaghs Kotscharjan, als Nachfolger Armen Sarkissians (seit 4.11.96), mit Auslaufen seiner Amtszeit (wie im November angekündigt), zum Ministerpräsidenten Armeniens - der umgehend eine Reform der Präsidialverfassung ankündigt.

Außenminister Arkady Ghukasyan (44) wird im ersten Wahlgang zum Staatspräsidenten Nagorny Karabaghs gewählt.

Januar 01 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in Indien, auch in Madras und Kerala. Zusammenkunft mit Ministerpräsident Vajpayee. Vertrag über wirtschaftliche und technische Kooperation.

Januar 01 Veröffentlichung eines revisionistischen Werkes in Armenien. Kritik an „Selbstgerechtigkeit" und „Opferperspektive": auch Armenier seien Täter gewesen, Versöhnung und Dialog müßten möglich sein. Heftige publizistische und gesellschaftliche Auseinandersetzung. Der Autor wird bei Lesung tätlich angegriffen.

29.1.01 Frankreich erkennt durch Präsidialdekret – von Chirac lange hinausgezögert, nach entsprechenden Beschlüssen von Kammer (28.5.98) und Senat (7.11.00) - den Genozid an. Scharfer Protest der Türkei. Rückzug von Aufträgen und Abbruch der Beziehungen zwischen Universitäten.

25.3.01 Der griechische Nationalfeiertag ist erstmals auch in Pontus als „Tag des Griechentums" gesetzlicher Feiertag (zugunsten des zweiten Neujahrstages).

25.3.01 Patras: am griechischen Nationalfeiertag zum 180. Jahrestag des Beginns des Aufstands gegen die Türken Gründung des „Komitees zur Verteidigung des Hellenismus", das zur einflußreichen pressure group gegen die EU – Mitgliedschaft der Türkei wird und die Massen in Ionien mobilisiert. Vorsitzender wird der nationalistische Anwalt Makis Voridis (*1964 in Smyrna).

15.4.01 Katholikos Karekin II. weiht mit der Ostermesse in Anwesenheit der Republikführung die neuerbaute Kathedrale „Gregor der Erleuchter" am Fuße des Ararat ein. - Der Ostersonntag ist erstmals nationaler gesetzlicher Feiertag.

Mai 01 Staatspräsident Ter - Petrosyan wird im Kreml von Zar Putin empfangen.

Mai 01 Historischer Besuch des Papstes zunächst im europäischen Griechenland, dann in Syrien – einschließlich des Sandschaks Alexandrette, urchristlichem Boden.

August 01 Der australische Premierminister John Howard besucht Armenien - auch den Zizernakaberd bei Jerewan – und Pontus (im November Parlamentswahlen down under) und hält in Trapezunt scharfe antitürkische Rede gegen den Genozid an Pontusgriechen und Armeniern. Die Türkei setzt alle Kontakte zu Australien aus. Krawalle zur Ausreise der Diplomaten Canberras aus Ankara.

11.9.01 „Nine – Eleven". Beginn einer Neuen Epoche.

21.9.01 Am 10. Unabhängigkeitstag im 1700. Jahr der Erhebung des Christentums zur Staatsreligion Grundsteinlegung der neuen Hauptstadt Araratia - öffentliche Gebäude im neoklassizistischen Stil - im Zentrum Armeniens an der Arax (bei Karakurt zwischen Arzen und Jerewan) durch Staatspräsident Ter – Petrosyan.

Ausdruck der Ideologie des Araratismus, die den Aufbau eines neuen armenischen Staates fordert.

23.9.01 Die armenische Nationalversammlung verabschiedet mit jeweils knapp erforderlicher Zweidrittelmehrheit Reform der Präsidialverfassung bezüglich der Föderation und eine parlamentarische Verfassung nach griechischem und pontischem Modell in Armenien. Der Staatspräsident wird damit auf seine Funktion als Garant der Föderation mit Macht über die Föderationsministerien - Äußeres, Verteidigung, Finanzen – beschränkt, die Bestimmung zur einmaligen Wiederwahl aber aufgehoben. Außerdem Erhöhung der Sitze der Nationalversammlung (von 181 auf 201, davon 40 statt 36 für Pontus).

Die Föderation betreffende Artikel werden vom Autonomierat in Trapezunt ohne Plebiszit gebilligt.

26.9.01 Im Rahmen seines Besuches in Etschmiadsin und Jerewan besucht Papst Johannes Paul II. das Genoziddenkmal in Jerewan.

7.10.01 Ministerpräsident Kotscharjan wird schon im 1. Wahlgang zum neuen Staatspräsidenten Armeniens gewählt - nachdem Ter – Petrosyan verfassungsgemäß nicht mehr kandidieren darf – und ist damit nach seiner Vereidigung Oberhaupt beider armenischer Staaten gewesen.

Der Kandidat der HKK gelangt - hinter dem der Daschnaken - nur auf Rang 3. - Die Regierung Pontus´ hat Kotscharjan uneingeschränkt unterstützt.

10.10.01 Erster Zensus in Armenien und Pontus als unabhängiger Gesamtstaat.

Die Bevölkerungsdichte Armeniens entspricht lediglich etwa der des Iran … aufgrund des grausigen Fehlens der Nachkommen von 1.5 Millionen Mordopfern. Die Titularnation ist durch Geburtenüberschuß und größere Immigration aus der Diaspora als Emigration in sie auf 4 500 000 gewachsen (1991 – 2001). - In Armenien leben als Minderheiten 200 000 Russen, die größte Gemeinde im Transkaukasus – unter ihnen die sektiererischen Molokaner aus vorsowjetischer Zeit, 100 000 Yesiden (nichtmuslimische Kurden), 50 000 Aramäer, 20 000 Hemşinli (im 16. Jhrdt. zum Islam abgefallene Armenier zwischen Trapezunt und Arzen), Griechen und Zigeuner.

Seit Mitte/Ende der 1990er Verfünffachung der sehr kleinen aramäischen Minorität durch Zuwanderung (vornehmlich) aus dem Iraq und faktische Auflösung der winzigen jüdischen Minorität durch Abwanderung nach Israel. - Es gibt (fast in baltischem Verhältnis) mehr Russen in Armenien als Armenier in Rußland.

In Pontus ca. 800 000 Schwarzmeergriechen, 100 000 Armenier und 100 000 Russen - die Hälfte der Armenier und fast alle Russen Pontus´ in Trapezunt, wo sie zusammen 30% der Bevölkerung ausmachen.

November 01 Der neue Staatspräsident Kotscharjan ernennt den populären Verteidigungsminister Vasgen Sarkissian zu seinem Nachfolger als Ministerpräsident Armeniens: Wiedereintritt der Daschnaken in die Regierung (wie 1995/96).

Sersch Sarkissian (*1954 in Stepanakert) wechselt vom Verteidigungsministerium Nagorny Karabaghs in das Armeniens.

November 01 US – Botschafter in Jerewan bietet Einleitung des NATO – Beitritts an (Pipelineschutz). Staatspräsident Kotscharjan lehnt kategorisch ab. – Armenien und Nagorny Karabagh stellen Antrag auf Assoziierung mit der EU.

Ein hoher Beamter des State Departement inoffiziell: „The fixation of the Wilsonian border in 1920 was a mistake – it didn´t pay any dividends at all."

Dezember 01 Sozialistische und liberale Gruppierungen und Parteien Armeniens schließen sich in dem Wahlblock Ardartyun (Gerechtigkeit) zusammen – darunter auch die Hundschaken. Programm der „Europäisierung" des Landes.

Januar 02 Ein Journalist, der die Verbindung zwischen Geheimdienst und ASADA recherchiert, „verunglückt" tödlich. Scharfe Ermahnung Armeniens durch die EU.

April/Mai 02 Militante Palästinenser besetzen die Geburtskirche in Bethlehem, wo sie von der israelischen Armee belagert werden. Scharfer Protest Armeniens in Tel Aviv und Gaza. Beilegung durch von EU unterstützte armenisch – griechische Initiative: Räumung der Kirche, Asyl für vier Palästinenser in Armenien, vier in Griechenland, vier in der EU.

21.4.02 Israelisches Militär legt Schneise durch Grundstück des Armenischen Patriarchats bei Bethlehem, um Sicherheitsmauer mitten hindurch zu ziehen.

Mai 02 Besuch des russischen Staatspräsidenten Putin – der auch den Zizernakaberd aufsucht - in Jerewan.

21.6.02 England scheitert im World – Cup an Brasilien: damit kein brisantes Halbfinale gegen Türkei.

September 02 Erklärung des Außenministeriums in Jerewan: die Aufnahme direkter Beziehungen zu Aserbaidshan hänge von der Normalisierung seiner Beziehungen zu Nagorny Karabagh ab.

18.9.02 Beginn des Baus der ca. 1500 km langen BYC, die unterirdisch verlegt wird.

Oktober 02 Griechische Kommunalwahlen: türkeikritische ND erobert Bürgermeisteramt Smyrnas sensationell von PASOK.

31.10.02 Fenerbahce – Panathinaikos. Ausschreitungen von Türken, die Einnahme Konstantinopels feiern. Panathinaikos setzt sich durch.

4.11.02 Türkei: bei Parlamentswahlen gewinnt die islamistische AKP große absolute Mehrheit der Sitze.

R. Erdogan bildet – anders als sein Ziehvater Erbakan 96/97 – Alleinregierung (14.3.03 Amtsantritt).

Dezember 02 Assoziierungsvertrag EU – Armenien. Zudem Abkommen EU - Armenien zur Kooperation und zur Finanzierung des Einsatzes gegen den illegalen Transfer von Drogen und Migranten. - Die anderen transkaukasischen Republiken können sich für die EU – Assoziierung (noch) nicht qualifizieren.

12./13.12.02 EU – Gipfel, Kopenhagen: Eröffnung des Beitrittsprozesses mit der Türkei.

Der griechische Oppositionsführer Karamanlis kritisiert die Regierung Simitis für die Freigabe der Beitrittseröffnung.

2003/04 Armenische Aliya: Armenien fliegt den Großteil der etwa 20 000 im Iraq verbliebenen Armenier ein.

2003 Beginn des Baus der SCP (South Caucasus Pipeline) – Gaspipeline nahezu parallel zu dem der der BYC und an ihr entlang.

1.1.03 Türkische Farce kasuistischer neuer Richtlinien für offizielle Ionienkarten wirksam (auf Verlangen der EU), die griechisch – türkischen Kartenstreit formal beilegt.

Die neuen Karten kommen nur langsam und vereinzelt in Gebrauch und werden bei nationalistischen Protestveranstaltungen in der Türkei verbrannt.

Januar 03 Memorandum des State Departement beurteilt Zielprojekt des NATO- und EU – Beitritts Armeniens zum Schutz der BYC, der Abdrängung Rußlands und des Drucks auf den Iran auf unabsehbare Zeit negativ: elementare Feindschaft gegen Türken und kein Schutz gegen sie, regionale Isolierung durch Gegnerschaft Rußlands und Irans, Stabilität des Regimes und starke antiamerikanische Strömung in der linken Opposition, außenpolitisches Bündnis des Regimes mit US – Diaspora, die gegen Druck auf Jerewan agitieren wird.

März/April 03 US – amerikanischer Feldzug mit britischer Assistenz gegen den Iraq.

1.3.03 Türkei verweigert USA Durchmarschrecht zum Angriff auf den Iraq. Trotz grundsätzlicher strategischer Partnerschaft Auftakt von Spannungen zwischen Türkei und USA infolge des Iraq – Feldzuges.

März 03 Türkei: Erdogan – Regime bricht mit dem kemalistischen Tabu der „Ostanatolischen Katastrophe". Hintergrund auch: Verdrängung des Genozidschattens über EU – Beitritt.

April 03 Besuch Staatspräsident Kotscharjans in Rom – beim Papst und Ministerpräsident Berlusconi – und in Venedig, auf der Insel San Lazzaro degli Armeni. Thema: Zweistromland.

April 03 Das arabisch – nationalistische Baath – Regime erlaubt die Errichtung eines Denkmals zum türkisch – kurdischen Aramäergenozid im Tur Abdin (galt bislang als Separatismus) in Neu - Midyat. Die Türkei protestiert.

9.4.03 US – Truppen nehmen Bagdad ein. Mesopotamien versinkt in Chaos und Anarchie.

25.5.03 Wahlen zur Nationalversammlung Armeniens. Ardartyun - unter dem Vorsitz Stepan Demirchyans (*1959), Sohn des ermordeten KP – Sekretärs - wird auf Anhieb drittstärkste Kraft hinter den Daschnaken, die sich als zweitstärkste Fraktion behaupten und vor HKK.

Parallel wird per Plebiszit (nur in Armenien) Reform der Föderations- und Republikverfassung - wirksam zur Wahl der nächsten Legislative – gebilligt. Armenien auf dem Weg in die IV. Republik.

Prozeß der fortschreitenden Verbonzung, Korrumpierung und Machtarroganz der Staatspartei HHS.

25.5.03 In Pontus auch unter ND – Regierung Fortsetzung der Doppelwahltradition mit zusätzlicher Wahl des Autonomierates, in dem die ND ihre Mehrheit behauptet, die PSDE nach dem Debakel ´99 auf den zweiten Rang gelangt.

19./20.6.03 Zum Ende der griechischen Präsidentschaft EU – Gipfel in Smyrna, der von teilweise gewalttätigen Massenprotesten gegen das Beitrittsverfahren mit der Türkei überschattet wird - in denen der von „Anti – Globalisierungs" – Demonstranten untergeht, auch abgedrängt wird.

Das kleinasiatische Griechentum – in letzter Konsequenz scheinbar durch den „Zwischenfall" von Çanakkale gerettet - steht in scharfer Gegnerschaft zur EU – Mitgliedschaft der Türkei, bei der es zur Überschwemmung Ioniens durch Türken und Kurden kommen würde.

Sommer 03 Beginn der Massenflucht aus dem in Chaos und Anarchie versunkenen Iraq insbesondere nach Syrien (bis Anfang 2007 gemeinsam mit Jordanien Aufnahme von 1.8 Millionen Flüchtlingen). Die aramäischen Gemeinden im Sandschak nehmende Zehntausende iraqischer Christen auf. Einmal mehr wird der Sandschak zum Refugium orientalischer Christen.

Immigration von Aramäern aus dem Iraq nach Armenien verdoppelt sich auf jährlich etwa 10 000 (10 – Jahres – Perspektive). - Wie bei ihren schon zugewanderten Glaubensgenossen erfolgt ihre Ansiedlung auch unter strategischen Gesichtspunkten in und am Antitaurus und am Van See.

4.8.03 Beginn von Bombenanschlägen auf Kirchen in Mesopotamien: Signal zur Einleitung der Auflösung der uralten christlichen Gemeinden im Zweistromland.

Oktober 03 Besuch Staatspräsident Kotscharjans in Australien.

Oktober 03 Baku: Wechsel in der herrschenden Alijev – Dynastie zum Anlaß von „Präsidentschaftswahlen". Im Rahmen der Prozedur intensivierte Auseinandersetzung zwischen den Grauen Wölfen und dem Regime. Was der Assad – Dynastie in Syrien die Muslimbrüder, sind der Alijev – Dynastie in Aserbaidshan die Nationalisten: Todfeinde.

11.10.03 Istanbul: Schärfste Sicherheitsvorkehrungen zum Fußball - EM – Qualifikationsspiel Türkei - England (0:0).

13.10.03 Bei Trauerveranstaltung am „Märtyrertag" verlangt Ministerpräsident Erdogan von Großbritannien Entschädigung. – Spott englischer Boulevardpresse.

10.11.03 In Smyrna 80 – Jahr – Feier der Neugründung – wegen verhöhnter „Unpäßlichkeit" ohne den scheidenden Ministerpräsidenten Simitis.

10.11.03 V. Einzugsfeier in Istanbul.

20.11.03 Anschlag türkischer Islamisten auf britisches Generalkonsulat und Filiale einer US – Bank in Istanbul - zunächst werden eher türkische Nationalisten als Täter angenommen.

22./23.11.03 Tiflis: Sturz Schewardnadses in der „Rosenrevolution". CIA - Inszenierung? Saakaschwili Staatspräsident.

2004 Das in Pontus vorgeschlagene Verfassungsreformprojekt, den Autonomierat und die pontische Kammer der Nationalversammlung zusammenzulegen, scheitert im Ansatz an vielfachem Widerstand.

19.2.04 Ungarn: Gurgen Markaryan, ein armenischer Offizier, der an NATO – Programm teilnimmt, wird im Schlaf von aseritürkischem Offizier mit Axt erschlagen. Der Täter wird zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt (ohne Möglichkeit früherer Entlassung).

7.3.04 Bei griechischen Parlamentswahlen große Stimmengewinne der Nea Dimokratia in Ionien – wo sie erstmals die PASOK in ihrer Hochburg überflügelt - wegen Bekenntnis zu skeptischer Haltung gegenüber Mitgliedschaft der Türkei in der EU. Kostas Karamanlis (ND) wird Ministerpräsident.

April 04 Türkei nimmt die am 21.9.94 ausgesetzten diplomatischen Beziehungen zum Libanon wieder auf.

1.5.04 Assoziierung EU - Armenien tritt in Kraft.

Staatspräsident Kotscharjan betont vor Nationalversammlung, daß aus sicherheitspolitischen Gründen EU – Mitgliedschaft nicht in Frage komme, eine Zollunion das Maximum europäischer Integration sei.

Mai 04 Lasische Krise: „Pascha" Saka verlangt unter Druck der (meist georgischen) Opposition gegen sein 13jähriges despotisches Regime Aufwertung der Autonomie. Armenien schließt darauf die Grenze zu Lasistan, verlegt Truppen und beruft Reservisten ein. Nach drei Tagen Beendigung der Kriegsgefahr durch den Kreml, der den Despoten Saka und seinen Clan in komfortables Exil nach Moskau ausfliegt (6.5). Die neue georgische Regierung Saakaschwili installiert den jungen Bürgermeister Batumis aus dem Abaschidse – Clan georgischer Muslime als neuen Präsidenten Lasistans.

Juni 04 Türkei: PKK kündigt den Waffenstillstand.

4./5.7.04 In Smyrna und Trapezunt riesiger Jubel um den Gewinn der Fußball – Europameisterschaft durch Griechenland.

8.9.04 Das „Smyrna – Spiel": Torloses und brisantes Qualifikationsspiel Griechenland – Türkei im Venizelos – Stadion (lediglich 1952 zwei Spiele: Griechen 3:1 in Athen, dann 1:0 in Konstantinopel). Türken treten auf Ultimatum der UEFA an, landen mit Fähre, die sie zum Spiel verlassen; keine türkische TV - Berichterstattung. Transparente und Sprechchöre gegen EU – Beitritt der Türkei im Stadion: UEFA - Geldstrafe für griechischen Fußballverband EPO.

Okt./Nov. 04 Die Boule beschließt – auf Druck des kleinasiatischen Griechentums, verzögert durch die Olympischen Spiele in Athen - in zwei erforderlichen Abstimmungen nicht mit der notwendigen Dreifünftelmehrheit sondern einstimmig Antrag auf Verfassungsänderung, die Plebiszit über Beitrittsvertrag EU - Türkei verfügt (im nächsten Parlament durch absolute Mehrheit in Kraft zu setzen). Ankara zeigt sich „irritiert". – Die Simitische Illusionssicherheitspolitik der Zivilisierung/Europäisierung der Türkei ist damit faktisch am Widerstand des Volkes – von Ionien getragen – gescheitert.

16./17.12.04 EU – Gipfel, Brüssel: Freigabe von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei (zum 3.10.05).

Griechenland verlangt die Öffnung der ionischen Grenze im Rahmen der Eröffnung der Beitrittsverhandlungen in einer von der EU zu bestimmenden Form (um türkischen Verhandlungspoker zu unterlaufen).

2005/06 Katastrophe armenischer Nahostpolitik, die auf Friedensverträge Israels mit Syrien und dem Libanon (u.a. Entwaffnung der Hisbollah) und das Arrangement zwischen Syrien und den Christen im Libanon, abzielt(e).

Januar 05 Fertigstellung der längsten und teuersten Pipeline der Welt - der BYC – Pipeline - nach 28 Monaten Bauzeit.

25.3.05 Ministerpräsident Karamanlis von der mutterländischen ND besucht wie sein Onkel vor elf Jahren Pontus – am griechischen Nationalfeiertag. Anschließend in Jerewan, dabei geheime Sondierungsgespräche auf armenische Initiative über „Çesme – Projekt" (Militärallianz Rußland – Armenien – Griechenland) für den Fall militanter Außenpolitik – extrem nationalistisch oder islamisch - der Türkei.

8.4.05 Staatspräsident Kotscharjan besucht die Trauer- und Begräbnisfeier für Papst Johannes Paul II. in Rom.

24.4.05 Zum 90. Jahrestag des Beginns des Genozids Versammlung von 1.5 Millionen Armeniern an der nationalen Gedenkstätte in Jerewan.

25.4.05 Türkei: Ministerpräsident Erdogan eröffnet in Diyarbakir Monument und Museum zum Gedenken an den „Armenischen Muslimgenozid".

26.4.05 Die letzten Truppen Syriens, das unter schweren Druck geraten ist, räumen den Libanon.

Mai 05 Besuch US – Präsident G.W. Bushs in Jerewan (den Zizernakaberd sucht er nicht auf).

Juni 05 Besuch Staatspräsident Kotscharjans in Frankreich. Zusammenkunft mit Staatspräsident Chirac und dem gerade berufenen Ministerpräsidenten de Villepin. Hauptthema: Libanon und Syrien.

Juni 05 Iran: überraschende Wahl des Hardliners Ahmadinedschad zum Staatspräsidenten.

Juni 05 Vertrag zwischen Georgien und Rußland zum Abzug russischer Truppen (bis 2008).

16.7.05 Bombenanschlag der Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) in Bodrum vor der Insel Kos. Türkische Massenblätter spekulieren über Anstiftung durch griechische Tourismus – Konkurrenz.

29.7.05 Anläßlich der Unterzeichnung des „Ankara – Protokolls" (Ausweitung Zollunion Türkei – EU) betont die EU die Verpflichtung der Türkei, als in Verhandlungen stehender EU – Beitrittskandidat, ihre Grenze zu Ionien zu öffnen.

August 05 Skandal: EU – Inspektoren werden auf der türkischen Seite der ionischen Grenze geschlagen und mit Steinen beworfen. Die türkische Regierung entschuldigt sich für den Vorfall, äußert aber auch Verständnis.

3.10.05 Formale Eröffnung der Beitrittsverhandlungen EU – Türkei: EU gibt zehn ionische Grenzübergänge bekannt, die zur ersten Runde der Beitrittsverhandlungen zu öffnen sind.

November 05 Erdogan, Putin und Berlusconi eröffnen in der Türkei die Blue Stream - Gaspipeline durchs Schwarze Meer, die Rußland und die Türkei direkt verbindet.

29.12.05 30 000. Tag der Grenzsperre zu Ionien. Griechenland öffnet anderntags die von der EU fixierten ionischen Grenzübergänge.

Januar 06 „Doppelwahljahr" in Nagorny Karabagh: Staatspräsident Ghukasyan im 1. Wahlgang bestätigt (im Juni Staatspartei ADK bei Parlamentswahlen bestätigt).

Januar 06 Besuch Staatspräsident Kotscharjans in Turkmenistan beim „Turkmenbaschi" Nijasow. Pompöse Inszenierung. Jedoch: der Türkendespot erhält nicht die Unterstützung Armeniens zur von den USA, der EU und den Türken lancierten TCGP (Trans Caspian Gas Pipeline) – die von Rußland und dem Iran opponiert wird, nach deren Definition das Kaspische Meer ein Binnensee, kein Meer ist.

Januar 06 Premiere des bislang erfolgreichsten türkischen Spielfilms Kurtlar Vadisi (Im Tal der Wölfe): diabolische propagandistische Darstellung von US – Amerikanern, Armeniern – und Engländern (Bezug auf „Sackaffäre", 4.7.03 im Iraq).

26.1.06 Sieg der islamistischen Hamas in Palästina.

Februar 06 Besuch Staatspräsident Kotscharjans im Iran. Zusammenkunft mit dem neuen Staatspräsident Ahmadinedschad. Thema: Forcierter Konflikt um iranisches Atomprogramm.

5.2.06 Antichristliche Unruhen in Beirut nach antiwestlichen Unruhen in Damaskus im Zuge des „Karikaturenstreits".

März 06 Armenien und Griechenland entwerfen Geheimprogramm zur zivilen und militärischen Notfallhilfsleistung für Christen im Nahen Osten. Basis und Zentrum: Zypern. – Beginn der Aufstellung von Sonderkommandos in Armenien (Evakuierung bei Pogromen).

2.4.06 Kurdenunruhen in Ostanatolien greifen nach Konstantinopel über. Türkische Presse hetzt gegen „armenische Agenten".

14.4.06 Alexandria: Muslimische Angriffe auf Kopten. Staatspräsident Kotscharjan bestellt den ägyptischen Botschafter ein, um ihm seine Besorgnis mitzuteilen.

22.4.06 Erneuter Mord an einem Armenier in Rußland durch russischen Skinhead, der einen Studenten in Moskau ersticht.

Mai 06 Die „Seidenstraße des 21. Jahrhunderts", die BYC – Pipeline, wird in Betrieb genommen, der auf 40 – 50 Jahre angelegt ist und 2009 seine volle Kapazität erreichen soll. - Beginn der Transiteinnahmen für Armenien.

Mai 06 Besuch des französischen Staatspräsidenten Chirac in Jerewan. Besucht auch den Zizernakaberd (Einladung wegen Verärgerung über seine Türkeipolitik um Jahre hinausgezögert).

15.5.06 Rußland beginnt mit Verlegung seiner beiden Stützpunkte in Georgien nach Armenien. Georgien bekräftigt Ziel eines NATO – Beitritts. Armenien betont Neutralität.

12.6.06 Krise zur Eröffnung der ersten Runde der Beitrittsverhandlungen EU – Türkei, die Öffnung der ionischen Grenze vor EU – Mitgliedschaft verweigert – worauf Griechenland beharrt.

Juli 06 Griechenland und Armenien nutzen Massenflucht aus dem Libanon nach Zypern auch zu gemeinsamer Notfallübung.

13.7.06 In Ceyhan/Türkei Eröffnungsfeier für die BYC – Pipeline - ohne Staatspräsident Kotscharjan.

13.7.06 Einbestellung des israelischen Botschafters in Jerewan aus Protest gegen Luftangriffe auf Beirut.

August 06 Verständigung zwischen Griechenland und Armenien auf Nichtteilnahme an UN – Friedenstruppe im Libanon im Hinblick auf die Situation der dortigen griechischen und armenischen Christen.

14.8.06 Die Regierung des Libanon lehnt die angebotene Beteiligung der Türkei an UNIFIL 2 „aus historischen Gründen" und auf Wunsch Armeniens ab (vgl. Position Israels zu deutscher Teilnahme).

28.9.06 Tiflis: Rußland beruft seinen Botschafter nach der Festnahme von fünf Offizieren ab und verhängt Blockade gegen Georgien (3.10).

8.10.06 Präsidentschaftswahl in Armenien: Kotscharjan setzt sich erneut im 1. Wahlgang durch – hauchdünn. Ardartyun - Kandidat Vasgen Manukyan (60) gelangt nicht in die Stichwahl: Krawalle seiner Anhänger.

Analysten führen das Resultat auch auf die Krisen in den unmittelbaren Nachbarregionen zurück.

12.10.06 Französische Nationalversammlung verabschiedet Gesetz, das die Leugnung des Armeniergenozids unter Strafe stellt.

8.11.06 EU – Kommission fordert von der Türkei Öffnung der ionischen Grenze bis Mitte Dezember.

19.11.06 Pannationale (HHS) und Republikaner (HHK) fusionieren auf Sonderkongreß in Jerewan zur Republikanischen Pannationalen Bewegung der Armenier (HHHS). Der HHK – Vorsitzende Andranik Markaryan (*1951) wird HHHS – Vize.

Nach Sammlung auf der Linken auch Sammlung auf der Rechten: Konzentration der politischen Auseinandersetzung. Die HHD beendet ihre zweite Regierungsbeteiligung nach fünf Jahren.

29.11.06 Bei der Landung in Smyrna zum Besuch in Ephesus betont offizieller und freundlicher Empfang Papst Benedikt XVI. – im Kontrast zur Türkei.

1.12.06 Vor seiner Rückkehr nach Rom besucht Papst Benedikt XVI. das seit 10 Jahren wieder geöffnete Theologische Seminar auf Halki in Begleitung des Patriarchen Bartholomäus.

2.12.06 Nach Krisensitzung des Ministerrats in Athen gibt Außenministerin Dora Bakogiannis – drei Tage nach der abschließenden Weigerung der Türkei, ihre Grenze zu Ionien vor EU – Mitgliedschaft zu öffnen – das Veto Griechenlands gegen weitere Beitrittsverhandlungen EU – Türkei bekannt. – Umgehende scharfe Kritik der USA, Großbritanniens, Italiens und Spaniens am griechischen Veto.

4.12.06 Erdogan läßt sich - nicht unerwartet - zu einem seiner berüchtigten Wutausbrüche hinreißen, droht Griechenland mit dem „gerechten und vergeltenden Zorn der Türkei" und seinen „schrecklichen Folgen" und warnt die EU vor einem Bruch mit der Türkei.

5.12.06 Griechenland beruft seinen Botschafter aus Ankara ab, schließt die am 31.12 geöffneten ionischen Grenzübergänge und verlangt deutliche Reaktion der EU auf die „unerhörten Drohungen" der türkischen Regierung - die von Deutschland und Frankreich verurteilt werden.

8.12.06 Die Türkei bietet die befristete Öffnung von drei Grenzübergängen nach Ionien an.

11.12.06 Brüssel: EU – Außenministerkonferenz ohne Einigung über Beitrittsverhandlungen mit der Türkei.

12.12.06 Autobombenanschlag auf die armenische Kirche in Bagdad, die schwer beschädigt wird – jedoch keine Opfer an Verletzten oder Toten.

15.12.06 Inbetriebnahme der SCP – Gaspipeline (erfolgreiche Erprobung, 21.5): nach Einnahmen aus dem Öl- auch Einnahmen aus dem Gastransit aus Baku für Armenien.

15.12.06 Brüssel: Griechenland weist beim EU – Gipfel „Kompromiß" der Wiederaufnahme der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei (8 von 35 Kapiteln ausgenommen) bei unbefristeter Öffnung von drei Grenzübergängen nach Ionien zurück und kritisiert die Tolerierung türkischer Drohungen.

16.12.06 Oppositionsführer Georgios Papandreou empfängt Ministerpräsident Karamanlis demonstrativ bei der Rückkehr nach Athen.

Großbritannien ergreift durch historische Erklärung Premierminister Blairs bei Zwischenlandung in Ankara offen Partei für die Türkei gegen seinen traditionellen Verbündeten Griechenland in der Frage des türkischen EU – Beitritts. Erdogan erklärt „grundsätzliche Bereitschaft" zur Akzeptanz der EU – Initiative.

19.12.06 US – Außenministerin Rice zu Sondermission in Athen (anschließend in Ankara). Bei Pressekonferenz offener Disput zwischen ihr und der griechischen Außenministerin Bakogiannis.

19.12.06 Armenien erklärt, bei türkischem Druck auf Griechenland alle Kontakte zur Türkei umgehend auszusetzen.

21.12.06 Die Türkei – Beitrittskandidat ohne Verhandlungen - beruft ihren Botschafter aus Athen ab.

29.12.06 Griechischer Journalist in CNN - Interview: „Greece is the cradle of civilization and shall protect it from Turkish barbarism."

30.12.06 Saddam Hussein wird gehängt.

 

Hit Counter